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Wirtschaft: Die Verbraucher kaufen wieder

Einzelhandel sieht Talsohle erreicht und hofft auf Trendwende im Weihnachtsgeschäft – doch die Regierung dämpft

Berlin (brö). Nach dem überraschend guten Start des Weihnachtsgeschäftes erwartet der deutsche Handel nun eine Trendwende beim Konsum. „Es spricht vieles dafür, dass die Verbraucher nach der langen Zurückhaltu ng nun aus Trotz konsumieren“, sagte Hubertus Pellengahr vom Einzelhandelsverband HDE am Montag dem Tagesspiegel. Auch die Kaufhäuser zeigte sich zuversichtlich, „dass wir am Ende der Talsohle sind“. Das Wachstum der Gesamtwirtschaft wird nach Einschätzung der Bundesregierung aber weiter mäßig sein.

„Die Geschäfte waren am Wochenende voll, die Leute haben endlich wieder gekauft“, sagte Johann Hellwege, Hauptgeschäftsführer der Bundesarbeitsgemeinschaft der Mittel und Großbetriebe des Einzelhandels (BAG). Angesichts zahlreicher Rabatte, stagnierender Preise und der bevorstehenden Weihnachtstage sei bei den Verbrauchern „eine Barriere gefallen“. Der Aufwärtstrend sei zwar nur „zart“, nach den vergangenen schlechten Monaten aber ein Zeichen der Hoffnung. Hubertus Pellengahr vom HDE sagte, nun sei es möglich, Weihnachten ähnlich hohe Umsätze zu erzielen wie im vergangenen Jahr. Damals hatte der Handel 10,2 Milliarden Euro mehr eingenommen als in Durchschnittsmonaten. In den ersten drei Quartalen dieses Jahres hatten Kaufhäuser und Läden die größten Umsatzeinbrüche seit dem Krieg erlebt.

Konjunkturexperte Ralph Solveen von der Commerzbank in Frankfurt (Main) erklärte, offenbar sei die Stimmung schlechter als die Lage. „Wegen der hohen Lohnsteigerungen aus den Tarifrunden ist das verfügbare Einkommen aller Bürger gewachsen. Das spürt nun auch der Handel“, sagte er dieser Zeitung. Zudem seien nicht so viele Jobs abgebaut worden, dass darunter der Konsum ernstlich leiden würde. Das Wachstum der gesamten Wirtschaft könne ein gutes Weihnachtsgeschäft jedoch nicht mehr entscheidend in die Höhe treiben. „Im vierten Quartal wird es nur ein Wachstum von maximal 0,2 Prozent geben – und Anfang 2003 einen deutlichen Dämpfer“, fürchtet er.

Auch die Bundesregierung befürchtet eine weiter nur verhaltene Wirtschaftsentwicklung, schreibt das Wirtschaftsministerium in seinem neuen Monatsbericht. Der private Kosum werde zulegen. Das gelte auch für die Industrieproduktion, die von der steigenden Auslandsnachfrage profitiere. Bremsend wirkten jedoch die weltweite Unsicherheit durch den Irak-Konflikt, die schwachen Börsenkurse sowie die stockende US-Konjunktur. Das Ministerium blieb bei der Prognose von 1,5 Prozent Wachstum in 2003. Fachleute erwarten Aufschluss über den weiteren Konjunkturverlauf von neuen Zahlen zum Ifo-Geschäftsklima, die heute veröffentlicht werden.

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