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Wirtschaft: Die Tücken des Teebeutels

Es gibt zahlreiche Gründe, auf jeder Geschäftsreise nach Beirut bei Ahmed hereinzuschauen. Zu nennen sind Vorspeise, Hauptgang, Nachtisch.

Es gibt zahlreiche Gründe, auf jeder Geschäftsreise nach Beirut bei Ahmed hereinzuschauen. Zu nennen sind Vorspeise, Hauptgang, Nachtisch. Oder der Blick aus seinem Fischrestaurant direkt auf die Brandung, bei Seegang klatscht die Gischt gegen die Fenster. Oder die Musik: Stimmt der Sänger auf seiner Gitarre einen Schlager an, singen die Libanesen im Lokal mit, manche auch mit vollem Mund. Vor allem aber ist es Ahmed selbst – von seiner Unternehmungslust, da kann man noch was lernen!

Ahmed ist wohl Mitte vierzig, hier in Beirut aufgewachsen. Seine Bewegungen sind bedächtig, seine Augen flink. Er ist ein bescheidener, leiser Mann, aber als er beim Nachtisch von seinem neuesten Geschäft erzählt, kann er seinen Stolz kaum verbergen: „Ich habe mit Partnern die Lizenz von Lipton Tee für den Irak erworben!“ Sofort schießt der Gedanke an 22 Millionen Iraker durch den Kopf und wie sie in Teehäusern die Beutel langsam in ihre Gläser senken – Ahmeds Beutel.

Doch sein Blick verdunkelt sich: „Leider haben wir gerade vier Laster mit Ware verloren, kurz vor Bagdad. Weg!“ Bewaffnete hätten die Kolonne gestoppt. „Allah sei Dank: Die Fahrer haben sie lebend laufen lassen.“ Versicherungen gegen Straßenräuber im Irak gibt es nicht.

Und dann das Problem mit der Werbung: Zwar kann jeder Plakatwände in Mosul, Bagdad oder Basra buchen. Aber wer guckt schon, ob die Plakate dann auch wirklich hängen? „Die schicken zwar Fotos mit Belegen – aber die könnte mein Neffe auch im Computer basteln.“ Er blickt aufs nachtschwarze Meer und lächelt wieder zuversichtlich: „Es wird schon gut gehen, man muss nur entschlossen einen Schritt nach dem anderen tun.“ Dann, verschmitzt: „Übrigens, das nächste Geschäft plane ich in Doha – aber davon erzähle ich dir nächstes Mal.“

Am nächsten Tag, Rückflug über Syrien. Der kleine Bildschirm zeigt die Landkarte mit dem Radius von Ahmeds Geschäften: Da ist Katar mit Doha, da der rote Punkt für Beirut. Und da der große Irak. Zehn Kilometer weiter unten erkennt man die Wüstenpisten. Heute schon wollte Ahmed die nächste Kolonne in den Irak schicken, beladen mit Beuteln für Millionen irakische Teetrinker.

Der Autor (45) betreibt eine Medienfirma in Dubai und lebt abwechselnd dort und in Berlin.

ein Geschäftsmann

aus Berlin, erzählt von Arabien

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