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Ein riesiges Kuh-Graffiti wirbt an der Fassade des Wohnheimes der Molkereischule in Kempten (Bayern) für den Konsum von Milch.

© dpa

DMK und DOC Kaas: Grünes Licht für Molkerei-Fusion

Das Deutsche Milchkontor setzt in der Milchpreis-Krise auf einen Partner - und fusioniert mit dem niederländischen Käsehersteller DOC Kaas.

Deutschlands größter Molkerei-Konzern DMK und der niederländische Käsehersteller DOC Kaas dürfen fusionieren. Die EU-Kommission habe das Geschäft ohne Auflagen und Bedingungen genehmigt, teilte das Deutsche Milchkontor (DMK) am Freitag in Zeven mit. Vorgesehen sei, den Zusammenschluss zum 1. April zu vollziehen, wenn bis dahin alle vertrags- und genossenschaftsrechtlich notwendigen Schritte abgeschlossen werden könnten.

Die Entscheidung der Brüsseler Behörde war bereits am Donnerstag gefallen, am Freitag wurde sie veröffentlicht. Die EU-Kommission sei zu dem Schluss gekommen, dass es gegen die vorgeschlagene Übernahme von DOC Kaas durch DMK keine Wettbewerbsbedenken gebe, hieß es zur Begründung. Die gemeinsamen Marktanteile der beiden Genossenschaften blieben in den betroffenen Märkten „minimal oder moderat“, und die Kunden hätten weiterhin eine Reihe von Alternativen.

Abhängigkeiten der Bauern werden größer

Der Bundesverband Deutscher Milchviehhalter (BDM) sieht die Fusion kritisch. Auf Grund bisheriger Erfahrungen sagte der Sprecher Hans Foldenauer: "Es hat sich immer wieder bewiesen, dass eine Fusion keine höheren Erlöse für die Erzeuger bedeutet. Stattdessen werden die Abhängigkeiten größer, weil es einen Wettbewerber weniger gibt."

Ob der Zusammenschluss Folgen für Milchpreise haben wird, konnte Foldenauer am Freitag nicht sagen. "Das ist von der Marktsituation abhängig."

Konzerne sind von Milchkrise betroffen

Das DMK mit Sitz in Zeven verarbeitet jährlich rund 6,8 Milliarden Kilogramm Milch an 17 Molkerei-Standorten. DOC produziert aus etwa einer Milliarde Kilogramm Milch niederländischen Käse, der weltweit abgesetzt wird. Der niederländische Hersteller soll eine 100-prozentige Tochter der DMK GmbH werden, seine eigenständige genossenschaftliche Struktur aber behalten. Nach bisheriger Planung sollen die Niederländer einen Sitz im Aufsichtsrat des DMK bekommen und zwei Sitze in der Gesellschafter-Versammlung.

Molkereien bekommen Milchkrise zu spüren

Die beiden Molkereien bekommen momentan die weltweite Milchkrise voll zu spüren. Der Gewinn von DMK brach 2015 nach vorläufigen Zahlen deutlich auf 13 Millionen Euro ein, nach 42,3 Millionen Euro im Vorjahr. Grund hierfür sei, dass das Deutsche Milchkontor (DMK) 30 Millionen Euro zusätzlich an die Landwirte ausgeschüttet habe. Damit solle die „Liquidität der Milchlieferanten angesichts der schwierigen Situation am Weltmarkt“ gestützt werden. Dort herrscht ein Überangebot an Milch.

Der DMK-Umsatz fiel um 11 Prozent auf 4,7 Milliarden Euro. In Osterholz-Scharmbeck kamen rund 400 Landwirte aus zehn Bundesländern zu einer außerordentlichen Vertreterversammlung zusammen. Das Milchkontor verarbeitet an 26 Standorten in zehn Bundesländern 6,8 Milliarden Kilogramm Milch pro Jahr, das war ähnlich viel wie 2014. Allerdings sank die Zahl der Betriebe, die ihre Milch an das DMK lieferten, um rund sechs Prozent auf 8350. "Wenn man zwei Kranke in ein Bett legt", sagte Foldenauer, "darf man nicht glauben, dass ein Gesunder raus kommt." (dpa/röv)

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