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Wirtschaft: Die Wirtschaft formiert sich

BDI-Präsident Thumann will mit dem DIHK fusionieren. In der Industrie überwiegen die Zweifel. Die Berliner IHK ist dafür

Berlin - BDI-Präsident Jürgen Thumann unternimmt einen zweiten Versuch zur Fusion des Industrieverbandes mit einem anderen Spitzenverband. In einem Brief informierte Thumann die Mitgliedsverbände des Bundesverbandes der Deutschen Industrie über „eine etwaige Zusammenführung von BDI und DIHK in einen neuen gemeinsamen Verband“. Der Deutsche Industrie- und Handelskammertag ist die Dachorganisation der IHKs. BDI, DIHK und die Bundesvereinigung der Deutschen Arbeitgeberverbände (BDA) residieren gemeinsam im „Haus der Wirtschaft“ in Berlin-Mitte. Thumann hatte ursprünglich eine Fusion mit der BDA favorisiert, scheiterte damit aber am Widerstand wichtiger BDI-Verbände wie zum Beispiel den Maschinenbauern.

Wie es in Wirtschaftskreisen heißt, ist Thumann vor rund drei Wochen mit dem Fusionsanliegen bei DIHK- Präsident Ludwig Georg Braun vorstellig geworden. Nachdem der Plan aber durchgesickert sei, habe sich das BDI-Präsidium in seiner Sitzung am Montag entschlossen, alle Mitgliedsverbände zu informieren. Eine Arbeitsgruppe unter der Leitung von Thumann und Braun soll nun „eine etwaige Zusammenführung“ prüfen und „binnen kurzer Zeit ein Ergebnis vorlegen“. Ausdrücklich wird in dem Thumann-Schreiben betont, dass die BDA durch die Gespräche nicht ausgegrenzt werde.

Allerdings ist das Verbändechaos ziemlich groß. „In diesem Spiel spielen alle mit gezinkten Karten“, sagt ein hoher Funktionär, der in dieser Sache ebenso wenig genannt werden möchte wie andere Wirtschaftsvertreter. Bislang gingen die Fusionsskeptiker als Gewinner vom Tisch. Obwohl Thumann die treibende Kraft für einen Zusammenschluss ist, gibt es die größten Widerstände in eigenen Lager. „Ich sehe da null Chancen“, sagte ein BDI-Vizepräsident auf Anfrage. Doch brauche der Industrieverband eine „Restrukturierung“ und „mehr Effizienz“. Spekulationen, dass finanzielle Schwierigkeiten den BDI zu einer Fusion zwingen, werden dementiert.

Jan Eder, Hauptgeschäftsführer der Berliner IHK, begrüßte die Fusionspläne. „Ich finde das sehr gut“, sagte Eder auf Anfrage. Die „Gesamtinteressenvertretung“ für alle Branchen und die Zwangsmitgliedschaft in den IHKs dürften aber nicht aufgegeben werden. Da es große Überschneidungen in den Fachabteilungen von BDI und BDA gebe, beide haben Stäbe für Steuern, Außenwirtschaft, Umwelt und Verkehr, seien erhebliche Synergien möglich.

Bei den einzelnen IHKs, die als öffentlich-rechtliche Organisationen „keine brutale Interessenvertretung“ machen dürfen, wie ein Verbandsmann sagt, würde sich durch eine Fusion der Dachorganisationen nicht viel ändern. Die Abneigung gegen die regional orientierten IHKs und damit gegen die Fusion formuliert ein Industrievertreter so: „Wir sind im internationalen Geschäft tätig und hätten es dann mit Provinzlern zu tun.“

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