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Wirtschaft: DIW: Zinspolitik der EZB gefährdet wirtschaftliche Aufwärtsentwicklung

Das Deutsche Institut für Wirtschaftsforschung sieht in der Zinspolitik der Europäischen Zentralbank (EZB) eine zunehmende Gefahr für die wirtschaftliche Aufwärtsentwicklung im Euro-Raum. Nach der jüngsten Leitzins-Erhöhung, die Ausdruck eines Anziehens der geldpolitischen Zügel sei, sei zu erwarten, "dass weitere, die Konjunktur dämpfende Zinserhöhungen folgen werden", schreibt das DIW in seinem am Mittwoch vorgestellten Wochenbericht.

Das Deutsche Institut für Wirtschaftsforschung sieht in der Zinspolitik der Europäischen Zentralbank (EZB) eine zunehmende Gefahr für die wirtschaftliche Aufwärtsentwicklung im Euro-Raum. Nach der jüngsten Leitzins-Erhöhung, die Ausdruck eines Anziehens der geldpolitischen Zügel sei, sei zu erwarten, "dass weitere, die Konjunktur dämpfende Zinserhöhungen folgen werden", schreibt das DIW in seinem am Mittwoch vorgestellten Wochenbericht.

Zweifel äußerte das DIW am Argument der EZB für die geldpolitische Straffung, von der aktuellen Euro-Schwäche und dem wirtschaftlichen Aufschwung könnten Inflationsgefahren ausgehen. "Lediglich eine weitere deutliche Abwertung des Euro kann Inflationsrisiken mit sich bringen."

Aus binnenwirtschaftlicher Sicht sieht das Institut derzeit keine Gefahren für die Preisstabilität im Euro-Raum. Falle der Euro weiter zurück, dann wäre dies nach Auffassung des DIW für die EZB aber wohl Grund, die Leitzinsen weiter zu erhöhen. "Gerade im Hinblick auf die Wechselkursstabilität handelt die EZB jedoch kontraproduktiv", kritisierte das DIW. Zinserhöhungen behinderten die volle Entfaltung des konjunkturellen Aufschwungs in Westeuropa und damit die Überwindung dessen, was als ein Grund der Euro-Schwäche zugrunde liege.

Das Preisklima im Euro-Raum bewertet das DIW als derzeit "insgesamt ruhig". Wenn zuletzt die Zielobergrenze von zwei Prozent überschritten worden sei, liege das allein am Anstieg der Ölpreise, und dieser Effekt sei zeitlich begrenzt. Die Gefahr, dass auch von der Lohnseite mehr Druck auf die Preise kommen könnte, sei nicht zu sehen; die Lohnentwicklung sei stabiltätskonform.

Die Euro-Schwäche habe die Importpreise zwar bereits steigen lassen. Hierzu merkte das DIW aber an, die EWU sei ein Binnenmarkt, bei dem Wechselkursschwankungen die Inflation letztlich "nur geringfügig beeinflussten". Von daher seien die Gefahren einer importierten Inflation geringer als ohne eine gemeinsame Währung. Ob der Schwäche des Euro unter den gegenwärtigen Umständen mit einer Zinserhöhung begegnet werden könne, sei zweifelhaft.

Das DIW rechnet im ersten Halbjahr 2000 mit einem deutschen Wirtschaftswachstum von drei Prozent nach einem Zuwachs des Bruttoinlandsprodukts im ersten Quartal um 3,3 Prozent. Das bedeute, dass sich das Wachstum im zweiten Quartal auf rund 2,5 Prozent verlangsame. Die Bundesregierung rechnet für das Gesamtjahr 2000 mit einer Wachstumsrate von 2,75 Prozent.

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