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Wirtschaft: Die USA wollen nicht Schuld sein am Scheitern von Koch-Weser

Zurückhaltend hat das offizielle Washington auf den Rückzug des deutschen Staatssekretärs Caio Koch-Weser als Kandidat für den Chefsessel beim Internationalen Währungsfonds (IWF) reagiert. Auch zum neuen EU-Kandidaten Horst Köhler, dem Chef der Osteuropa-Entwicklungsbank in London, gab es am Dienstag zunächst keine offizielle Stellungnahme der US-Regierung.

Zurückhaltend hat das offizielle Washington auf den Rückzug des deutschen Staatssekretärs Caio Koch-Weser als Kandidat für den Chefsessel beim Internationalen Währungsfonds (IWF) reagiert. Auch zum neuen EU-Kandidaten Horst Köhler, dem Chef der Osteuropa-Entwicklungsbank in London, gab es am Dienstag zunächst keine offizielle Stellungnahme der US-Regierung. Berater Clintons im Weißen Haus wiesen im Gespräch mit dem Tagesspiegel darauf hin, dass es für US-Reaktionen zu früh sei, solange Paris und Rom deutliche Vorbehalte gegen Köhler als gemeinsamen EU-Kandidaten für den IWF haben.

Der amerikanische Widerstand war die vergangenen Monate über mitentscheidend für das Scheitern Koch-Wesers, der jahrzehntelang bei der Weltbank arbeitete und jetzt Finanz-Staatssekretär in Berlin ist. "Gut für Koch-Weser", kommentierte eine ranghohe europäische IWF-Mitarbeiterin in Washington dem Tagesspiegel gegenüber den Rückzug des Kandidaten.

US-Regierungskreise zeigten sich ungehalten über die deutsche Version, Caio Koch-Weser sei an barschem US-Widerstand gescheitert. Bundeskanzler Schröder hatte Präsident Clinton angerufen, um dessen Zustimmung zu Koch-Weser zu sichern, verstand ihn dann, so die US-Lesart, aber falsch, als Clinton die US-Unterstützung für "einen qualifizierten europäischen Kandidaten" signalisierte. Nach wochenlangem Sperrfeuer war klar, dass diese Beschreibung nicht als Lorbeer für Koch-Weser gemeint war.

Noch in der vergangenen Woche, zeitgleich mit der für Koch-Weser unglücklich verlaufenen ersten Probeabstimmung unter den IWF-Direktoren, ging eine Liste mit weiteren Vorschlägen der Bundesregierung im Weißen Haus ein. Neben Horst Köhler seien auch Otmar Issing und David Folkerts-Landau genannt worden, hieß es in Washington.

Issing war Professor für Wirtschaftswissenschaften in Würzburg und Chefökonom der Deutschen Bundesbank. Heute ist er Chefökonom der Europäischen Zentralbank in Frankfurt. Folkerts-Landau war lange beim IWF. Bei der Deutschen Bank kaufte ist er für die neuen Märkte der ehemaligen Entwicklungsländer ("Head of Emerging Markets"). Nach der russischen Finanzkrise verlangte Folkerts-Landau mit Nachdruck, Privatinvestoren müssten nach Börsen-Crashs mehr Verantwortung tragen, sie dürften ihr Risiko nicht an den IWF delegieren.

Diese Position, die ihm in der Spitze der Deutschen Bank viel Kritik eintrug, macht Folkerts-Landau zu einem Freund amerikanischer Positionen. US-Finanzminister Larry Summers hat wiederholt verlangt, sich im Zuge der Reform des IWF auf Kernaufgaben zu beschränken und die Feuerwehrrolle nicht als Ersatz für privates Risiko zu verstehen. Folkerts-Landau leitet heute die Abteilung "Global Research" der Deutschen Bank in London.

Schröder habe Clinton um eine rasche Reaktion auf seine Personalvorschläge gebeten, hieß es. Das Weiße Haus gab sich zugeknüpft, ob es eine entsprechende Rückmeldung gegeben habe. Der deutsche Exekutivdirektor des IWF, Bernd Esdar, konnte die Existenz der Clinton zugeleiteten Namensliste im Gespräch mit dem Tagesspiegel nicht bestätigen.

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