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Wirtschaft: Die Sonne brennt die Ernte weg

Brandenburgs Bauern verlieren bis zu 80 Prozent des Ertrags – Landesregierung verspricht Hilfe

Berlin – Erst ließ der Jahrhundertsommer Getreide und Gemüse vertrocknen, jetzt drohen heftige Niederschläge vielerorts die Ernte zu verhageln. Entsprechend düster liest sich die Bilanz, die der Deutsche Bauernverband am Donnerstag vorstellte. „Die deutsche Getreideernte fällt in diesem Jahr enttäuschend aus“, sagte Helmut Born, Generalsekretär des Deutschen Bauernverbandes (DBV), am Donnerstag in Berlin. Im Osten und im Norden Deutschlands seien die Schäden am größten.

Insgesamt erwartet der Verband eine Getreideernte von 40,5 Millionen Tonnen nach 45 Millionen Tonnen im Vorjahr. Die Sommergerstenernte sei voraussichtlich um ein Viertel eingebrochen, die Kartoffelernte um ein Fünftel, die Ausbeute beim Weizen um 13 Prozent. Weil der Weizen noch nicht vollständig eingebracht sei, wachse zudem jeden Tag die Gefahr, dass der Regen das Getreide verderbe.

In einzelnen Regionen sieht es noch viel schlimmer aus. Besonders stark betroffen sind die brandenburgischen Bauern: Einige Landstriche haben 80 Prozent ihrer Ernte verloren. Der Landesbauernverband schätzt den Ertragsausfall auf bis zu 150 Millionen Euro.

Sorgen machten sich die Bauern auch um ihre Tiere: Weil die Landwirte im Sommer nicht genügend Mais und Gras ernten konnten, haben Kühe und Schweine im Winter zu wenig Futter. Einige Betriebe würden ihren Tierbestand darum schon reduzieren. Andere müssten – bei sinkenden Einnahmen – teures Futter hinzukaufen. Bezahlen müssten die Bauern jetzt auch ihre Arbeiter und das Saatgut, um die Ernte des nächsten Jahres vorzubereiten.

Die Bauernverbände forderten die Bundesländer darum auf, „schnelle und unbürokratische“ Hilfe für die betroffenen Betriebe zu leisten. So sollten die EU-Gelder, die regelmäßig an 75 Prozent der brandenburgischen Bauern fließen, so schnell wie möglich ausgezahlt werden, anstatt wie geplant erst im Dezember.

„Wir wollen das machen“, sagte Jens-Uwe Schade, Sprecher des Landwirtschaftsministeriums in Brandenburg, dieser Zeitung. Zunächst müssten aber die Kreisämter die einzelnen Zahlungen genehmigen. „Erst wenn wir die Papiere haben, können wir die Kasse aufmachen.“ Schade appellierte an die Betriebe, „schnell alle Unterlagen an die Ämter zu geben“.

Zufrieden sind die Landwirte mit der Ernte von Äpfeln, Birnen, Kirschen und Pflaumen. Brandenburgs Obstbauern erwarten mit rund 32 000 Tonnen Äpfeln ein Plus von 19 Prozent gegenüber dem Vorjahr. „Die Wurzeln der Bäume reichen tief in die Erde. Darum kommen sie besser an das Wasser“, sagt ein Sprecher des Landesbauernverbands. Der Deutsche Bauernverband rechnet auch mit einem „guten Weinjahrgang“ 2006.

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