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Wirtschaft: Dosenpfand zwingt Abfüller zu Kurzarbeit

Trend zu Mehrweg hält an / Umweltministerium will Pfand ausweiten / Aldi und Lidl kehren zur Dose zurück

Berlin (msh). Wegen der Einführung des Dosenpfands hat der Abfüller der MineralwasserMarke Christinen-Brunnen Kurzarbeit angemeldet. Die Gehring-Bunte Getränke-Industrie ist nach eigenen Angaben Marktführerin bei 0,33-Liter-Mineralwasser-Einwegflaschen und beliefert vor allem Kioske und Imbisse. Das Unternehmen sei jedoch zuversichtlich, die Umsatzausfälle durch mehr Mehrwegprodukte ausgleichen zu können, sagte ein Sprecher. Auch andere Getränkeunternehmen passen ihre Produktion an, weil die Nachfrage nach Einwegverpackungen nach dem Start des Dosenpfands sinkt. Auch bei Coca Cola sei in einem Dosenabfüllbetrieb in Nordrhein-Westfalen Kurzarbeit beantragt worden, sagte ein Coca- Cola-Sprecher. Diese müsse aber derzeit noch nicht in Anspruch genommen werden. Gleichzeitig werde die Mehrwegproduktion in anderen Betrieben hochgefahren.

Derweil streiten Politiker und Industrie über eine Ausweitung des Pfands auf weitere Getränke wie Wein und Spirituosen. Politiker von SPD und CDU sowie der Einzelhandelsverband HDE hatten am Wochenende ein Pfand auf Wein- und Schnapsflaschen gefordert, um eine Gleichbehandlung mit den Einwegverpackungen bei Bier, Wasser und Limonade zu erreichen. Das Umweltministerium will aber die Pfandpflicht nicht auf Wein ausweiten, weil er nicht zum Absinken der Mehrwegquote beigetragen habe. Bei Spirituosen mache das Pfand keinen Sinn, weil es hier keine Mehrwegverpackungen und damit keine Alternative zur Einwegflasche gebe, sagte Michael Schroeren, Sprecher des Umweltministeriums.

Bei den Verbrauchern sorgt das neue Pfand für Verwirrung, weil es nach Getränken differenziert wird. So wird für Limonaden mit Kohlensäure ein Pfand erhoben, für Getränke ohne Kohlensäure aber nicht. Mit der Unterscheidung nach Getränkearten sollten die Getränkehersteller herausgefunden werden, die für die Tendenz zur umweltschädlichen Einwegverpackung verantwortlich sind. In der Praxis erweist sich das System aber als wenig tauglich. Umweltminister Jürgen Trittin strebt daher eine Änderung der Verpackungsverordnung an. Künftig sollen alle Dosen sowie Einwegflaschen aus Glas oder Plastik mit einem Pfand belegt werden. Ausnahmen sollen nur für Wein und Spirituosen gelten. Für eine Änderung der Verpackungsverordnung braucht Umweltminister Trittin aber die Unterstützung der Bundesländer, weil die Gesetzesänderung den Bundesrat passieren muss. Noch im Januar sollen daher Gespräche mit den Landesregierungen stattfinden.

Lidl verkauft wieder Dosen

Der Discounter Lidl steigt wieder in den Verkauf von Getränkedosen ein. Der Geschäftsführer des Dosenherstellers Rexam, Dieter Künstle, bestätigte dem Handelsblatt, dass sein Unternehmen in Berlin wieder Getränkedosen für die Supermarktkette herstellt. Auch der Discounter Aldi könnte bald wieder Getränkedosen verkaufen. „Es gibt Hinweise darauf, dass bei Aldi ab der nächsten oder übernächsten Woche wieder Dosen im Regal stehen", sagt Jürgen Resch, Bundesgeschäftsführer der Deutschen Umwelthilfe. Aldi und Lidl hatten erst im Dezember angekündigt, sämtliche Getränkedosen aus dem Regal zu nehmen, um das Dosenpfand zu umgehen.

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