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Wirtschaft: Durststrecke bei Radeberger

Bierbrauer leidet unter schrumpfendem Absatzmarkt – und unter der teuren Fusion mit Brau und Brunnen

Berlin - Die Krise bei den Brauunternehmen hat jetzt auch Deutschlands größten Bierproduzenten, die Radeberger- Gruppe, erreicht: Der Absatz sank im vergangenen Jahr um fünf Prozent. Insgesamt verkaufte die zum Oetker-Konzern gehörende Gruppe, die auch die großen drei Berliner Biermarken Schultheiss, Berliner Pilsener und Kindl vertreibt (siehe Kasten), 13 Millionen Hektoliter Bier in Deutschland. Das entspricht einem Marktanteil von 15 Prozent. Bei den nationalen Marken Radeberger, Jever und Schöfferhofer betrug das Absatzminus drei Prozent.

Mit einem Investitionsprogramm von 200 Millionen Euro will Radeberger diesem Trend jetzt entgegenwirken. So verhandle das Unternehmen derzeit über den Kauf weiterer Brauereien in Deutschland. Ziel sei es, den Marktanteil von derzeit knapp 15 auf mehr als 20 Prozent zu steigern, sagte Radeberger-Chef Ulrich Kallmeyer am Montag in Düsseldorf. Zudem kündigte er weitere Getränkeinnovationen und eine verstärkte Werbung an.

„Der Markt entwickelt sich nach wie vor rückläufig“, sagte Rudolf Böhlke, Bierbranchenexperte bei Ernst & Young. Die Unternehmensberatungsfirma prognostiziert einen Rückgang des jährlichen Pro-Kopf-Konsums an Bier auf 100 Liter bis 2015. Derzeit liege der Konsum bei rund 112 Litern. „Der Getränkemarkt ist vielschichtiger geworden, und die Menschen trinken anders als früher“, sagte Böhlke und verwies auf den anhaltenden Trend zu Biermixgetränken.

Der Umsatz der Radeberger-Gruppe blieb mit 1,3 Milliarden Euro unverändert. Zum Gewinn gab es keine Angaben. Doch betonte Radeberger-Chef Kallmeyer, dass sein Unternehmen trotz der Kosten für die Restrukturierung weiterhin schwarze Zahlen geschrieben habe. Radeberger hatte vor zwei Jahren die Dortmunder Brau und Brunnen AG übernommen und war so zum Marktführer in Deutschland geworden. Die Brauerei-Gruppe vereint rund 40 Marken, darunter Radeberger, Jever, Sion Kölsch, Schlösser Alt, Krusovice-Schwarzbier, Clausthaler Alkoholfrei sowie das mexikanische Corona Extra.

Die mit der Übernahme verbundenen Integrations- und Restrukturierungsanstrengungen überschatteten allerdings noch das Geschäftsjahr 2005 und trugen wesentlich zu den Absatzeinbußen bei, sagte Kallmeyer weiter. Der Arbeitsplatzabbau sei aber jetzt beendet.

Analysten rechnen auch für das laufende Geschäftsjahr mit einem weiteren Abwärtstrend auf dem Biermarkt. Der Wegfall der Insellösungen im Einzelhandel bei der Rücknahme von Getränkeverpackungen im Mai 2006 sowie ein weiteres Wachstum bei Billigbieren werde den Wettbewerb verschärfen, heißt es in Branchenkreisen. „Wir prognostizieren eine Erhöhung des Billigbier-Anteils bis 2015 auf 40 Prozent“, sagte Böhlke von Ernst & Young. Derzeit läge der Anteil bei rund 15 Prozent. Darunter würden Premiummarken wie Radeberger leiden. An dieser Entwicklung seien die Bierbrauer aber nicht unschuldig. „Sie haben ihre Produkte die letzten Jahre unter Wert verkauft – jetzt haben sich die Verbraucher daran gewöhnt, dass Bier ein billiges Produkt ist“, sagte Böhlke.

Cornelia Wagner

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