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Wirtschaft: Dollar verliert trotz US-Aufschwungs weiter an Wert

Devisenhändler ignorieren gute Konjunkturdaten aus Amerika / Starker Euro bremst das Wachstum in Europa

Berlin Trotz positiver Konjunkturnachrichten aus den Vereinigten Staaten hat der Dollar gegenüber dem Euro am Freitag weiter an Wert verloren. Am späten Abend kostete ein Euro 1,2975 Dollar, das waren 0,5 Prozent mehr als am Vortag. Auch die Abschwächung des Wirtschaftswachstums in Europa konnte den Trend nicht stoppen.

Im Zuge eines rasanten Anstiegs hatte der Euro zuletzt die Rekordmarke von 1,3005 Dollar erreicht, bevor der Kurs wieder leicht abbröckelte. Als Grund gilt die Angst von Devisenhändlern vor weiter steigenden Leistungsbilanz- und Etatdefiziten in den USA. Dabei zeugten neue Daten zur US-Konjunktur von einem robusten Konsum, der als wichtigste Stütze des Wachstums gilt. Die Einzelhandelsumsätze im Oktober stiegen nach Angaben des Handelsministeriums in Washington um 0,2 Prozent im Vergleich zum Vormonat. Experten hatten befürchtet, dass der gestiegene Ölpreis den Konsum gebremst haben könnte. Bislang ist das aber nicht der Fall, denn auch das Verbrauchervertrauen entwickelte sich positiv. Der von der Universität Michigan ermittelte Index stieg im November auf 95,5 Punkte von zuvor 91,7 Punkte an.

Dass der Dollar ungeachtet dessen an Wert verlor, erklären Händler mit der Stimmung am Markt. Derzeit stehe das US-Leistungsbilanzdefizit im Fokus, dies überlagere die guten Konjunkturdaten, sagte Rainer Sartoris von HSBC Trinkaus & Burkhardt.

Ein fallender Dollar und mithin ein starker Euro gefährden Ökonomen zufolge den Aufschwung in Deutschland. Auch in der Euro-Währungsunion verliert die Konjunktur an Fahrt. Im dritten Quartal dieses Jahres legte das Bruttoinlandsprodukt (BIP) in der Eurozone im Vergleich zu den drei Monaten zuvor nur noch um 0,3 Prozent zu. Im ersten und im zweiten Quartal hatte das Plus bei 0,7 Prozent und bei 0,5 Prozent gelegen, wie das europäische Statistikamt Eurostat am Freitag in Luxemburg mitteilte. Auch in der EU der 25 Mitgliedsländer zeigte sich kein starker Wachstumsimpuls mehr, berichtete Eurostat. Im Vergleich zu den vorangegangenen drei Monaten legte die EU im dritten Quartal ebenfalls nur noch um 0,3 Prozent zu. Damit liegt die EU weiter hinter den Vereinigten Staaten, deren Wirtschaftsleistung im selben Zeitraum um 0,9 Prozent wuchs. Nach Angaben von Eurostat fielen die Wachstumsraten in Deutschland und in Frankreich im dritten Quartal nur minimal aus. Für beide Länder wurde eine Rate von 0,1 Prozent genannt.

Schuld an der verschlechterten Lage seien die nachlassende Exportnachfrage sowie der bereits in den vergangenen Wochen relativ hohe Ölpreis, sagte Holger Schmieding, Europa-Chefökonom der Bank of America. Die Schwäche von Europas Wirtschaft werde erst im späten Frühjahr 2005 überwunden, sofern sich dann die Rohstoff- und die Ölmärkte beruhigten. Ein Risiko sei allerdings der Euro-Dollar-Kurs – bei einem Anstieg über 1,35 Dollar und zugleich weiterhin teurem Öl werde Europas Wirtschaft vorerst nicht anspringen. brö

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