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Wirtschaft: Dresdner Bank-Star Fischer wirft hin Investmentbanker behinderte die Integration in den Allianz-Konzern. Jetzt sollen 11 000 Stellen gestrichen werden

Frankfurt (Main) (fo/HB). Die schwierige Integration der Dresdner Bank in den Allianz-Konzern hat ein Opfer in der Führungsetage gefordert.

Frankfurt (Main) (fo/HB). Die schwierige Integration der Dresdner Bank in den Allianz-Konzern hat ein Opfer in der Führungsetage gefordert. Der Investmentbanker Leonhard Fischer verlässt zum 31. Oktober wegen Differenzen über die Zukunft von Dresdner Kleinwort Wasserstein den Vorstand der Dresdner Bank und der Allianz in München. Das teilte die Frankfurter Bank am Mittwoch mit. Bereits am Vormittag hatten entsprechende Gerüchte an der Börse die Runde gemacht und die Allianz-Aktie wieder über die wichtige Marke von 100 Euro gehievt.

Der 39-jährige Fischer war Chef der Investmentsparte des Bankhauses und wird deshalb mitverantwortlich gemacht für die aktuell hohen Verluste der Bank. Mit dem Ausscheiden Fischers sei jetzt der Weg frei für den Umbau dieser Sparte, heißt es an der Börse. Bereits beim Einstieg des Versicherungskonzerns Allianz bei der Dresdner Bank vor anderthalb Jahren stellten Beobachter die Frage nach der Zukunft von Dresdner Kleinwort Wasserstein in dem neuen Allfinanzkonzern Allianz-Dresdner.

Offiziell trennten sich Allianz und Fischer auf Grund unterschiedlicher Auffassungen über die weitere Entwicklung des vom Dresdner-Vorstand verantworteten Unternehmensbereichs Corporate & Markets (Investment-Banking und Firmenkundengeschäft). Aus der Bank ist allerdings zu hören, dass Fischer am heftigen Widerstand der Verantwortlichen im Deutschlandgeschäft scheiterte. „Arbeitnehmer-Vertreter und Regionalleiter der Dresdner haben sich derart in den Reformer Fischer verbissen, dass es für Schulte-Noelle keine andere Möglichkeit mehr gab", sagte ein Dresdner-Banker. Zudem machten alte Seilschaften, die die Dresdner Bank als Ganzes erhalten wollten, Stimmung gegen Fischer. Dazu soll auch der ehemalige Vorstandschef Wolfgang Röller zählen.

Fischer gehörte zu den Stützen der Allianz, die den Umbau der Dresdner Bank voranbringen wollten. Unter anderem wurde Ende Juli der Abbau von weltweit etwa 3000 Arbeitsplätzen beschlossen, davon 1000 im Bereich Investment-Banking. Insgesamt sollen die Kosten der Dresdner um rund 700 Millionen Euro gesenkt werden. Von ehemals sechs Geschäftssparten des Instituts sind lediglich zwei übrig geblieben - Privatkunden auf der einen und Firmenkunden und Investment-Banking auf der anderen Seite. Details zum Restrukturierungsprogramm gibt das Kreditinstitut heute bekannt.

Die Entscheidung, Fischer fallen zu lassen, ist eine Kehrtwende der Allianz: Noch vor zwei Monaten wurde er zum Bleiben überredet. Auf einem Treffen von Allianz-Managern in Mailand hatte der Investment-Banker seinen Rücktritt angeboten. Der Abgang ist für Fischer umso bitterer, da er die Investment-Banking-Sparte Dresdner Kleinwort Wasserstein (DKW) als sein „Baby" ansah. Noch im August hatte er im Gespräch mit dem Handelsblatt betont: „Ich gehe nicht, wenn es schwierig wird!" Auch verwies er auf die erzielten Erfolge: „Wir haben die Kosten bei DKW in den vergangenen 15 Monaten um rund 40 Prozent gesenkt.

Die Aufgaben von Fischer übernimmt Bernd Fahrholz mit. Der Vorstandsvorsitzende steht nach Informationen aus Finanzkreisen ebenfalls unter erheblichem Druck. Er müsse innerhalb der nächsten zwölf Monate endlich Erfolge aufweisen und die Integration weiter vorantreiben.

Sollte es ihm nicht gelingen, die Bank operativ in die schwarzen Zahlen zurückzuführen, würden die Münchener sich von ihm trennen, heißt es aus der Bank.

Die Börse honorierte den Abschied Fischers, da die Verluste in seinem Bereich angefallen waren: Die Allianz-Aktie legte in der Spitze um knapp sieben Prozent zu.

Die Dresdner Bank hatte im zweiten Quartal einen Milliardenverlust nach Steuern ausgewiesen, und damit auch das Ergebnis des Mutterkonzerns Allianz schwer belastet. Während sich der Bereich Private Kunden und Geschäftskunden im ersten Halbjahr erfolgreich entwickelt hatte, wies das von Fischer verantwortete Segment Corporates & Markets einen Verlust aus.

Die Dresdner Bank hatte sich daraufhin ein massives Sparkonzept verordnet und den Abbau von bis zu 3 000 weiteren Stellens über die bisher geplanten Streichungen von 8 000 Stellen hinaus angekündigt. Ende 2001 beschäftigte die Dresdner Bank noch knapp 50 000 Mitarbeiter weltweit, davon mehr als 40 000 in Deutschland.

Allianz-Vorstand Paul Achleitner hatte gerade in einem Interview gesagt, die Dresdner Bank müsse ihre Kosten über das bereits erreichte Maß hinaus senken. Das schwache Umfeld mache noch drastischere Maßnahmen notwendig. Konkreter wurde der Finanzvorstand jedoch nicht.

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