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Wirtschaft: Durststrecke am Bau hält an

Baugewerbe: Mindestens weitere 300 000 Stellen gefährdet / Streit um Schlechtwettergeld BONN/BERLIN (wei/chi).Die Bauwirtschaft zeigt sich nach eigenen Angaben "noch pessimistischer als vor einem Jahr".

Baugewerbe: Mindestens weitere 300 000 Stellen gefährdet / Streit um Schlechtwettergeld BONN/BERLIN (wei/chi).Die Bauwirtschaft zeigt sich nach eigenen Angaben "noch pessimistischer als vor einem Jahr".Auch 1997 werde es einen weiteren Rückgang geben, der Tiefpunkt der Baukonjunktur werde erst in der zweiten Jahreshälfte erreicht, sagte Fritz Eichbauer, Präsident des Zentralverbandes des Deutschen Baugewerbes (ZDB), am Montag in Bonn.In diesem Jahr rechnet der Verband der mittelständischen Bauwirtschaft mit 7000 Konkursen, das wäre jedes zehnte Unternehmen, nochmals 60 000 bis 80 000 Bauarbeiter würden voraussichtlich ihren Arbeitsplatz verlieren. Nach Einschätzung des ZDB werden die Bauinvestitionen in diesem Jahr um insgesamt 2,5 Prozent sinken.Erstmals seit der Wiedervereinigung werde auch die ostdeutsche Bauwirtschaft von der Rezession erfaßt.Mit 4 Prozent werde der Rückgang der Bauproduktion im Osten doppelt so hoch ausfallen wie im Westen mit 2 Prozent.Besonders ausgeprägt ist die unterschiedliche Entwicklung im Gewerbebau.Im Westen rechnet der ZDB damit, daß das Vorjahresniveau ungefähr erreicht wird; im Osten geht er dagegen von einem Rückgang um 6 Prozent aus.Umgekehrt ist der Rückgang der öffentlichen Aufträge im Westen mit 3,5 Prozent stärker ausgeprägt als im Osten mit 2,5 Prozent.Der Strukturwandel der Branche werde bis zur Jahrhundertwende anhalten, sagte Eichbauer.Bis dahin werde die Zahl der Arbeitsplätze noch einmal um gut 300 000 auf "bestenfalls" 1 Mill.zurückgehen. Eichbauer kritisierte, daß der Staat die öffentliche Infrastruktur "erneut vernachlässigt".Bereits in den letzten beiden Jahren seien die staatlichen Investitionen kontinuierlich zurückgegangen.Aus beschäftigungspolitischen Gründen sollten sich die Gebietskörperschaften aber trotz der bestehenden Sparzwänge "antizyklisch verhalten" und ihre Investitionen "wenigstens nicht weiter absacken lassen".Das Letzte, was die Branche jetzt verkraften könne, sei eine Haushaltssperre. Statt dessen sollten neue Modelle zur Finanzierung öffentlicher Bauten mit privaten Geldern erprobt werden.Von der Baugewerkschaft verlangte Eichbauer weiteres Entgegenkommen.Es gebe nichts mehr zu verteilen, "schon eine Reallohnerhaltung erscheint mehr als fragwürdig".Um Ausfälle in den Wintermonaten zu vermeiden, verlangt der ZDB Jahresarbeitskonten.Viele Firmen hätten damit gute Erfahrungen gemacht.Flexiblere Arbeitszeiten müßten sie aber mit Hilfe der Betriebsräte gegen den Widerstand der IG Bau durchsetzen. Dagegen konterte IG-Bau-Chef Klaus Wiesehügel in Berlin, daß das Problem der Winterarbeitslosigkeit nicht allein von den Tarifpartnern gelöst werden könnte.Bei Jahresarbeitszeitkonten könne niemand die Garantie geben, daß die im Sommer angesammelten Überstunden auch tatsächlich durch Freizeit im Winter ausgeglichen würden - und nicht durch Entlassung.Zum Auftakt der "Mahnwoche" der Bauarbeiter in Berlin forderte Wiesehügel erneut die Wiedereinführung eines gesetzlich geregelten Schlechtwettergeldes.Die Tarifparteien würden dazu ihren Beitrag leisten, sagte er.Um die Kosten von 700 Mill.DM zu decken, sollte der Beitrag der Unternehmen zur Winterbauumlage um 2 Prozent aufgestockt werden.Als weiterer Beitrag sollte das Winterausfallgeld der Bundesanstalt für Arbeit schon ab der 106 Stunde gezahlt werden.Wiesehügel zeigte sich überzeugt, daß durch die Rückkehr zum Schlechtwettergeld 200 000 arbeitslose Bauarbeiter wiedereingestellt würden.

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