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Die Ducati Monster erfreut sich bei Motorradfans schon seit 1993 großer Beliebtheit.

© dpa

Ducati-Deal: Audi baut italienische Motorräder

Eben erst ist Ferdinand Piëch 75 Jahre alt geworden. Zum Geburtstag erfüllt sich der Auto-Manager einen Traum.

Lamborghini und Bugatti gehören schon zu VW, die Designerschmiede Giugiaro auch. Seit langem würde Ferdinand Piëch auch gerne bei Alfa Romeo zuschlagen, aber Fiat rückt die Kult- und Design- Marke einfach nicht raus. So bleibt dem VW-Herrscher – nachdem er seiner Frau beim Genfer Autosalon unlängst einen niegelnagelneuen Ferrari F12 hat einpacken lassen – vorerst nur ein Weg, sein Italien-Faible zu krönen: Er kauft Ducati. Und das auch noch pünktlich zu seinem 75. Geburtstag. Für schätzungsweise 860 Millionen Euro. Aber den Preis soll man nicht erfahren, es handelt sich ja um ein Geschenk: Der passionierte Ducati-Fahrer Piëch schenkt sich gleich das ganze Unternehmen.

Natürlich geschieht der Deal im Namen des Konzerns, der VW-Tochter Audi genauer gesagt, und am Vorabend der VW-Hauptversammlung am Donnerstag segneten die Aufsichtsräte das Geschäft ab. Analysten sagen, Audi wolle mit dem Erwerb von Ducati noch näher an BMW und an dessen Motorrad-Domäne aufschließen, denn der Zweirad-Markt berge großes Potenzial. Für alle anderen ist Ducati einfach nur Kult. In den USA haben sie sogar das Röhren des Motors patentiert. Ducati gehört zu den besten Seiten der „Marke Italien“: elegant, schnell, ausgefeilte Technik, luxuriös, feuerrot, Life-Style pur, Ferrari auf zwei Rädern, 25 000 Euro kostet das Spitzenmodell des Jahres, „1199 Panigale“.

Angefangen hat alles im Keller eines Bologneser Mietshauses. 1926 war das, und Papa Antonio Ducati wollte Geschäfte machen mit den schnell patentierten elektrotechnischen Spielereien seines Sohnes Adriano: Der bastelte Radio- und sonstige Funkgeräte. Die Fabrik der Ducatis war 1944 so bedeutend, dass deutsche Truppen sie besetzten und zum Ende des Krieges zerstörten. Danach fingen sich die Ducatis wieder. Neben der Elektronik bauten sie jetzt einen Hilfsmotor für Fahrräder. Die Brüder fingen auch mit Mopeds an – und verloren das Interesse: Den doppelten Elektronik-Zweirad-Ducati verkauften sie an den Staat.

Seit damals geht’s mit Ducati hin und her. 1985 wechselt der Konzern zu Cagiva, einer italienischen Zweiradgruppe; Cagiva, nahezu pleite, verkauft ihn 1996 in die USA; die Finanzinvestoren der Texas-Pacific-Group wiederum geben Ducati 2006 für angeblich 390 Millionen Euro an den italienischen Finanzier Andrea Bonomi weiter – und der bietet Ducati heute deswegen feil, „weil es zwar eine perfekte Firma ist, zum weiteren Wachstum aber einen industriellen Partner von Weltrang braucht“.

Ducati hat gut tausend Beschäftigte und das Jahr 2011 mit einem Wachstum von 20 Prozent, einem Umsatz von 480 Millionen Euro und einem Nettogewinn von 110 Millionen Euro als das „beste der Firmengeschichte“ abgeheftet. Gegenüber den Japanern ist der Konzern aus dem Bologneser Vorort Borgo Panigale winzig: 42 000 Motorräder hat Ducati voriges Jahre gebaut, Honda hingegen drei Millionen. Bei BMW waren es 104 000.

Normalerweise ist in Italien der Aufschrei groß, wenn ein nationaler „Symbol-Konzern“ ins Ausland wechselt. Nun sieht man sich wieder einmal den „Tedeschi“ von VW gegenüber und bleibt ruhig. Die Arbeiter bei Lamborghini, zum Beispiel, seien recht zufrieden, sagen selbst Gewerkschafter: Kündigungen gab’s auch in der Krise praktisch nicht, und der Monatslohn soll zwanzig Prozent über dem italienischen Durchschnitt für Metallarbeiter liegen.

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