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Discounter-Skandal: Aldi bezahlt Verdi-Gegner - Gewerkschaft will klagen

Die Supermarktkette Aldi-Nord soll einem Medienbericht zufolge die arbeitgeberfreundliche Verdi-Gegenorganisation AUB finanziert haben. Verdi-Chef Bsirske bezeichnete die Vorgänge als "kriminelle Machenschaften" und will Strafanzeige stellen.

Aldi könnte laut einem Bericht der "Süddeutschen Zeitung" in den Sog der Affären um verdeckte Einflussnahmen auf Arbeitnehmer-Organisationen und die Tätigkeit von Betriebsräten geraten. Aldi Nord habe über Jahre hinweg heimlich die arbeitgeberfreundliche Betriebsräte-Organisation AUB unterstützt. Offenbar sei es darum gegangen, ein Gegengewicht zur Gewerkschaft Verdi zu schaffen, schreibt die "SZ".

Der Discounter habe über eine Anwaltskanzlei verdeckte Zahlungen an den damaligen AUB-Chef Wilhelm Schelsky geleistet, der wegen Zuwendungen durch Siemens in Millionenhöhe in Untersuchungshaft sitzt. Die Staatsanwaltschaft Nürnberg-Fürth ist der "SZ" zufolge bei ihren Ermittlungen wegen der mutmaßlich gesetzeswidrigen Kooperation von Siemens, Schelsky und dessen AUB darauf gestoßen, dass auch Aldi-Nord die Organisation insgeheim gefördert hat. Schelsky habe bei seinen Vernehmungen zugegeben, dass Aldi Nord über eine Essener Anwaltskanzlei mit 120.000 Euro pro Jahr einen AUB-Mitarbeiter finanzierte, der sich um Aldi-Betriebsräte kümmerte.

Aldi bestätigt Zahlungen

Aldi bestätigte gegenüber der "SZ" diese Zahlungen, die bis 2006 erfolgt seien. Man habe die Zahlungen nicht direkt übernommen, um dem Eindruck entgegenzutreten, man würde Schulungen beeinflussen, hieß es. Die Tätigkeit des Mitarbeiters habe bei den Betriebsräten "uneingeschränkte Zustimmung" gefunden, heißt es in dem Zeitungsbericht weiter.

Verdi-Chef Frank Bsirske will Strafanzeige gegen Aldi stellen. Die jahrelangen, verdeckten Zahlungen mit dem Ziel, die AUB zu fördern, seien ein Bruch des Betriebsverfassungsgesetzes, sagte Bsirske der "SZ". Das Betriebsverfassungsgesetz verbiete jedwede einseitige Einflussnahme von Unternehmen auf Betriebsratswahlen. "Dass Aldi sich solcher Methoden bedient, um Gewerkschaftsarbeit zu unterdrücken, lässt Zweifel an der moralischen Integrität der dort Handelnden aufkommen", so Bsirske.

Der Verdi-Vorsitzende forderte Konsequenzen von der Aldi-Nord-Eigentümerfamie um Theo Albrecht. Sie müsse sich entweder zu ihrer Verantwortung für das verdeckte AUB-Sponsoring bekennen oder gegenüber den Verantwortlichen in der Unternehmensleitung Konsequenzen ziehen. (feh/AFP/dpa)

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