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Wirtschaft: Die Währungskrise in Asien nicht überdramatisieren

APA-Vorsitzender Heinrich von Pierer: Kein Grund zur Beunruhigung / Mit regionalen Partnern die Marktposition absichernVON DANIEL WETZEL BERLIN.Trotz der aktuellen Währungsturbulenzen in den asiatischen Tigerstaaten will der Siemens-Konzern sein Engagement in Fernost deutlich ausbauen.

APA-Vorsitzender Heinrich von Pierer: Kein Grund zur Beunruhigung / Mit regionalen Partnern die Marktposition absichernVON DANIEL WETZEL

BERLIN.Trotz der aktuellen Währungsturbulenzen in den asiatischen Tigerstaaten will der Siemens-Konzern sein Engagement in Fernost deutlich ausbauen."Ich sehe im Moment keinen Grund für irgendwelche hastigen Reaktionen", sagte der Vorstandsvorsitzende Heinrich von Pierer in einem Gespräch mit dem Tagesspiegel."Wichtige Länder wie Indien, China und Taiwan sind kaum betroffen, ich würde die Situation insgesamt nicht überdramatisieren", erklärte von Pierer vor den heute beginnenden Asien-Pazifik-Wochen.Der Auftragseingang von Siemens aus der Region betrage bereits in diesem Jahr rund 18 Mrd.DM - bei einem erwarteten Auftragseingang des Konzerns von rund 107 Mrd.DM -, sagte von Pierer."Wir gehen weiterhin von entsprechenden Steigerungsraten aus." Er habe eine "Vision für die nächsten fünf bis zehn Jahre" wonach der Konzern künftig mehr als 20 Prozent seines Umsatzes in Fernost erwirtschaften wird.Weitere 25 Prozent des Geschäfts entfielen dann auf Nord- und Südamerika.Europas Anteil gehe von heute 65 Prozent auf rund 50 Prozent zurück.Ausdrücklich lobte der Siemens-Chef den Bundeswirtschaftsminister, der deutschen Investoren bei ihrem Engagement in Asien oft erfolgreich politische Hilfestellung gebe."Herr Rexrodt, das haben mir alle Beteiligten dort bestätigt, hat einen hervorragenden Job gemacht." Von Pierer betonte,die gegenwärtige "Anpassungskrise" in den Tigerstaaten sei schon seit längerem erwartet worden.In solch dynamischen Wachstumsperioden, wie sie der Ferne Osten zur Zeit erlebe, seien zeitlich begrenzte Verwerfungen und Korrekturen nichts ungewöhnliches."Es war zu viel hot money im Spiel - kurzfristige Risikokredite, wo eine langfristige Finanzierung notwendig gewesen wäre." Grund für die gegenwärtige Malaise sei auch die Dollarbindung einiger asiatischer Währungen: "Das war für die Länder nur so lange gut, wie der Dollar nach unten gegangen ist", sagte von Pierer."Jetzt geht der Dollar nach oben, ohne daß die Produktivität in den Ländern schritthalten könnte - und irgendwann explodiert natürlich der Kessel." Er sehe jedoch keine Notwendigkeit, die Konzernstrategie in Asien zu ändern.Darin bestärkten ihn auch die internationalen Hilfsprogramme sowie die richtigen wirtschafts- und währungspolitischen Reaktionen in den betroffenen Ländern. "Wir gehen davon aus, daß sich der Anteil Asiens am weltweiten Elektromarkt von heute 38 auf gut 50 Prozent im Jahre 2010 ausdehnen wird", beschrieb der Konzern-Chef das Wachstumspotential.China habe sich nach Deutschland zum größten Siemens-Kunden im Bereich öffentliche Telefon-Netze entwickelt.In Singapur sei Siemens der größte ausländische Arbeitgeber.In Malaysia seien über 8000 Mitarbeiter beschäftigt, der größte Teil davon in der Chip-Produktion.Insgesamt verfüge Siemens in Asien über 80 Standorte, darunter 60 Produktionsstätten mit mehr als 50 000 Mitarbeitern.Bis zur Jahrtausendwende werde die Mitarbeiterzahl auf rund 70 000 anwachsen.Zu den bisherigen Investitionen in Höhe von drei Mrd.DM in Asien würde bis zum Jahre 2001 eine weitere Milliarde kommen. Möglichkeiten für weitere Expansion sieht von Pierer langfristig auch in Vietnam, das in den letzten zwei Jahren seine Chancen, "ein wirklich attraktiver Standort zu werden", nicht vollständig genutzt habe.Auch Indien sei als stabile Demokratie mit ihrer am englischen System orientierten Gerichtsbarkeit und wegen des englischen Sprachgebrauchs zunehmend ein attraktiver Standort.Allerdings begegne Indien ausländischen Investitionen noch immer mit zuviel Bürokratismus."Ich freue mich sehr, daß jetzt in Bombay die Entscheidung gefallen ist, ein Haus der deutschen Wirtschaft zu bauen", sagte von Pierer.Vor allem für deutsche Mittelständler werde es hier die richtige Hilfestellung geben, "mit begrenztem Risiko den Schritt auf den indischen Subkontinent zu tun". Gleichzeitig mahnte er die mittelständischen Unternehmen vor zuviel Asien-Euphorie: "Wer dort nicht vorsichtig vorgeht, riskiert unter Umständen Kopf und Kragen." Es sei wichtig, die Märkte genau zu betrachten."Ich würde mir sehr genau überlegen, ob das, was ich dort herstellen will, auf den Märkten wirklich gebraucht wird.Ich würde es solide finanzieren und am besten einen soliden Partner vor Ort suchen", lautet sein Rat an die Mittelständler.Als erster Schritt komme auch der Weg über ein deutsches Handelshaus in Frage.

DANIEL WETZEL

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