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Wirtschaft: Duldete Arbeitsamts-Chef Schwarzarbeit? Frank-Jürgen Weise soll als Vorstand der Firma Microlog Geschäfte ohne Rechnung gemacht haben

(tag/HB). Der Chef der Nürnberger Bundesagentur für Arbeit (BA), Frank Jürgen Weise, soll in seiner Zeit als Finanzvorstand des Logistikunternehmens Microlog Schwarzarbeit zugelassen haben.

(tag/HB). Der Chef der Nürnberger Bundesagentur für Arbeit (BA), Frank Jürgen Weise, soll in seiner Zeit als Finanzvorstand des Logistikunternehmens Microlog Schwarzarbeit zugelassen haben. In mindestens einem Fall seien bei Microlog Anfang 2002 etwa 20 Lagerarbeiter schwarz bezahlt worden, sagten Ex-Angestellte des Heppenheimer Unternehmens dem Handelsblatt. „Wir haben besprochen, wie wir die Kosten für einen größeren Wochenendeinsatz gering halten könnten“, berichtete einer der Beteiligten. „Weise war einverstanden, dass die Mitarbeiter unter der Hand bezahlt werden.“

Der BA-Chef weist die Vorwürfe zurück. „Als Vorstand der Microlog ist mir der Einsatz von Schwarzarbeitern nie bekannt geworden. Die Geschäftspolitik war eindeutig und hätte dies nicht erlaubt“, sagt Weise. Er war im Februar als Nachfolger von Florian Gerster an die Spitze der Behörde gewechselt. Bereits vor kurzem hatte es Vorwürfe gegen ihn im Zusammenhang mit der Affäre um die Internet- Jobbörse der BA gegeben. Weise soll frühzeitig von der Kostenexplosion um 100 Millionen Euro gewusst haben.

Microlog ist ein Unternehmen aus der Logistik-Branche. 2002 war es am Neuen Markt notiert und kam auf 272 Millionen Euro Umsatz. Weise hatte Microlog 1997 gemeinsam mit einem Partner gegründet. Anfang 2000 stieg er selbst als Vorstand ein. Seiner Familie gehörten vor dem Börsengang im Juni 2000 gut 36 Prozent der Aktien.

Die ehemaligen und noch aktuellen Microlog-Mitarbeiter wollen ihre Namen zwar nicht nennen. Aber es sind einige, die reden, und ihre Schilderungen stimmen überein. Es ging um einen Auftrag der Pulsar Naturprodukte GmbH. Die Gesellschaft hatte ihr Lager Anfang Januar 2002 vom hessischen Dreieich zu Microlog nach Heppenheim verlagert. Eine erste Inventur war schief gelaufen. Pulsar monierte, dass Microlog einen viel zu großen Lagerbestand gezählt hatte. Umstritten war ein Warenwert im hohen fünfstelligen Euro-Bereich. Microlog hatte Pulsar 2001 zunächst beraten und die Logistik zum Jahreswechsel komplett übernommen.

Die Beteiligten erzählen, sie hätten 200 Euro für die Inventur kassiert – in bar. „Ich habe Weise von dem Problem erzählt und ihm zu verstehen gegeben, dass ich solche Aktivitäten nicht gutheiße und dass wir so etwas nicht machen dürfen", sagt einer der Manager. Weise habe „es zur Kenntnis genommen“. Weise schweigt zu dem Thema. Er könne „zum Schutz von damaligen Vertragspartnern und Beteiligten nicht öffentlich Stellung beziehen“, sagte er. Auch Pulsar-Chefin Heidi-Maria Dietrich wollte nichts sagen.

Schwarzarbeit gilt als eines der größten Probleme für den Fiskus und die Sozialkassen. Schätzungen zufolge entsteht ein Schaden von bis zu 370 Milliarden Euro durch nicht gezahlte Steuern und Sozialabgaben.

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