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Wirtschaft: Die Sandwich-Offensive

Die Fast-Food-Kette Subway will McDonald’s überholen. Das Ziel sind 1500 Restaurants in Deutschland

Köln - Mit einer aggressiven Expansionsstrategie will die amerikanische FastFood-Kette Subway den Deutschen ihre Sandwiches schmackhaft machen – und den Marktführer McDonald’s überholen. „Unser Ziel ist es, die größte Kette zu werden“, sagt Firmengründer und Inhaber Fred DeLuca, der am Freitag in Köln seine Deutschland-Pläne präsentierte. Schon in diesem Jahr soll die Zahl der Filialen auf 500 steigen. Bisher gibt es in Deutschland 307 Subway-Restaurants, 23 davon in Berlin. Zum Vergleich: McDonald’s betreibt deutschlandweit knapp 1300 Läden.

Marco Wild, Deutschland-Chef von Subway, kündigte an, die Zahl der Restaurants in den kommenden vier Jahren auf 1500 zu verfünffachen. Das geht sogar Firmengründer DeLuca ein bisschen schnell: „Das ist ein verdammt großes Ziel“, sagt er. „Ich hätte dafür etwas mehr Zeit veranschlagt.“ Seine ersten Sandwiches verkaufte DeLuca 1965, um sein Medizinstudium zu finanzieren. „Ich war 17 und hatte keine großen Pläne“, erzählt er. Heute gibt es weltweit mehr als 25 000 Subway-Restaurants, in denen die Mitarbeiter Baguettes vor den Augen der Kunden mit Salat, Käse und Fleisch belegen.

Die Kette funktioniert nach dem Franchise-System: Die amerikanische Mutter-Firma vergibt Lizenzen an selbstständig wirtschaftende Restaurant-Betreiber und bekommt im Gegenzug eine einmalige Lizenzgebühr und eine Umsatzbeteiligung – bei Subway sind es acht Prozent.

Die Bedingungen sind in Deutschland günstig, Fast Food boomt wieder. Ein Plus von 5,4 Prozent verbuchte die Branche 2005 laut Gastgewerbeverband Dehoga – bei schrumpfenden Gaststättenumsätzen. Im selben Zeitraum habe Subway seinen Umsatz hier zu Lande um zwei Drittel auf 73 Millionen Euro gesteigert, sagt Wild. Laut Dehoga belegt Subway damit in der Top-Liga der Fast-Food-Anbieter Rang sieben. „Das ist beachtlich, weil der Aufstieg so schnell geht“, sagt Sandra Warden, Geschäftsführerin der Dehoga-Fachabteilung Systemgastronomie. „Subway scheint mit dem Frische-Gedanken einen Nerv der Leute zu treffen.“

Trotzdem sind viele Branchenkenner skeptisch. Werner Vellrath, Gastronomie-Experte der Centralen MarketingGesellschaft der deutschen Agrarwirtschaft (CMA), hält die Deutschlandpläne des Unternehmens für „sehr optimistisch“. Denn das System funktioniere nur an besonders guten Standorten. „Die Betreiber müssen in stark frequentierte Lagen gehen“, sagt Vellrath, „und das ist teuer.“ Zudem seien Burger King und McDonald’s mit ihrer Preisstrategie eine harte Konkurrenz: Die großen Bulettenbrater verkaufen Burger für einen Euro, Subway hingegen verlangt fünf bis sechs Euro für ein 30-Zentimeter-Sandwich.

Sein Wachstum verdankt Subway vor allem den zahlreichen Neueröffnungen. „Man muss schauen, wie das Geschäft in den einzelnen Restaurants da hinterher kommt“, sagt Warden von der Dehoga. Die Einschätzung des Branchenblattes „food service“ klingt da alarmierend: Heruntergerechnet auf die Verkaufsfläche verringerte sich demnach der SubwayUmsatz 2005 um vier Prozent.

Kritik kommt deshalb auch von den Restaurant-Betreibern, also den Franchise-Nehmern von Subway. Vielen geht das Wachstum zu schnell, sie fühlen sich von der neu entstehenden Konkurrenz aus den eigenen Reihen überrumpelt. „Wir nehmen uns gegenseitig den Umsatz weg“, klagt ein Restaurant-Betreiber aus dem Rheinland. „Ich kann nur überleben, weil ich mit meiner Frau 80 Stunden in der Woche im Laden stehe.“ Besonders ärgert die Franchise-Nehmer, dass sie praktisch nichts gegen die Expansion vor der eigenen Haustür tun können. „Es gibt keine geschützten Gebiete“, bestätigte Firmengründer DeLuca.

„Subway muss sich an die Spielregeln halten“, fordert Bernd Rüdiger Faßbender vom Deutschen Franchise-Nehmer- Verband (DFNV). „Wir müssen darauf achten, dass der Ruf des Systems Franchising nicht leidet.“ Hier lenkt Subway nun offenbar ein: Deutschland-Chef Wild hat angekündigt, die Verträge mit FranchiseNehmern an die Regeln des Branchenverbandes anzupassen und sich einer unabhängigen Überprüfung zu unterwerfen.

Stefan Kaiser, Nils-Viktor Sorge

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