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Wirtschaft: Discounter Plus senkt Preise in Berlin und Ostdeutschland

Künftig können sich Kunden über niedrige Preise freuen - Verbände sehen kleine Läden bedrohtbb Wieder einmal hat eine Einzelhandelskette nachgelegt im Preiskampf um den deutschen Lebensmittelhandel. Die Handelskette Plus will damit aber vor allem Verbraucher im Osten Deutschlands gewinnen.

Künftig können sich Kunden über niedrige Preise freuen - Verbände sehen kleine Läden bedrohtbb

Wieder einmal hat eine Einzelhandelskette nachgelegt im Preiskampf um den deutschen Lebensmittelhandel. Die Handelskette Plus will damit aber vor allem Verbraucher im Osten Deutschlands gewinnen. Die am Donnerstag gestartete Niedrigpreis-Kampagne "Purzelpreise" beschränke sich ausschliesslich auf die fünf neuen Bundesländer und Berlin, sagte ein Sprecher. In den kommenden sechs Wochen werden dort in den Plus-Filialen rund 360 Warenpreise dauerhaft gesenkt - das sind rund 15 Prozent des gesamten Sortiments. Außerdem wurden Hunderte von bisher bundesweit angebotenen Artikeln aus den Regalen genommen und gegen Ost-Produkte getauscht.

Plus hofft, mit dieser Umstellung den Geschmack der Einkäufer im Osten Deutschlands zu treffen. "Wir wollen mehr sein als billig", ergänzt Geschäftsführer Michael Hürter. Deshalb soll von nun an jedes vierte Produkt, das in den Filialen in den neuen Bundesländern verkauft wird, auch aus der Region kommen. In jeder dieser Plus-Filialen ist zudem der Gebrauch von EC-Karten möglich. Im Westen wird das flächendeckend erst Ende des Jahres möglich sein. Außerdem werden die Auswahl an Obst und Gemüse sowie die Fleischtheke vergrößert.

Nach Ansicht der Konkurrenz aber zieht Plus mit dieser Offensive nur nach. "Dauerniedrigpreise haben wir bei Minimal schon im Februar eingeführt", sagt Wolfram Schmuck, Pressesprecher der Rewe-Handelsgruppe, zu der neben Rewe auch Minimal- und Penny-Märkte gehören. Auch Produkte aus dem Osten habe man bereits lange im Sortiment. "Wenn Plus da jetzt so eine Kampagne startet, dann hatten sie wohl Nachholbedarf", mutmaßt Schmuck.

Ein Sprecher des Metro-Konzerns (Extra, Real) gibt sich ebenso wenig beeindruckt. Schon seit Wochen biete Real in seinen Ostfilialen rund 500 regionale Produkte an. Zusätzlich habe es Preissenkungen zwischen 20 und 25 Prozent gegeben. "Kein Handlungsbedarf für uns", kommentiert auch Edeka-Sprecher Joachim Brozeo. "Wer jetzt noch die Preise senkt, betreibt nur Wertvernichtung." Da die Wettbewerber gezwungen seien, ihre Preise dem neuen Niveau anzupassen, gewinne am Ende niemand.

Ein Gewinner steht jedoch fest: Die Kunden sehen sich seit Monaten mit immer neuen Schnäppchenpreisen umgarnt. Auch die Discounter Aldi, Lidl und Netto haben vor einigen Wochen wieder die Preise gesenkt. Derweil warnt die Arbeitsgemeinschaft der Verbraucherverbände, dass der harte Wettbewerb zu einer zunehmenden Konzentration im Lebensmittelhandel, zu Preisabsprachen und einem knapperen Angebot führen könnte. Auch der Berliner Einzelhandelsverband lehnt weitere Billig-Angebote der grossen Handelsketten ab. "Die Fortsetzung dieses Preiskrieges jeder gegen jeden vernichtet die kleinen Einzelhändler", klagt Geschäftsführer Nils Busch-Petersen.

Fraglich ist, wie weit die Discounter mit ihren Preisen überhaupt noch runter gehen können. Denn selbst die Großen machen inzwischen kaum mehr Gewinne. Und der Verkauf zu Dumping-Preisen ist sogar rechtlich ein Problem. So prüfte das Kartellamt vor Monaten die Preisoffensive der Kölner Rewe-Gruppe, weil diese angeblich dauerhaft Waren unter dem Einstandspreis verkauft hatte. Das jedoch ist wettbewerbswidrig, weil dadurch die Konkurrenz geschädigt wird. Damals konnte das Kartellamt den Vorwurf gegen Rewe nicht bestätigen. Auf eine solche Prüfung müssen sich aber in Zukunft vielleicht noch weitere Handelskonzerne gefasst machen.

bb

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