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Wirtschaft: "Die Welt fair-ändert sich tatsächlich"

Die gepa ist das größte Fair Handelshaus in Europa.Seit 23 Jahren handelt sie mit 120 Produzentengruppen in Lateinamerika, Afrika und Asien - zu fairen Preisen und mit langfristigen Lieferverträgen.

Die gepa ist das größte Fair Handelshaus in Europa.Seit 23 Jahren handelt sie mit 120 Produzentengruppen in Lateinamerika, Afrika und Asien - zu fairen Preisen und mit langfristigen Lieferverträgen.Über die Perspektiven des fairen Handels sprach Corinna Visser mit dem Geschäftsführer der gepa, Thomas Speck.

TAGESSPIEGEL: Herr Speck, kann man mit seinen Einkäufen tatsächlich die Welt verändern?

SPECK: Die Welt verändern, das klingt sehr hochtrabend.Auf jeden Fall verändert man, wenn man fair gehandelte Produkte kauft, ganz direkt die Welt des Produzenten.Und je mehr Menschen nach ethischen Gesichtspunkten einkaufen, desto größer wird der Markt.Das steckt wieder andere Marktteilnehmer an, die auch an dem Erfolg teilhaben wollen.So rückt das Thema "eine Welt" ins Bewußtsein von immer mehr Menschen - und die Welt verändert sich tatsächlich.

TAGESSPIEGEL: Inzwischen bietet auch der konventionelle Handel gepa-Produkte an.Wird die gepa benutzt, um das Image der Firmen aufzubessern?

SPECK: Es kann durchaus sein, daß mit unseren Produkten Imagepolitik betrieben wird.Aber das ist nie der einzige Grund: Die Händler stellen nichts ins Regal, was sie nicht verkaufen können.Es stört mich auch nicht, wenn die fair gehandelten Produkte für das Firmenimage benutzt werden.Wichtig ist, daß immer mehr Leute Zugang zu unseren Angeboten bekommen.Das mit dem Image stellt die Händler aber übrigens auch vor Probleme: Wenn ein fair gehandeltes Produkt im Regal steht, fragen die Leute doch nach, wie fair die anderen Produkte gehandelt werden.

TAGESSPIEGEL: Wo sehen Sie noch Absatzchancen?

SPECK: Am meisten verkaufen wir fair gehandelte Produkte in Deutschland über die Weltläden und Aktionsgruppen, aber auch in Supermärkten und an Großverbraucher.Bei den klassischen Kolonialwaren wie Tee oder Kaffee kommt man um das Thema "Dritte Welt" ja auch gar nicht herum, weil die Waren eben von dort kommen.Aber im Non-Food-Bereich sind wir noch völlig unterrepräsentiert.Es ist viel schwieriger, zum Beispiel Kleinmöbel oder Pflanzenpflegeprodukte aus fairem Handel in die Möbelhäuser oder Baumärkte zu bekommen.

TAGESSPIEGEL: Wenn deutschlandweite Filialisten große Mengen an Waren in gleichbleibender Qualität nachfragen, gibt es da keine Lieferschwierigkeiten?

SPECK: Nein, es ist eher umgekehrt.Wir können gar nicht mit allen Produzentengruppen zusammenarbeiten, die bei uns anfragen, weil der Markt noch gar nicht da ist.Die Produzentengruppen stehen vor der Tür, der Markt ist das Nadelöhr.

TAGESSPIEGEL: Gepa-Produkte sind teurer als herkömmliche Waren, schreckt das die Kunden ab?

SPECK: Der Preis spielt sicher eine wichtige Rolle.Gerade in einer wirtschaftlich angespannten Lage - denken Sie allein an die hohe Arbeitslosigkeit in Deutschland - tritt das Thema "Dritte Welt" natürlich in den Hintergrund.Sie müssen aber die Preisfrage im Zusammenhang mit der Qualität sehen: Unsere Lebensmittel sind alle im oberen Qualitätsbereich angesiedelt.Außerdem sind unsere Produkte erklärungsbedürftig.Deswegen verkaufen wir auch weitaus mehr Produkte in den Weltläden als in Supermärkten.Daß wir im "normalen" Einzelhandel Fuß gefaßt haben, hat den Weltläden nicht geschadet.Im Gegenteil: Die Angebote im konventionellen Handel wirken wie eine Brücke, sie bringen auch den Weltläden zusätzliche Kunden.

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