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Siemens-Personalchefin Brigitte Ederer.

© Kai-Uwe Heinrich

DIVERSITY 2012: Fischen im Pool der Talente

Wie die der Technologiekonzern Siemens und der Automobilhersteller Daimler Vielfalt managen.

Vielfalt ist für Siemens und Daimler etwas Alltägliches: Beide Unternehmen sind weltweit aufgestellt, Siemens macht in 190 Ländern der Erde Geschäfte, Daimler beschäftigt allein in Deutschland Menschen aus mehr als 100 verschiedenen Nationen, Siemens kommt auf 135. „Für uns ist Diversity keine Modeerscheinung sondern eine ökonomische Notwendigkeit und auch ein strategischer Ansatz“, sagte Siemens-Personalvorstand Brigitte Ederer. So seien in fast allen großen Wirtschaftsnationen die Posten der Länderchefs mit Einheimischen besetzt. Auch Christine Hohmann- Dennhardt, Vorstand Integrität und Recht bei Daimler, ist überzeugt, dass Toleranz und Akzeptanz von Minderheiten von ganz oben, also vom Konzernvorstand, vorgelebt werden müssen.

Noch eine Gemeinsamkeit haben beide: „Daimler hat gute Ingenieure“, sagte Hohmann-Dennhardt. „Die sind aber meist männlich, was nicht allein am Unternehmen und seiner Einstellungspraxis liegt.“ Ederer wiederum hält die geringe Zahl von Frauen in Führungspositionen für eine wirkliche Schwäche von Siemens. Derzeit sind elf Prozent der Führungskräfte Frauen. Bei Daimler ist es ebenso. Der Autobauer will bis 2020 auf 20 Prozent kommen. „Das ist noch zu wenig“, gab Hohmann-Dennhardt zu. „Aber man muss sich realistische Ziele setzten.“ Dafür sei der Druck groß: Die Zahlung von Boni hänge auch davon ab, ob die angestrebte Frauenquote erreicht wird.

Im Vorstand von Daimler zuständig für Integrität und Recht: Christine Hohmann-Dennhardt.
Im Vorstand von Daimler zuständig für Integrität und Recht: Christine Hohmann-Dennhardt.

© Kai-Uwe Heinrich

Bei Siemens lautet der Beschluss von Vorstand und Aufsichtsrat, bis 2015 einen Anteil von zwölf bis 13 Prozent Frauen in Führungspositionen zu haben. „Das klingt nicht sehr ambitioniert“, räumte Ederer ein. „Aber das bedeutet, bis dahin rund 500 weitere Frauen in Führungspositionen zu bringen.“ Das sei eben doch ambitioniert, aber auch notwendig angesichts des immer knapper werdenden Angebots an qualifizierten Arbeitskräften in Deutschland. „Der Pool der Talente wird immer kleiner, in dem man fischen kann. Und wir haben in der Vergangenheit nicht so ambitioniert gefischt“, sagte Ederer.

Beide Konzerne sehen sich auch in der Pflicht, selbst für Nachwuchs zu sorgen, und schicken Ingenieure in die Schulen, um Mädchen für technische Berufe zu begeistern. Beide arbeiten auch daran, die Vereinbarkeit von Familie und Beruf zu verbessern. So hat Siemens bereits 1000 Kinderbetreuungsplätze in Deutschland eingerichtet, 2000 sollen es bis 2015 werden. Daimler kommt immerhin auf 500. „Das ist ein guter Start“, meinte Hohmann-Dennhardt, „auch wenn es noch viel zu wenig ist.“

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