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Wirtschaft: „Die Wirtschaft allein kann die Welt nicht ändern“

Siemens-Chef Heinrich von Pierer spricht als erster Unternehmer vor dem UN-Sicherheitsratüber den Wiederaufbau in Kriegsgebieten

New York . Die Stuhlreihen im Sicherheitsrat der Vereinten Nationen in New York waren voll besetzt, auch Vertreter aus Israel und dem Kosovo baten um das Wort. Sie waren gekommen, um ein Thema zu diskutieren, das in den vergangenen Jahren immer wichtiger geworden ist: Die Nationenbildung und welche Rolle die Wirtschaft dabei spielen kann. Erstmals in der Geschichte des Gremiums sprach ein Unternehmer: Siemens-Chef Heinrich von Pierer. „Die Wirtschaft allein kann die Welt nicht ändern“, sagte von Pierer, „aber zusammen mit öffentlichen Partnern kann die Wirtschaft einen entscheidenden Beitrag im Kampf gegen Gewalt, Anarchie und Terrorismus leisten.“ Es gebe mehrere Projekte, die das belegten, „und wir sind bereit, mehr zu tun“. Schon seit 157 Jahren mache Siemens weltweit Geschäfte und habe Erfahrung in Krisensituationen.

Das deutsche Unternehmen ist derzeit ebenso beim Wiederaufbau von Afghanistan engagiert wie bei der Reparatur und Erneuerung der Infrastruktur im Irak. Trotz der Sicherheitsrisiken errichtet Siemens ein Mobilfunknetz im Norden Iraks und baut ein Kraftwerk wieder auf. „Wenn die Risiken zu hoch werden, müssen wir uns zurückziehen“, sagte von Pierer, „aber wir kommen wieder.“ Entscheidend sei in allen Fällen eine enge Kooperation zwischen Wirtschaft und öffentlichem Sektor, sagte von Pierer.

Der Erfolg des Wiederaufbaus hänge außerdem wesentlich von der Finanzierung ab. Hierfür müsste der private Sektor mit den Partnern der internationalen Organisationen wie der Weltbank und den Entwicklungsagenturen zusammenarbeiten: „Das finanzielle Risiko kann nicht von der Wirtschaft getragen werden.“ Instrumente wie staatliche Garantien und Public Private Partnerships müssten deshalb so schnell wie möglich nach einem Konflikt zur Verfügung stehen. Die deutsche UN-Delegation, die in diesem Monat zum zweiten Mal dem Weltsicherheitsrat vorsitzt, hatte neben von Pierer auch Weltbank-Präsident James D. Wolfenson eingeladen.

Matthias Krause

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