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Doha: Der andere Weltfinanzgipfel

Die von den reichen Ländern verursachte Finanzkrise trifft Entwicklungsländer hart. In Doha soll Rezepte aus der Krise gefunden werden.

Frankfurt am Main - George W. Bush und Fidel Castro werden sich diesmal nicht über den Weg laufen. Im März 2002 waren beide zur ersten Uno-Konferenz über Entwicklungsfinanzierung nach Monterrey in Mexiko gekommen. Doch beim Folgetreffen an diesem Wochenende in Doha im Wüstenstaat Katar am persischen Golf führt nicht Bush die US-Delegation an, sondern nur die Chefin der Entwicklungsbehörde.

Etwa 40 bis 50 Staatschefs werden erwartet, aber die wenigsten kommen aus den Industrieländern. Dabei ist auch der Gipfel in Doha ein Krisentreffen, so wie der Weltfinanzgipfel im November in Washington. Wichtiger Unterschied: Diesmal sitzen, wie von Weltbank-Präsident Robert Zoellick gefordert, die armen Länder mit am Tisch, um über Wege aus der Krise zu sprechen – und an die Zusagen der Industrieländer zu erinnern.

Deutschland wird von Entwicklungshilfeministerin Heidemarie Wieczorek-Zeul (SPD) vertreten. Seit Wochen warnt sie, dass die von den reichen Staaten verursachte Finanz- und Wirtschaftskrise die armen Länder trifft. Rund 100 Millionen Menschen habe die „3-F- Krise“ – Finance, Food (Nahrung), Fuel (Treibstoff) – wieder unter die Armutsschwelle gedrückt. 1,5 Milliarden Menschen müssen demnach von weniger als zwei Dollar pro Tag leben. Schrumpft das globale Wachstum um einen Prozentpunkt, kommen 20 Millionen dazu, rechnet Zoellick vor.

In Doha soll ein Signal dagegen gesetzt werden. Seit Monaten schwört die Ministerin als Uno-Sondergesandte die reichen Länder darauf ein, sich an ihre Zusagen zur Erfüllung der im Jahr 2000 feierlich verabschiedeten Millenniumsziele zu halten. Die Zahl der Armen soll bis 2015 halbiert werden, jedes Kind soll zur Schule gehen, Kinder- und Müttersterblichkeit sollen drastisch gesenkt werden. Doch während scheinbar mühelos Milliarden gegen die Finanzkrise mobilisiert werden, ist die Entwicklungshilfe rückläufig. 2007 waren es mit knapp 104 Milliarden Dollar rund drei Milliarden Dollar weniger als ein Jahr zuvor.

So werden die 192 in Doha vertretenen Staaten wohl keine neuen Zusagen beschließen. „Der Entwurf der Abschlusserklärung für Doha wirkt wie ein lauer Kompromiss“, kritisiert Jens Martens von der deutschen Organisation WEED. Die Ministerin gibt sich kämpferisch: Der Konferenz will sie einen globalen Vertrag gegen Steuerhinterziehung vorschlagen. Dadurch und durch Kapitalflucht gingen jährlich eine Billion Dollar verloren, sagt sie. Zudem sei mehr Geld für die ländliche Entwicklung nötig. „Doha ist eine Frage der Prävention, gegen die aktuelle Krise, aber auch gegen dadurch geschürten Extremismus“, sagt Wieczorek-Zeul. Rolf Obertreis

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