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Wirtschaft: Die Rezession soll keine Jobs kosten

Selbst bei einer schrumpfenden Wirtschaft stiege die Arbeitslosenzahl einer Studie zufolge nur um 20 000

Berlin - Selbst im Falle einer Rezession im kommenden Jahr wird die Arbeitslosigkeit in Deutschland nur leicht zunehmen. Bei einem Rückgang der Wirtschaftsleistung um 0,2 Prozent sei mit einem Anstieg um 20 000 Personen zu rechnen. Diese Projektion hat das Institut für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB) am Freitag veröffentlicht, die Denkfabrik der Bundesagentur für Arbeit. „Der Arbeitsmarkt wird robuster bleiben als in früheren Rezessionen“, schreiben die Forscher darin.

Eine entsprechende Wirtschaftskrise würde die Arbeitslosenzahl auf jahresdurchschnittlich 2,99 Millionen steigen lassen – nach 2,97 in diesem Jahr. Selbst dann wird die Erwerbstätigkeit aber mit einem Plus von 100 000 weiter steigen, heißt es in der Studie. Derzeit liegt sie bei 41,2 Millionen, das ist im historischen Vergleich bereits ein sehr hoher Stand. Die Arbeitslosenzahl war zuletzt wieder deutlich zurückgegangen, im September sank sie auf 2,796 Millionen, das ist der niedrigste Stand in einem September seit mehr als 20 Jahren.

Eine Rezession ist angesichts der sich abkühlenden Weltwirtschaft und der schwelenden Schuldenkrise in Amerika und Europa kein unrealistisches Szenario. Einige Wirtschaftsforscher rechnen bereits für das letzte Quartal dieses Jahres mit einem sinkenden BIP. Zuwachsraten von rund drei Prozent wie noch in diesem Jahr hat kein Ökonom auf dem Zettel.

Die robustere Verfassung des Arbeitsmarktes erklärt das IAB mit den Folgen der Hartz-Reformen und der moderaten Lohnpolitik. Allerdings würden die Firmen kaum im gleichen Maß Arbeitskräfte horten wie beim Rekord-Abschwung 2009. Damals war das BIP um 5,1 Prozent eingebrochen, Entlassungen hatte es aber kaum gegeben – auch, weil die Unternehmen Sorge hatten, entlassene Fachkräfte später nicht mehr wiederzubekommen. Ein solches Szenario sei unwahrscheinlich, da Deutschland bei einer Rezession nicht nur über den Exportbereich betroffen wäre. Zudem seien die Polster an Geld und Arbeitszeit in den Unternehmen „längst nicht mehr so groß wie damals“, befürchtet das IAB. 2009 habe die langjährige Lohnzurückhaltung überdies noch stärkere Wirkung gehabt als heute nach zwei Jahren Aufschwung. Die aktive Arbeitsmarktpolitik werde im Fall einer Rezession wieder wichtiger als heute, glaubt man beim IAB – derzeit fährt die Bundesagentur diese Instrumente noch zurück.

Insgesamt sei die Entwicklung für 2012 „noch sehr unsicher“. Deshalb hat das Institut auch eine Variante mit 1,6 Prozent Wachstum ausrechnen lassen. Ergebnis: Die Arbeitslosigkeit würde statt zu steigen „von Monat zu Monat leicht abnehmen“ – auf ein Jahresmittel von 2,89 Millionen. Auf die Beschreibung dieses günstigen Szenarios verwendet das IAB in der neunseitigen Studie allerdings nur 17 dünne Zeilen. Carsten Brönstrup

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