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Dresdner Bank: Bangen um den Job

Die Mitarbeiter der Dresdner Bank sind verunsichert – sie wollen Klarheit.

Berlin - In heller Angst sei sie nicht, sagt Frau K., aber zu schaffen macht ihr die Sache schon. „Wir wissen doch alle, wie schnell es abwärts gehen kann.“ K. ist Mitarbeiterin der Dresdner Bank in Berlin. Ihren vollen Namen will sie nicht nennen. Wie ihre 1670 Kollegen muss sie dieser Tage nicht nur Fragen zu Konten und Krediten beantworten. Jetzt steht sie selber im Mittelpunkt. Denn seit klar ist, dass die Dresdner Bank durch die Commerzbank gekauft wird, bangt sie um ihren Arbeitsplatz.

„Da stehen Existenzen auf dem Spiel“, sagt K. „Wenn man auf die 50 zugeht, dann sind die Aussichten nicht eben rosig.“ Nun stellt sie sich selbst viele Fragen. „Ich habe immer gute Leistungen erbracht, aber ob das reicht?“ K. ist Finanzberaterin und seit der Wende bei der Dresdner Bank beschäftigt. Die Einbindung damals, das habe alles ganz hervorragend geklappt, sagt sie.

Jetzt sei die Stimmung unter den Kollegen gedrückt – ganz gleich, ob bei der Dresdner Bank oder bei der Commerzbank. „Es war für alle ein Schock“, sagt K. Für die Mitarbeiter der Dresdner Bank ist es die zweite Übernahme binnen weniger Jahre. Erst 2001 hatte die Allianz die Dresdner Bank gekauft, um sich zu einem Allfinanzkonzern zu mausern, der von der Versicherung bis zur Kreditfinanzierung alles unter einem Dach anbietet – ein Konzept, das nicht aufging.

Bereits damals haben viele Mitarbeiter der Bank durch die Übernahme ihren Arbeitsplatz verloren. Bundesweit waren es laut der Gewerkschaft Verdi 17 000 Stellen. In Berlin, so schätzt Wolfgang Rissmann, Betriebsrat bei der Dresdner Bank, seien seit der Übernahme durch die Allianz etwa 1500 bis 1600 Arbeitsplätze bei der Dresdner verschwunden.

Und nun droht ein erneuter Abbau von Stellen, „sicher einige hundert in Berlin“, sagt Rissmann. Bundesweit sollen 6500 Stellen wegfallen. Filialen, die weniger als hundert Meter auseinanderliegen, sollen zusammengelegt werden, wie die Konzernleitung in der vergangenen Woche bekannt gegeben hatte. In Berlin gibt es mindestens 18 solcher Standorte, an denen Dresdner-Bank- und Commerzbankfilialen nur wenige Schritte voneinander entfernt sind. Die Mitarbeiter können sich so leicht ausrechnen, wie groß die Wahrscheinlichkeit ist, dass sie vom Stellenabbau betroffen sein könnten. Sie hoffen, dass sie am heutigen Mittwoch mehr erfahren.

Bei einer Mitarbeiterversammlung will der Personalvorstand der Dresdner Bank, Wulf Meier, berichten, wie es weitergeht. „All meine Erwartungen sind auf die Mitarbeiterversammlung und die Protestaktionen am Freitag gerichtet“, sagt Mitarbeiterin K.. „Bisher wissen wir alles, was wir wissen, aus der Presse.“ Doch genaue Pläne wird auch Meier nicht verkünden können. Erst im Dezember soll feststehen, wo genau Filialen wegfallen und wie viele Mitarbeiter wirklich gehen müssen. Bisher heißt es nur, es solle bis Ende 2011 keine betriebsbedingten Kündigungen geben.

Betriebsrat Rissmanns Sorge ist neben den Filialen vor allem das Servicecenter der Dresdner Bank in der Koppenstraße. Hier werden von etwa 300 Mitarbeitern alle nachgelagerten Arbeiten verrichtet – zum Beispiel Kreditanträge geprüft. Zwei Servicecenter wird die neue Bank nicht brauchen – Synergieeffekt nennt sich das.

Ihre Kunden, so berichtet Frau K., reagieren gemischt auf die anstehenden Veränderungen: Einige haben ihre Konten sofort aufgelöst, andere bringen schon ihre Commerzbank-Überweisungen zur Dresdner Bank, um sie dort einzuwerfen. „Das geht natürlich noch nicht“, sagt sie. „So schnell sind wir nicht.“

Teite Buhr

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