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Wirtschaft: Die Topkonzerne knausern bei der Dividende

Aktionärsvertreter fordern höhere Auszahlungen

Düsseldorf (lü/HB). Die überwiegende Zahl der Dax30-Aktiengesellschaften schüttet nur einen geringen Teil ihres erwirtschafteten Ergebnisses an die Aktionäre aus. Wie aus einer Untersuchung des Handelsblatts hervorgeht, könnten rund zwei Drittel der Unternehmen, gemessen am freien Cash-Flow (das sind die frei verfügbaren Finanzmittel), eine deutlich höhere Dividende zahlen, als für das Geschäftsjahr 2002 vorgeschlagen. So schütten Unternehmen wie Deutsche Bank, Hypo-Vereinsbank, Daimler-Chrysler und Siemens nur einen Bruchteil aus, während Allianz, RWE und Eon die Dividende quasi aus der Substanz zahlen.

Aktionärsschützerin Reinhild Keitel von der Schutzgemeinschaft der Kleinaktionäre und auch Jürgen Kurz von der Deutschen Schutzvereinigung für Wertpapierbesitz (DSW) können zwar nachvollziehen, dass einige Gesellschaften ihr Pulver zur zusätzlichen Risikodeckung trocken halten wollen. Trotzdem mahnen sie Unternehmen mit vollen Kassen zu mehr Großzügigkeit.

Denn Knausern haben viele der Dax-30-Gesellschaften gar nicht nötig. Bei Eigenkapitalquoten von mehr als 50 Prozent wie bei Schering und SAP kann man wohl kaum von bilanziellem Notstand sprechen, und auch niedrigere Werte, wie bei Linde (33 Prozent) oder Siemens (30 Prozent) lassen auf noch genügend Substanz schließen.

Die Cash-Flow-Spitzengruppe wird von zwei Konzernen angeführt, die im vergangenen Jahr zwar ein dickes Cash-Minus im operativen Bereich aufwiesen, durch umfangreiche Beteiligungsverkäufe jedoch trotzdem über ein volles Portemonnaie verfügen. So konnte Spitzenreiter Deutsche Bank durch Beteiligungsverkäufe rund 22,9 Milliarden Euro freien Cash-Flow realisieren, die Hypo-Vereinsbank erzielte durch entsprechende Sondererträge 4,9 Milliarden Euro.

Dass der Aktionär von diesem Geldsegen kaum profitiert, liegt daran, dass die deutsche Ausschüttungspolitik traditionell auf Dividendenkontinuität ausgelegt ist. Sonja Schemmann von der Fondsgesellschaft DWS wundert dies nicht: „Wenn in einer Periode Sondererträge ausgeschüttet werden und die Dividende im nächsten Jahr wieder zurückgenommen werden muss, so hat dies oft negative Auswirkungen auf den Börsenkurs."

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