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Wirtschaft: Die Zeit der Aktien hat in Europa gerade erst begonnen

Die Allianz soll nach dem Willen ihres Vorstands Hennig Schulte-Noelle verstärkt in die Vermögensverwaltung einsteigen und damit auf diesem Feld zu den Banken in direkte Konkurrenz treten.Über die Pläne des Versicherungsriesen sprach Thomas Magenheim mit dem für die Vermögensverwaltung zuständigen Vorstand der Allianz Versicherungs-AG, Joachim Faber.

Die Allianz soll nach dem Willen ihres Vorstands Hennig Schulte-Noelle verstärkt in die Vermögensverwaltung einsteigen und damit auf diesem Feld zu den Banken in direkte Konkurrenz treten.Über die Pläne des Versicherungsriesen sprach Thomas Magenheim mit dem für die Vermögensverwaltung zuständigen Vorstand der Allianz Versicherungs-AG, Joachim Faber. TAGESSPIEGEL: Herr Faber, wieviel Geld verwaltet die Allianz zur Anlage an den Finanzmärkten der Welt? FABER:Die Kapitalanlagen der Allianz Gruppe betrugen Ende 1996 zu Buchwerten 344 Mrd.DM.Mit der geplanten Übernahme des französischen Versicherers AGF würde sich dieses Volumen um rund 100 Mrd.DM erhöhen.Von den 344 Mrd.DM entfielen 19 Mrd.DM auf die fondsgebundene Lebensversicherung und 31 Mrd.DM auf Vermögensanlagen für Dritte, Privatpersonen und institutionelle Anleger. TAGESSPIEGEL:Damit zählen Sie zu den größten und erfahrensten Kapitalanlegern weltweit.Von welchen Anlagen raten Sie derzeit ab? FABER: Investments in asiatische Finanztitel sollten in den nächsten Monaten besonders selektiv vorgenommen werden. TAGESSPIEGEL: Wie hat die Allianz auf die Finanzkrise reagiert, und in welchem Umfang ist sie davon betroffen? FABER: Asien ist und bleibt ein wichtiger Baustein unserer Anlagestrategie.Die Allianz ist dort aber deutlich unterproportional betroffen.Nur knapp eine halbe Mrd.DM, also rund 0,1 Prozent aller Allianz-Kapitalanlagen sind in Asien investiert.Es bleibt mittel- bis langfristig eine wichtige Wachstumsregion, besonders im Vergleich zu den überalternden Industrieländern.Sowohl wegen der Rendite als auch zur Risikostreuung halten wir an Asien-Investments fest und werden diese weiter aufbauen. TAGESSPIEGEL: Hierzulande zeigen die Aktienkurse nicht mehr ungebrochen nach oben.Nähert sich die Boomphase der Aktie wieder ihrem Ende zu? FABER: Nein.Die Zeit der Aktie hat zumindest in Europa gerade erst angefangen.Der Euro wird die Attraktivität europäischer Aktien weiter steigern.Darüber hinaus setzt sich nun auch in Europa eine stärkere Shareholder Value-Orientierung durch, was den Restrukturierungsprozeß in der europäischen Wirtschaft in Gang halten wird.Damit bestehen auch gute Perspektiven für eine weiter positive Entwicklung der Unternehmensgewinne.Zusätzlich entstehen in Osteuropa mittelfristig attraktive Aktienmärkte.Auch die Probleme der staatlichen Alterssicherungssysteme werden sich in einer erhöhten Aktiennachfrage niederschlagen. TAGESSPIEGEL: Schlägt sich die Attraktivität der Aktie auch in den Wünschen von Anlegern in ihrem Hause nieder? FABER: Der absolute Renner ist der "Allianz- Flexi-Fonds", der zu 75 Prozent in europäische Renten und zu 25 Prozent in europäische Aktien investiert.1997 betrug sein Wertzuwachs 17,9 Prozent, im Dreijahresdurchschnitt 16,9 Prozent. TAGESSPIEGEL: Sie haben kurz angesprochen, daß der Euro für Anleger einige Änderungen bringen wird.Wie und wann werden sie spürbar? FABER: Durch den Euro erweitert sich das zulässige Anlagespektrum der deutschen Versicherer um ein Vielfaches, da restriktive Vorschriften damit entfallen.Ich wäre froh, wenn auch der deutsche Gesetzgeber seine Anlagevorschriften lockern würde.Dabei denke ich insbesondere an eine Erhöhung der zulässigen Aktienquote von 30 auf 50 Prozent des Anlagekapitals.Insgesamt erwarte ich eine Europäisierung unserer Kapitalanlagen, steigende Aktienanteile und zunehmende Bedeutung etwa von Industrieanleihen am Rentenmarkt.

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