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Wirtschaft: Die zweite Karriere des Niki Lauda

Formel 1-Weltmeister sind in der Regel exzentrisch; das bringt ihr Beruf mit sich.Gleich zwei Berufe kann einer der bekanntesten Vertreter der Zunft, der Österreicher Niki Lauda, vorweisen.

Formel 1-Weltmeister sind in der Regel exzentrisch; das bringt ihr Beruf mit sich.Gleich zwei Berufe kann einer der bekanntesten Vertreter der Zunft, der Österreicher Niki Lauda, vorweisen.Der dreifache Weltmeister, der kürzlich seinen 50.Geburtstag feierte, hat dieser Tage noch einen Grund zur Freude: Sein zweites berufliches Standbein hat sich über 20 Jahre hinweg prächtig entwickelt.Seine Fluggesellschaft Lauda Air, im April 1979 gegründet, umfaßt mittlerweile 22 Jets; die Flotte stellt einen Wert von weit über einer Mrd.US-Dollar dar.Doch was heute als eine der gefragtesten jungen Airlines gilt, benötigte einen langen Atem, um zum Erfolg zu gelangen.

Am 23.April 1979 startete Niki Lauda mit seiner Lauda Air GmbH; zwei gebraucht erworbene "Fokker 27" steuerten für österreichische Reiseveranstalter im Charterverkehr Ziele in Italien, Jugoslawien und Griechenland an."Ich war in meiner Zeit als Formel 1-Fahrer oft mit dem Service und dem Flugplan der Airlines unzufrieden und habe mir deshalb schon 1977 ein eigenes Flugzeug gekauft", so Niki Lauda.Daß der Erwerb der "Citation" letztlich den Beginn der zweiten Karriere des Niki Lauda bedeuten sollte, war seinerzeit niemandem klar.Anfangs war Lauda als Copilot auf seinen Flugzeugen unterwegs; nach einiger Zeit stieg er zum Captain auf einem "Learjet" auf, seinem zweiten Flugzeug."Der Spaß war einfach größer als im Formel 1-Cockpit", so Lauda rückblickend über sein Motiv, künftig gewerblich zu fliegen.Doch die junge Gesellschaft kam zwischen 1979 und 1984 nicht recht voran: Austrian Airlines, der österreichische Staatscarrier, war zu mächtig.

Deshalb wechselte Lauda 1984 erneut ins Rennwagen-Cockpit; er errang seinen dritten Weltmeistertitel.Im Jahr darauf tauschte er die Fokker gegen zwei BAC-Jets und begann eine Zusammenarbeit mit dem griechischen Reiseveranstalter ITAS.Damit konnte Lauda Air durchstarten; die ersten zwei Boeing 737 wurden angeschafft.Die ursprünglich als reine Chartergesellschaft gegründete Fluglinie expandierte mächtig.Der erste Linienflug fand im Mai 1988 statt: Bangkok, Hongkong und Sydney waren die Ziele.Die weltweite Linienkonzession erhielt die seit Juni 1990 an der Wiener Börse notierte Firma im Herbst desselben Jahres.

Weil Firmenchef Lauda von Beginn an besonderen Wert auf guten Service an Bord gelegt hatte, konnte sich die Lauda Air im Steigflug halten: Die Passagierzahlen wuchsen stetig, Austrian Airlines bekam - unerwarteterweise - Konkurrenz.Dies insbesondere dadurch, daß Niki Lauda Ende 1992 die Lufthansa in sein Boot holte: Der deutsche Staatscarrier übernahm im Rahmen einer Kapitalerhöhung gut ein Viertel der Aktien.Zur formellen Zusammenarbeit mit Austrian Airlines (AUA) kam es im Juni 1996: Beide Gesellschaften taten sich für einige europäische Flüge zusammen.Die strategische Allianz Lauda-Lufthansa-Austrian Airlines wurde im Frühjahr 1997 aus der Taufe gehoben.Die AUA übernahm 30 Prozent der Aktien.Mittlerweile erhöhte sie ihren Anteil auf 35,88 Prozent.Aktuell sind die Besitzverhältnisse folgendermaßen: Die Lauda Air GmbH hält 0,41 Prozent der Anteile, Niki Lauda selbst besitzt 29 Prozent, die Lufthansa 20 Prozent, der Rest ist im Streubesitz.

In der Business Class gab Niki Lauda Impulse für die gesamte Branche: Das Angebot in der "Amadeus-Class" an Bord der Boeing 767 mit Gourmet-Menüs und In-Seat-Video-Entertainment brachte die anderen Airlines in Zugzwang.Doch Lauda beschränkte sich nicht allein auf die Hochpreis-Klasse: In den zwei Boeing 777 gibt es auch für Passagiere der Economy-Class pro Sitz einen eigenen Bildschirm und ein Handset, mit dessen Hilfe Telefonate aber auch Video- und Glücksspiele möglich sind.Wie die Bekleidung der Flugbegleiterinnen, so ragt auch die Verpflegung der Economy-Class aus dem Airline-Einerlei heraus: Mehr als 30 Auszeichnungen für die Punkte Bordmenü und Service stellen für Lauda einen Beweis dar, "daß man wirklich gut sein kann, wenn man nur will".

Der Firmenchef setzt weiterhin auf seinen Leitspruch: "Nur wenn man auch das kleinste Detail im Griff hat, kann man wirklich perfekte Arbeit leisten." Das gelang nicht immer: Den schwärzesten Tag der Firmengeschichte markiert ein entsetzliches Fluzgzeugunglück.Aufgrund eines Konstruktionsfehlers - im Steigflug hatte sich die Schubumkehr des linken Triebwerks ausgelöst - stürzte eine Boeing 767 auf der Strecke Bangkok-Wien ab; 223 Menschen fanden den Tod.

Zwei kleine Flugzeuge und 30 Mitarbeiter bildeten im April 1979 die Lauda Air.Zum Ende des gerade abgelaufenen Wirtschaftsjahres beschäftigte die Fluglinie 1301 Mitarbeiter.Wien als Heimatflughafen ist via Lauda Air mit 19 europäischen Städten verbunden.Im letzten Geschäftsjahr wurden 1,56 Millionen Passagiere befördert.

Eine Besonderheit sind die Flugzeugnamen der Gesellschaft: Neben "Pablo Picasso" sind "James Dean", "Falco", "Enzo Ferrari" oder auch "Jochen Rindt" unterwegs."Sämtliche Personen haben für mich eine tiefe persönliche Bedeutung, oder ich bewundere sie besonders", sagt Niki Lauda.Der Chef ist nach wie vor gelegentlich auf dem Kapitänssitz zu finden.Zumeist steigt er dann in einen seiner Boeing-Jets ein."Wohin die Reise geht, ist mir eigentlich egal", meint der 50jährige.

ULF BÖHRINGER

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