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Geldregen für Aktionäre. Allein die 30 Dax-Unternehmen werden bis zum Sommer insgesamt etwa 28 Milliarden Euro an die Anleger verteilen. Foto: dpa

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Wirtschaft: Dividende ohne Ende

Nach dem Rekordjahr 2011: Wer sich über hohe Ausschüttungen freuen kann.

Vielen gilt sie bestenfalls als nettes, aber im Prinzip langweiliges Bonbon eines Aktien-Investments. Zu Unrecht: Viele Studien zeigen, dass die Dividende langfristig nahezu die Hälfte der Rendite liefert. 42 Prozent aller Gewinne mit den 500 größten Firmen der USA gehen auf das Konto der Ausschüttungen. Für Europa beziffert die niederländische ING-Bank das Zubrot durch die Dividende gar auf 50 Prozent. Das zeigt: Anleger, die in Standard- und Substanzwerte investieren, verbessern ihren Gewinn erheblich, wenn sie auf starke Dividenden achten.

Allein die 30 Dax- Unternehmen werden bis zum Sommer insgesamt etwa 28 Milliarden Euro an die Anleger verteilen. Dabei liegen die Dividendenrenditen auf breiter Front deutlich über den Verzinsungen von Anleihen und Festgeldern. Verblüffend ist auch: Einige Unternehmen zahlen ihren Anteilseignern sogar mehr als ihren Schuldnern, von denen sie über Unternehmens-Anleihen Geld geliehen haben.

19 der 30 Dax-Konzerne haben ihre Dividenden für 2011 erhöht, darunter SAP, BMW und die Deutsche Börse.14 der 30 Konzerne liefern Renditen von mehr als drei Prozent ab (siehe Tabelle). Die 50 größten Konzerne der Eurozone sind im Schnitt noch spendabler: Mehr als die Hälfte belohnt ihre Eigner mit Renditen von mehr als vier Prozent. So wird France Télécom als Europas Dividendenkönigin im Juni und im September insgesamt 1,40 Euro pro Aktie ausschütten und ihren Aktionären damit zwölf Prozent Rendite bescheren. Auch Telefonica, Vivendi, Iberdrola oder die Banco Santander liefern mehr als sieben Prozent.

FONDS WARNEN

Doch Fondsmanager mahnen zur Vorsicht: Hohe Dividendenrenditen können auch eine Methode sein, enttäuschte Anleger wieder ins Boot zu holen. Dass die Telekom 2010 in die Reserven griff und auch für 2011 den gesamten Gewinn ausschüttet, sehen viele Profis nicht gerne. Die Allianz hat zwar 2011 ihren Gewinn fast halbiert, schüttet aber am 12. Mai voraussichtlich unverändert 4,50 Euro je Aktie aus. Auch bei der France Télécom mehren sich die Fragezeichen: Weil der Betriebsgewinn 2011 um fünf Prozent geschrumpft ist, soll die Dividende 2013 sinken. Allerdings bleiben auch dann noch satte neun bis zehn Prozent.

Dass es sich dennoch lohnen kann, auf ein Paket starker Dividendentitel zu setzen, zeigt eine einfache Rechnung: Der Div-Dax, Index für die dividendenstärkere Hälfte der Dax-Papiere, ist in den letzten Jahren deutlich besser gelaufen als der Gesamt-Dax. Seit 2003 schaffte der Dax 223, der Div-Dax jedoch 254 Prozent. Es hätte sich also gelohnt, in dividendenstärkere Titel zu investieren. Nach Berechnungen der DWS gilt dies auch dann, wenn man die Ausschüttungen herausrechnet: Aktien mit hohen Dividenden versprechen langfristig mehr Kursplus.

Nach Ansicht von Ali Masarwah, Fondsexperte beim Fondsrater Morningstar, „sprechen zudem etliche Faktoren dafür, dass den Anlegern auch in nächster Zeit kein harter Entzug“ bevorsteht. Vor allem sehr hohe Cash-Reserven der Unternehmen sprächen für eine Fortsetzung des Dividendenregens. So verfügten die US-Konzerne über leicht liquidierbare Geldanlagen von 1244 Milliarden Dollar, das sind 60 Prozent mehr als Ende 2006.

APPLE ZAHLT WIEDER

Zwar gehören US-Unternehmen traditionell nicht zu den Fans hoher Ausschüttungen, doch hat hier jüngst ein Mega-Konzern neue Maßstäbe gesetzt. Apple, seit 17 Jahren dividendenabstinent, kündigte eine Rückkehr zur Ausschüttung an und will seine Eigner damit an einem etwa 100 Milliarden Dollar hohen Geldberg teilhaben lassen. Auf mehr als zwei Prozent Dividendenrendite kommt der Konzern gleichwohl nicht. Bei Google, Yahoo oder Ebay gilt der Griff in die Gewinnschatullen dagegen weiter als verpönt und wachstumshemmend. Dennoch hat der Strategiewechsel von Apple auch Investoren hellhörig gemacht, die auf die Dividenden-Strategien setzen. Thomas Schüssler, Manager des sieben Milliarden Euro schweren DWS Top Dividende (Wertpapierkennnummer 984811), stockte jüngst den Technologieanteil auf, fuhr umgekehrt den Anteil an Telekomwerten und Versorgern leicht zurück. Der Grund: Schüssler sieht in den zyklischen Technologiewerten mehr Aufwärtspotenzial bei den Ausschüttungen. Unter den zehn größten Positionen finden sich nun nicht nur Roche (Dividendenrendite 4,4 Prozent), Unilever (3,7) und McDonald’s (3), sondern auch Intel (3) und Taiwan Semiconductor (3,4). Der Fonds schaffte seit Jahresbeginn zwar nur 3,4 Prozent, doch seit der Auflage 2003 liegt das Plus bei 9,8 Prozent pro Jahr. Kurzfristig erfolgreicher waren jedoch Fonds, die sich auf Europas Dividendenrenner konzentrierten, etwa der „Dividenden Strategie Euroland“ der Landesbank Baden-Württemberg, der 2012 bereits 10,25 Prozent Plus verbuchen kann.

Wer lieber passiv in eine festgelegte Zahl dividendenstarker Papiere investiert, kann dies über Exchange Traded Funds (ETF) tun, beispielsweise den I-shares Div-Dax (WKN 263527), den Lyxor Stoxx Europe Select Dividend 30 (WKN LYX0BB) oder den Stoxx Global Select Dividend 100 der Deutschen Bank, der seinem aktiv gemanagten Pendant aus dem eigenen Haus harte Konkurrenz macht: Während der normale Fonds binnen drei Jahren 98 Prozent im Plus liegt, sind es beim passiven Investment in 100 dividendenstarke Papiere 103 Prozent.

Aufgepasst heißt es für Anleger von Zertifikaten – besonders, wenn diese mit einer Kursbarriere ausgestattet sind, wie etwas Bonus-Zertifikate oder Turbo- Calls. Denn Zertifikate-Anleger gehen ja nicht nur bei der Dividende leer aus, sondern müssen nun auch aufpassen, dass die Aktie, die am Tag nach der Ausschüttung „ex Dividende“ handelt (also etwa um die Dividendenrendite ermäßigt), nicht ihre Barriere berührt. Dann wäre der Bonus oder auch das ganze Geld weg.

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