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Wirtschaft: Dresdner Bank entdeckt die Massen

Das Institut will sein Image ändern und auf die Normalbürger zugehen – auch mit Hilfe der Mutter Allianz

Frankfurt (Main) (kk/pot/rob/HB). Die Dresdner Bank will im Privatkundengeschäft den Sparkassen Kunden abwerben. Statt sich vorrangig um Städter und gehobene Bevölkerungsschichten zu kümmern – die traditionelle Klientel aller Großbanken – möchte die AllianzTochter jetzt gezielt auf die breite Masse zugehen. Genau hier haben die Sparkassen aber ihre Domäne. „Wir müssen uns der Mitte des Marktes öffnen“, lautet das Credo von Dresdner-Bank-Chef Herbert Walter, der für kommenden Herbst eine entsprechende Image-Kampagne plant.

Die neue Strategie verknüpft der Banker mit Selbstkritik an den privaten Großbanken: „Früher haben die Banken gewartet, bis die Kunden kamen. Heute gehen wir aktiv auf sie zu“, sagte Walter dem Handelsblatt. Anders als die Sparkassen „haben wir Großbanken uns in den 80er und 90er Jahren nicht voll auf das breite Privatkundengeschäft konzentriert“, betonte er. Walter war vor seinem Wechsel an die Spitze der Dresdner-Bank im letzten Jahr für das Privatkundengeschäft der Deutschen Bank verantwortlich. Der öffentliche Auftritt der Großbanken habe viele Menschen abgeschreckt und in die Arme der Sparkassen getrieben.

Mit ihrem Umdenken liegt die Dresdner Bank, die im vergangenen Jahr knapp zwei Milliarden Euro Verlust machte, voll im Trend. Nachdem die privaten Banken zwischen 1999 und 2003 die Zahl ihrer Zweigstellen in Deutschland um mehr als ein Viertel auf 5100 reduziert haben, werben sie jetzt wieder um den kleinen Kunden. Schließlich haben ihnen Anbieter wie die Citibank vorgemacht, dass auch im so genannten Retailgeschäft Geld zu verdienen ist.

Zwar wird sich die Dresdner Bank nicht von ihrem Slogan „Die Beraterbank“ trennen. Doch der Auftritt soll künftig weniger elitär, dafür aber lebendiger ausfallen. Nach konzerninternen Erhebungen stammen die rund fünf Millionen privaten Kunden der Bank vor allem aus gehobenen Gesellschaftsschichten. Beim Vordringen in Richtung Mitte baut die Bank vor allem auf die Hilfe der Konzernmutter Allianz. Deren 16 Millionen Kunden seien ein repräsentativer Durchschnitt der Bevölkerung, sagte Walter. Derzeit schult die Dresdner Bank Vertriebsmitarbeiter der Mutter in Bankfragen. Ab Herbst sollen etwa die Hälfte der 10 000 Versicherungsagenturen der Allianz auch Bankprodukte anbieten. Schon jetzt laufen Pilotprojekte. Eine Ausnahme ist Bayern, wo die Allianz bereits stark mit den Genossenschaftsbanken zusammenarbeitet.

Den Mitarbeitern seien die Pläne für die Öffnung zur Mitte noch nicht konkret genug, meinte ein Mitglied des Betriebsrats. Außerdem haben viele Beschäftigte derzeit andere Sorgen. Das Institut hatte im vergangenen August beschlossen, 4700 Stellen in der Zentrale und bei Töchtern zu streichen – besonders schwierig ist der Abbau bei der Mutter. Hier wurden erst knapp 1200 Stellen gestrichen, 1300 stehen noch aus. „Noch haben wir nicht entschieden, ob es zu betriebsbedingten Kündigungen kommt“, sagte Walter. Nach Abschluss des Abbau-Programms wird die Bank auf rund 30 000 Mitarbeiter kommen – vor einigen Jahre beschäftigte das Institut noch 49000 Menschen.

Allerdings hat die Dresdner die Entlassungen unter ihrem früheren Chef Bernd Fahrholz nicht so energisch vorangetrieben wie etwa die Commerzbank. Trotzdem schätzt Walter, dass sein Institut am Ende schlanker aufgestellt ist als mancher Wettbewerber: „Die werden sich lang machen müssen, um bei der Effizienz mitzuhalten.“ Ein Optimismus, den Beobachter wie Analyst Reiner Osbild von Oppenheim Research nicht teilen. „Die sollen froh sein, wenn sie die Lücke zu den anderen schließen können.“

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