zum Hauptinhalt
Veraltet. Schlecker kämpft mit seinem Image und will seine Geschäfte modernisieren.

© dapd

Drogeriekette: Schlecker sucht einen Plan

Ein geplatzter Kredit in Höhe von 150 Millionen Euro soll Schlecker in die derzeitige Schieflage gebracht haben. Nun will der der vorläufige Insolvenzverwalter mit den Lieferanten sprechen.

Nun ist es offiziell: Die größte deutsche Drogeriemarktkette ist pleite. Am Montagmorgen ging beim Amtsgericht Ulm der Insolvenzantrag für Schlecker ein, am Nachmittag bestellte das Gericht den Steuerberater und Wirtschaftsprüfer Arndt Geiwitz zum vorläufigen Insolvenzverwalter für die Drogeriekette. Geiwitz erklärte, er sei „zuversichtlich“, dass die Geschäfte „kurzfristig“ uneingeschränkt weitergeführt werden könnten. Am heutigen Dienstag werde er in die „Gespräche mit den Lieferanten einsteigen“.

„Wir streben nach wie vor ein Planinsolvenzverfahren in Eigenverwaltung an“, sagte ein Schlecker-Sprecher am Montag. Hierbei darf die Geschäftsführung weiter über das Unternehmen bestimmen, der Insolvenzverwalter hat nur beratende Funktion. Ob das zustande komme, sei jedoch völlig offen, sagte der zuständige Insolvenzrichter Benjamin Webel, ein Insolvenzplan liege dem Gericht noch nicht vor. Auch wann das Verfahren offiziell eröffnet werde, sei unklar. „Der Insolvenzverwalter prüft nun zunächst die Bücher“, sagte Webel. Die beauftragte Kanzlei Schneider, Geiwitz & Partner gilt zwar als Spezialist für Planinsolvenzen. Die Sanierung in Eigenregie wird aber selten von den Gerichten genehmigt. Bekannte Fälle sind etwa Karstadt oder Märklin.

Ob Anton Schlecker fähig oder bereit sei, privates Geld zu investieren, wollte Schlecker nicht kommentieren. „Die Familie hat in den vergangenen Jahren eine ganze Menge an Geld nachgeschossen“, sagte der Firmensprecher. Das Amtsgericht betonte aber am Montag, Anton Schlecker hafte als Einzelkaufmann auch mit seinem Privatvermögen. Es wird auf rund 2,5 Milliarden Euro geschätzt.

Ob Lieferanten schon Waren zurückgeholt haben oder Lieferungen ausgeblieben seien, sei nicht bekannt, sagte der Schlecker-Sprecher. „Wir gehen davon aus, dass das nicht geschehen wird.“ Die Hersteller hielten sich am Montag ebenfalls bedeckt. „Schlecker ist ein Kunde von uns, aber Außenstände und Lieferungen kommentieren wir nicht“, sagte ein Sprecher von Henkel. „Die Schlecker-Insolvenz hat aber keine Auswirkungen auf unsere Finanzziele 2012“, erklärte er. Auch Beiersdorf wollte nicht sagen, wie viel Geld Schlecker dem Konzern schuldet, hier hieß es nur: „Kein Kommentar.“

Die Kanzlei des vorläufigen Insolvenzverwalters.
Die Kanzlei des vorläufigen Insolvenzverwalters.

© dpa

Deutschlands größte Drogeriekette, die hierzulande rund 7000 Filialen betreibt, hatte am Freitag erklärt, vor der Pleite zu stehen. Seit 2008 kämpft das Unternehmen mit Verlusten, im vergangenen Jahr hatte es deshalb eine große Sanierungskampagne gestartet. Vergangene Woche war nach Angaben von Schlecker eine Zwischenfinanzierung für die Sanierung gescheitert. In Branchenkreisen wurde über einen geplatzten Kredit in Höhe von 150 Millionen Euro spekuliert.

„Früher wollte Schlecker nicht mit den Banken zusammenarbeiten, nun wollen die Banken nicht mehr mit Schlecker kooperieren“, sagt Handelslehre-Professor Thomas Roeb, der an der Hochschule Bonn-Rhein-Sieg lehrt und Schlecker selbst beraten hat, dem Tagesspiegel. Schon im vergangenen Herbst hätte das Unternehmen von den Banken eine Absage bekommen und sich dann um externe Investoren bemüht. Als auch das scheiterte, habe sich die Einkaufsgemeinschaft Markant von Schlecker abgewendet, weil Zahlungsfristen abgelaufen seien. „Das war der Tropfen, der das Fass zum Überlaufen brachte“, sagte Roeb. Die Firma Markant dient etwa Drogerieketten als Zwischenhändler zwischen Hersteller und Handel und war am Montag nicht für eine Stellungsnahme zu erreichen.

Unklar ist, ob die Gläubiger die Planinsolvenz mittragen. Markant etwa habe bei Gericht Bedenken angemeldet, berichtete die „FTD“. Auch die Position der Vermieter und der Mitarbeiter ist offen. Sobald das Insolvenzverfahren eröffnet ist, hat Schlecker weitreichende Möglichkeiten, etwa Mieten zu mindern und Stellen abzubauen. „Die Vermieter bei Schlecker sind keine großen Gesellschaften, sondern zumeist einfache Hausbesitzer“, sagt Roeb.

Die Gewerkschaft Verdi will sich nicht äußern, „solange wir das Sanierungskonzept nicht kennen“, sagte eine Sprecherin. Deutschlandweit arbeiten 30.000 Menschen bei Schlecker, in Berlin rund 900. Für sie gilt in der Insolvenz ein dreimonatiger Kündigungsschutz. Die Tochter „Ihr Platz“ und die Auslandsgesellschaften mit 17.000 Mitarbeitern sind derzeit nicht von der Insolvenz betroffen.

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false