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Im schlimmsten Fall findet Insolvenzverwaltung Arndt Geiwitz keinen Käufer für Schlecker – die Marke würde verschwinden. Foto: dapd

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Wirtschaft: Die Zeit läuft ab

In den nächsten Wochen muss Schlecker-Insolvenzverwalter Geiwitz einen Investor finden.

Berlin - Gut drei Monate nach der Schlecker-Insolvenz kommt der Verkaufsprozess nur schleppend voran. Arndt Geiwitz, Insolvenzverwalter der einst größten Drogeriekette Deutschlands, ist nach eigenen Angaben in Gesprächen mit fünf „ernsthaften“ Interessenten für eine Übernahme. Ende Mai will er einen Investor vorstellen. Am 5. Juni tritt die Gläubigerversammlung in Ulm zusammen. In den vergangenen Tagen musste sich Geiwitz indes gegen Stimmen verteidigen, denen zufolge die vorliegenden Angebote nicht wirklich zwingend seien. An der Qualität der Angebote habe sich nichts geändert, betonte der Insolvenzverwalter. Handelsexperten ziehen das nicht in Zweifel, wohl aber die Qualität der Angebote. „Ich kann mir gut vorstellen, dass diejenigen in Unternehmenskreisen recht haben, die keines der aktuellen Angebote für seriös oder realistisch halten“, sagte Thomas Roeb, Handelsprofessor an der Hochschule Bonn-Rhein- Sieg. Er selbst kenne zwar keine Details. „Ich weiß aber, dass keine der große Private-Equity-Firmen darunter ist.“

Aktuell wird die Suche nach einem risikobereiten Geldgeber zusätzlich belastet. Rund 4000 der Anfang März gekündigten 10 000 Mitarbeiter gehen juristisch gegen Schlecker vor. Nachdem das Unternehmen klagewilligen Mitarbeitern zunächst eine Abfindung von 500 Euro angeboten hatte, nahm Insolvenzverwalter Geiwitz dies kurz darauf zurück. Verdi hatte das Vorgehen als ungerecht kritisiert, da nur Mitarbeitern, die geklagt hatten, eine Abfindung angeboten wurde.

Geiwitz befürchtet, das Hin und Her um Klagen und Abfindungen könne abschreckend auf Investoren wirken. Das eigentliche Problem könnte aber auch ganz woanders liegen. Schlecker mit seinen vielen kleinen Filialen an wenig frequentierten Standorten passt weder zum Geschäft der Mitbewerber dm und Rossmann noch ist es für große Handelsketten wie Rewe oder Edeka attraktiv. Denn auch die Strategie von Meike und Lars Schlecker, Kinder des Firmengründers Anton Schlecker, die größeren Filialen zu modernisieren und damit zu stärken, scheiterte und konnte die Insolvenz letztlich nicht verhindern.

„Schlecker ist wie eine verblühte Schönheit“, umschreibt Handelsexperte Roeb das Problem. Das stelle auch die besten Schönheitschirurgen vor Probleme. Seiner Ansicht nach sieht es nicht gut für die verbliebenen 13 500 Mitarbeiter in den 2200 Filialen aus. „Wenn es Schlecker nicht gelingt, schnell einen finanzkräftigen und kompetenten Partner zu finden, muss man damit rechnen, dass es das Deutschlandgeschäft schon in wenigen Monaten nicht mehr gibt.“

Verdi hingegen warnt davor, zu schwarz zu malen. „Wir sehen gute Chancen, dass das bestehende Geschäft mit einem neuen Investor weitergeführt werden kann“, sagte Gewerkschaftssprecher Christoph Schmitz Ende vergangener Woche. Verdi setzt weiter auf Gespräche mit Insolvenzverwalter Geiwitz, das nächste am Mittwoch, und verlangt Informationen über potenzielle Käufer. „Wir müssen wissen, was sie vorhaben.“ Um den Verkaufsprozess zu beschleunigen, kündigten die Arbeitnehmervertreter an, auf eine jetzt fällige tarifliche Einmalzahlung verzichten zu wollen. Eine Entscheidung über die Zukunft der Kette werde immer dringlicher. In letzter Zeit häuften sich die Fälle, in denen Filialen geschlossen bleiben müssten, weil es an Personal fehle – als Folge der bereits ausgesprochenen Kündigungen. „Das vergrault auch noch die verbliebenen Stammkunden“, ärgert sich Verdi-Sprecher Schmitz.

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