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Wirtschaft: Dienstleister: Lachs ans Bett und Beule aus dem Blech

Es ist Sonntagmorgen, die ersten Sonnenstrahlen dringen durch die Jalousie ins Schlafzimmer. Leise öffnet sich die Tür.

Es ist Sonntagmorgen, die ersten Sonnenstrahlen dringen durch die Jalousie ins Schlafzimmer. Leise öffnet sich die Tür. Auf einem Silbertablett werden Lachs, Kaviar und Käse hereingetragen, im Sektkühler wartet eine Flasche Champagner darauf, geöffnet zu werden, und es duftet nach frischen Brötchen. Von einem solchen Frühstücks-Service ans Bett hat wohl jeder schon einmal geträumt, während er sonntags die Aufbackbrötchen in den Ofen schob.

Die Berlinerin Pamela Hauth lässt diesen Traum Wirklichkeit werden: Der "Hauth Frühstücksdienst" liefert ab 75 Mark aufwärts kulinarische Köstlichkeiten bis ans Bett - und das nicht nur am Wochenende. Unter der Woche ist Pamela Hauth ab sechs Uhr in der Früh auf Berlins Straßen unterwegs, um den Frühstückshunger ihrer Kunden zu stillen. "Viele verschenken ein Frühstück ans Bett zu Geburtstagen oder Hochzeitstagen", sagt Frau Hauth, und auch vergangenen Sonntag, am Muttertag, herrschte in ihrem Drei-Mann-Betrieb Hochkonjunktur. Monatlich beliefert Frau Hauth in den frühen Morgenstunden an die 100 Kunden mit Kaffee und Kaviar. Jetzt will sie ihren Frühstücksdienst auch in Großstädten wie München und Hamburg etablieren.

Dienstleistungen, wie Pamela Hauth sie bietet, sind mittlerweile ein profitables Geschäft. Nach einer Studie des Instituts der deutschen Wirtschaft stiegen in den vergangenen zehn Jahren die Ausgaben der Deutschen für Waren um 15 Prozent, für Dienstleistungen dagegen um 50 Prozent. Die Zukunft im Service-Sektor liegt nach Einschätzungen des Bundesverbands des Deutschen Groß- und Außenhandels (BGA) besonders in den Bereichen Freizeit, Wohnen, Reisen und Gesundheit. "Der Dienst am Menschen wird genauso wichtig wie die unternehmensbezogenen Dienstleistungen", sagt Volker Tschirch vom BGA.

In Berlin ist der Dienstleistungssektor zum Jobmotor geworden. Allein von 1991 bis 1998 sind in der Haupstadt rund 100 000 Arbeitsplätze im Bereich der privaten Dienstleistungen entstanden. Im vergangenen Jahr waren 1,2 Millionen Berliner im Dienstleistungssektor beschäftigt - das sind 80 Prozent der Erwerbstätigen. Zu Berlins Dienstleistungsbranche gehören nicht nur die Medien- und IT-Unternehmen, sondern auch die zahlreichen Kleinunternehmer, die mit ihren Service-Ideen den Hauptstadtbürgern das Leben angenehmer machen - wie zum Beispiel Karsten Liedtke, der 1999 die Firma Clean Call gründete. Clean Call macht den Gang zur Reinigung überflüssig: Ein Anruf genügt und die Schmutzwäsche wird beim Kunden abgeholt und 24 Stunden später frisch gereinigt wieder zurückgebracht. "Ein Großteil unserer 1500 Kunden sind Jungmanager und Junggesellen", sagt Liedtke. Der serviceorientierte Unternehmer kümmert sich nicht nur um Schmutzflecken, sondern auch um Blechschäden. Seit drei Jahren betreibt er die mobile Autowerkstatt Carfix, die sich auf verbeulte Autotüren und -dächer spezialisiert hat. Die Reparaturarbeiten bei Liedtkes "Beulenservice" sind bis zu 200 Mark günstiger als bei der Konkurrenz. "Die Dellen im Autoblech werden einfach von innen ausgedrückt", erklärt Lietdke. Diese Methode, in der Automobilindustrie schon seit 30 Jahren angewandt, sei ebenso effektiv wie kostensparend.

Mehr als 30 Jahre alt sind auch die Rezepte, nach denen die Mahlzeiten für Gudrun Eildermanns "Menütaxi" zubereitet werden. Das Menütaxi serviert jeden Tag 6000 Berlinern, die Pizza und Fast Food satt haben, frisch zubereitete Hausmannskost. "Wir beliefern sowohl Einzelhaushalte als auch ganze Bürogemeinschaften", sagt Geschäftführerin Eildermann. Auf dem Speiseplan stehen täglich acht verschiedene Gerichte zur Auswahl - vom Eintopf bis zur Kohlroulade. Auch die hungrigen Mägen von Vegetariern und Diabetikern werden mit speziell zubereiteten Speisen gefüllt. Zwischen 4 Mark 15 und 9 Mark 90 kostet eine warme Mahlzeit - Lieferservice inklusive.

Der Herr aller Dienstleister, der jede gewünschte Serviceleistung aufspürt, ist das Berliner Start-up Unternehmen Yellout. Das langwierige Suchen in den gelben Seiten, das nervige Abtelefonieren verschiedener Anbieter und komplizierte Rechenexempel zwecks Preisvergleich müssen jetzt nicht mehr sein. Bei Yellout, dem ersten europäischen Dienstleistungsvermittler im Netz, füllt der Kunde via Internet ein Auftragsformular mit seinen Wünschen aus. Das System sendet diese Anfrage anonymisiert an verschiedene Anbieter, deren Angebote dann dem Kunden automatisch und direkt zugeschickt werden. "Wir arbeiten deutschlandweit mit 25 000 Dienstleistern zusammen", erklärt Geschäftsführer Patrick Setzer. Auf der Suche nach Fliesenlegern, Friseuren und Finanzdienstleistern haben seit Januar 2000 bereits 50 000 Bundesbürger den kostenlosen Service von Yellout genutzt.

Dagmar Rosenfeld

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