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Wirtschaft: Die Sonntagsöffnung spaltet den Einzelhandel: Ein Drittel dafür, ein Drittel dagegen

Der Einzelhandel ist nach einer Umfrage der Wirtschaftsauskunftei Creditreform in der Frage der Sonntagsöffnung tief gespalten. Jeweils rund ein Drittel der befragten Einzelhändler vertreten gegensätzliche Positionen, teilte Helmut Rödl, Hauptgeschäftsführer des Verbandes der Vereine Creditreform, am Mittwoch in Hamburg mit.

Der Einzelhandel ist nach einer Umfrage der Wirtschaftsauskunftei Creditreform in der Frage der Sonntagsöffnung tief gespalten. Jeweils rund ein Drittel der befragten Einzelhändler vertreten gegensätzliche Positionen, teilte Helmut Rödl, Hauptgeschäftsführer des Verbandes der Vereine Creditreform, am Mittwoch in Hamburg mit. Danach sprechen sich 35 Prozent für die Öffnung der Geschäfte an Sonn- und Feiertagen aus. 31,7 Prozent sind jedoch strikt dagegen. Weitere 31,5 Prozent sind grundsätzlich gegen die Arbeit an Sonn- und Feiertagen, befürworten aber Sonderregelungen. An der jährlichen Umfrage des Verbandes beteiligten sich fast 4000 Groß- und Einzelhändler.

Weitaus mehr Einigkeit besteht unter den Einzelhändlern über die Auswirkungen der gesetzlichen Änderungen bei den 630-DM-Jobs: Mehr als 70 Prozent geben an, dass sie die entsprechenden Stellen aufgelöst haben; 45 Prozent haben zudem Probleme, Teilzeitarbeitsplätze wieder zu besetzen. "Die Service-Qualität im Handel wird sich als Folge verschlechtern", sagte Rödl. Zudem könnten sich mittelständische Einzelhändler gar nicht auf flexiblere Öffnungszeiten einlassen, weil das dazu notwendige Personal fehle. Nach der Umfrage wollen rund elf Prozent der Einzelhändler mehr Mitarbeiter einstellen; dagegen planen knapp 15 Prozent Personalreduzierungen.

Nach wie vor sei der Handel einem markanten Umwälzungsprozess unterworfen, sagte Rödl weiter. "Die 2700 Firmenpleiten im deutschen Groß- und Einzelhandel in den ersten sechs Monaten dieses Jahres sind nur die Spitze des Eisbergs." Im vergangenen Jahr gab es dagegen bei 263 000 Gewerbeanmeldungen in diesem Wirtschaftsbereich 246 000 Abmeldungen. "Die Händler scheiden nicht durch Konkurs aus dem Markt, sondern schließen ihren Laden und melden ihn ab", erklärte Rödl. Eine Ursache für die schwierige Situation vieler kleiner und mittlerer Unternehmen sei die mangelnde Zahlungsmoral der Kunden, die zu langen Zahlungsfristen, fehlender Liquidität und Forderungsausfällen führe. So müssten manche Händler auf Forderungen bis zu einem Prozent ihres Umsatzes verzichten, was angesichts der geringen Margen im Handel oft existenzbedrohend sei.

Unterdessen teilte das Ordnungsamt in Leipzig mit, dass die Geschäfte in der Leipziger Innenstadt vorerst sonntags geschlossen bleiben. Dagegen erklärte das Leipziger Regierungspräsidium den Sonntagsverkauf überraschend für rechtmäßig. Trotz gegenteiliger Gerichturteile und einer Verfügung der Stadt könnten die Läden in der Innenstadt möglicherweise in drei Monaten wieder öffnen, stellte der Ordnungsamtschef am Mittwoch abend in Aussicht. Ein Scheitern an juristischen Hürden sei aber nicht auszuschließen.

Losgelöst von der Sonntagsöffnung ziehen die Umsätze im Handel wieder leicht an. Der Facheinzelhandel hat im Juli verglichen mit dem Vorjahresmonat um nominal ein Prozent zugelegt, preisbereinigt sogar um real knapp zwei Prozent. Das berichtete am Mittwoch der Hauptverband des Deutschen Einzelhandels (HDE). Dem Facheinzelhandel haben allerdings im Juli fünf verkaufsoffene Sonnabende zur Verfügung gestanden, im Juli 1998 dagegen nur vier.

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