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Wirtschaft: Die Tarifgespräche im Bankgewerbe stocken

Dienstleistungsgewerkschaft Verdi will nach ersten Streiks Druck auf Arbeitgeber erhöhen/10000 Banker legen Arbeit nieder

Frankfurt (Main) (ro). Die Tarifverhandlungen für die rund 460000 Beschäftigten bei privaten und öffentlichen Banken, Bausparkassen sowie bei Volksbanken stecken auch nach einer siebenwöchigen Denkpause in der Sackgasse. Arbeitgeber und die Dienstleistungsgewerkschaft Verdi wollen an ihren Positionen festhalten, Gesprächstermine gibt es derzeit nicht. Mehr noch: Die Gewerkschaft will den Druck erhöhen, nachdem am Donnerstag bundesweit bereits mehr als 10000 Banker gestreikt haben und unter anderem in Frankfurt, Berlin, Düsseldorf und Wiesbaden Filialen geschlossen blieben.

Verdi will den Ausstand an diesem Freitag fortsetzen und schließt auch einen längeren Streik nicht aus, wenn die Arbeitgeber nicht einlenken. „Wir sind auf eine lang anhaltende Auseinandersetzung eingestellt“, sagte Verdi-Chef Frank Bsirske am Donnerstag bei einer Kundgebung mit mehreren hundert Teilnehmer vor der Commerzbank- Zentrale in Frankfurt.

Nach Verdi-Angaben hatten allein in der Banken-Hauptstadt rund 4000 Beschäftigte ihre Arbeit niedergelegt, in Berlin seien es etwa 2000 gewesen. Dort waren über 150 Volksbanken- und Sparkassenfilialen sowie Ableger der Commerzbank betroffen.

Öffnungsklauseln umstritten

Streitpunkt zwischen den Tarifparteien ist die Absicht der Arbeitgeber, Öffnungsklauseln für die rund 235000 Kundenberater und Vertriebs-Mitarbeiter festzuschreiben. Das Tarifgehalt soll auf 65 Prozent des bisherigen Niveaus reduziert werden, so dass nur noch 1800 Euro im Monat garantiert wären. Alles was darüber hinausgeht, käme durch Provisionen zustande. Nach Angaben von Gerd Benrath, Hauptgeschäftsführer des Arbeitgeberverbandes Banken, wären nur Mitarbeiter mit einem „definierten“ Vertriebsauftrag betroffen, die Kunden aktiv ansprechen und überwiegend eigenverantwortlich arbeiten. Die Zustimmung zu einer solchen Tätigkeit wäre an eine doppelte Freiwilligkeit gebunden: Sowohl der Betriebsrat als auch der betroffene Arbeitnehmer müssen zustimmen. Nach Ansicht der Banken ist eine solche Öffnungsklausel aus Wettbewerbsgründen dringend erforderlich. Bei anderen Finanzdienstleistern und auch bei den Versicherern seien sie längst schon Alltag.

„Wir können dieses Ziel deshalb nicht aufgeben“, sagt Benrath. Man sei weiter verhandlungsbereit und erwarte, dass Verdi über die Vorschläge mit den Arbeitgebern spreche. Verdi lehnt eine solche Öffnung des Tarifgefüges strikt ab. „Die geplanten Verschlechterungen müssen vom Tisch“, sagte Verdi-Chef Bsirske in Frankfurt.

„Wir brauchen berechenbare Entlohnungsbedingungen.“ Man sei bereit, auf künftige Sondersituationen in der Branche zu reagieren, aber ohne dass Arbeits- und Entlohnungsbedingungen zur Disposition gestellt würden. Verdi will unter allen Umständen einen „Dammbruch“ verhindern, der mit Gehaltseinbußen von bis zu 15000 Euro verbunden wäre. Nach Ansicht von Bsirske können sich die Geldhäuser ein festes Tarifgefüge und auch eine Tariferhöhung leisten. „Wenn es bei den Banken eine Kostenkrise gibt, dann bestenfalls bei den Vorstandsgehältern."

Verhandlungsrunden ohne Ergebnis

Die Gewerkschaft hatte zunächst Gehaltserhöhungen von 6,5 Prozent gefordert, spricht mittlerweile aber nur von 3,5 Prozent. Die Arbeitgeber hatten ihren Mitgliedsinstituten nach der Unterbrechung der Verhandlungen geraten, freiwillig 3,1 Prozent mehr Lohn und Gehalt zu bezahlen. Der alte Tarifvertrag ist Ende April ausgelaufen. Seitdem sind Arbeitgeber und Gewerkschaft in drei Verhandlungsrunden und einem Sondierungsgespräch am 11. Juli kaum einen Schritt weitergekommen.

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