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Wirtschaft: Die Unsicherheit hält die Welt in Atem

BERLIN (Tsp).Die Unsicherheit über die Zukunft von US-Präsident Bill Clinton und die Entwicklung in Rußland haben am Freitag erneut die Börsen weltweit verstört.

BERLIN (Tsp).Die Unsicherheit über die Zukunft von US-Präsident Bill Clinton und die Entwicklung in Rußland haben am Freitag erneut die Börsen weltweit verstört.Die Aktienkurse zogen in Europa und den USA nach einer anfänglichen Talfahrt allerdings wieder an: Der Deutsche Aktien-Index (Dax) beendete den Xetra-Handel sogar im Plus.Der US-Dollar rutschte jedoch weit unter die Marke von 1,70 DM.Immer mehr Anleger gingen in den sicheren Hafen der festverzinslichen Wertpapiere: Die Umlaufrendite öffentlicher Anleihen sank auf ein historisches Tief.

Der Deutsche Aktienindex (Dax) fiel bis zum Ende des Parketthandels in Frankfurt um 10,18 Punkte auf 4737,15 Punkte.Zwischenzeitlich war das Börsenbarometer bis auf 4600 gesunken und zeitweise auch auf 4777 gestiegen.Händler sagten, die hohe Schwankungsanfälligkeit werde sich in der nächsten Woche fortsetzen.Im längerlaufenden Xetra-Handel, wo der Umsatz in Dax-Titeln höher ist, stieg das Kursbarometer in den letzten Minuten auf 4754,65 Punkte, was einem Plus von 0,2 Prozent entspricht.

An der größten europäischen Aktienbörse in London fielen die Kurse bis kurz vor Schluß um 1,3 Prozent.Zwischenzeitlich rutschteder Londoner FTSE-100-Index unter die psychologisch wichtige Marke von 5000 Punkten auf den tiefsten Stand seit Januar.Die Investoren folgten der weltweiten Tendenz zum Verkauf von Aktien, sagten Händler.Die Furcht vor einem Überschwappen der Krisen in Asien und Rußland auf Lateinamerika belastete die Börsen ebenfalls.Auch an den asiatischen Märkten war die Talfahrt am Freitag unvermindert weitergegangen.Der Nikkei-Index der Tokioter Börse brach um über fünf Prozent ein, der Hongkonger Hang-Seng-Index gab um knapp 3,5 Prozent nach.

Unterdessen hat das russische Abgeordnetenhaus, die Duma, Viktor Geraschtschenko als neuen Gouverneur der Zentralbank bestätigt.Er folgt in diesem Amt Sergej Dubinin, dessen Rücktritt die Duma zugleich akzeptierte.In einer Rede vor seiner Ernennung umriß Geraschtschenko die Leitlinien seiner Politik.Danach will er in erster Linie für die Wiederherstellung der Liquidität des Bankensystems sorgen und die Kreditinstitute retten, die überlebensfähig sind.In diesem Zusammenhang forderte er die Duma auf, das Gesetz aufzuheben, das es der Zentralbank verbietet, die Regierung zu finanzieren.

Der neue Zentralbank-Chef lehnte die Idee der Anbindung des Rubel an die Devisenreserven Rußlands ab.Zum Anwerfen der Notenpresse nehme er eine vorsichtige Haltung ein, sagte Geraschtschenko.In Regierungskreisen gibt es den Vorschlag, Lohnschulden des Staates mit einer "kontrollierten Geldemission" zu begleichen.Geraschtschenko hatte von 1989 bis 1991 die sowjetische Staatsbank und von 1992 bis 1994 die russische Zentralbank geleitet.Reformer hatten ihm vorgeworfen, die Sparpolitik der Regierung behindert zu haben.Er war nach dem sogenannten Schwarzen Dienstag am 11.Oktober 1994 entlassen worden, als der Rubel an einem Tag 27 Prozent seines Werts verloren hatte.

Die Kurse an den internationalen Finanzmärkten stehen auch weiterhin kräftig unter Druck.Ein nach der Sex- und Meineidaffäre um US-Präsident Bill Clinton mögliches Amtsenthebungsverfahren verunsichere die Aktien- und Devisenmärkte weltweit, sagten Händler.Hinzu kämen die Wirtschaftskrisen in Asien und Sorgen über die Konjunkturentwicklung in Lateinamerika.Der Wertverlust des US-Dollar setzte sich ebenfalls fort.Der amtliche Mittelkurs fiel in Frankfurt auf 1,6895 DM von 1,7063 DM am Vortag - auf das niedrigste Niveau seit Ende Mai vorigen Jahres.

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