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Chefpilotin. Catherine von Fürstenberg-Dussmann stellte am Donnerstag im Dussmann-Kulturkaufhaus die Bilanz vor.

© dpa

Dussmann: Auf dem Schleudersitz

Catherine Dussmann legt die Bilanz des Dienstleistungskonzerns vor und begründet den Vorstandsumbau.

Catherine von Fürstenberg-Dussmann drückt sich gerne in Bildern aus. Und sie hat ein gutes Gedächtnis. Oder ein Archiv. Am Donnerstag erinnerte sie sich an eine Formulierung aus dem Mai 2011, als sie das neue Führungsduo des Dienstleistungskonzerns mit den Worten vorgestellt hatte: „Ich bin überzeugt, dass wir mit dieser Mannschaft wie eine Rakete in die Zukunft gehen.“ Auf die Pilotensitze hatte die Erbin des Familienunternehmens damals Dirk Brouwers als Vorstandsvorsitzenden und Hans-Jürgen Meyer als Finanzvorstand gesetzt. Knapp sechs Jahre später, im vergangenen Januar, drückte die Chefin den Knopf am Schleudersitz.

Künftig gibt es sechs Vorstandsmitglieder

„Wenn Raketen langsamer werden, kommen sie vom Kurs ab oder stürzen ab“, begründete Dussmann jetzt die Trennung von den beiden Spitzenkräften. „Wir haben zwei Piloten in eine Kapsel gesteckt und zur Erde geschickt.“ Bei der Vorstellung der Bilanz 2016 konnte die Eigentümerin und Vorsitzende des Stiftungsrats am Donnerstag die Nachfolger präsentieren. „Dussmann hat eine komplette Besatzung“, freute sich die Witwe des Unternehmensgründers Peter Dussmann. Es sei „wunderschön“, künftig mit sechs Männern im Vorstand arbeiten zu können, darunter Wolfgang Häfele als Vorstandssprecher.

Häfele kommt aus der Branche, hat die vergangenen sechs Jahre beim Dienstleistungskonzern Mitie Group in London gearbeitet und zuvor knapp zehn Jahre im Vorstand der Stuttgarter M+W Zander Holding. Der Dialekt des aus Baden- Württemberg stammenden Häfele war bei der Anbahnung des Dienstverhältnisses hilfreich. „Er spricht wie mein Mann“, sagte Catherine Dussmann, „und hatte dadurch schon ein Bein in der Tür.“

Roland Koch hilft bei Kontakten

Neben Häfele kommen Dieter Royal als Finanzvorstand und Wolf-Dieter Adlhoch auf der neuen Position des „Chief Strategy Officer“ in die Dussmann-Führung. Royal war unter anderem als Finanzchef für Rolls-Royce Power Systems tätig und Adlhoch arbeitete in der hessischen Staatskanzlei und danach bei Bilfinger für Roland Koch. Der ehemalige CDU-Politiker, der bis 2010 als Ministerpräsident Hessen regierte und danach glücklos Bilfinger führte und deshalb 2014 rausgeworfen wurde, sitzt seit ein paar Monaten im Stiftungsrat der Dussmann-Gruppe und hat seinen früheren Mitstreiter Adlhoch mit Catherine Dussmann bekannt gemacht. Koch sei politisch gut vernetzt, und „mit ihm an meiner Seite verwirklichen wir den Traum, den ich von meiner Firma habe“, sagte Catherine Dussmann.

Brouwers sei risikoscheu gewesen

Mit dem alten Management war das offenbar nicht mehr möglich. Bürokratie habe zu- und die Geschwindigkeit abgenommen. Das aus Sicht der Eigentümerin mickrige Umsatzwachstum von 2,2 Prozent im vergangenen Jahr (auf 2,13 Milliarden Euro) erklärt Frau Dussmann auch mit Risikoscheu des Ex-Chefs Brouwers. „In den vergangenen Jahren haben wir Chancen liegen gelassen“, meinte Jörg Braesecke, der die Pflegesparte des Konzerns leitet und Ende Januar zum kommissarischen Vorstandschef ernannt worden war. So habe sich das Duo Brouwers/Meyer gegen Akquisitionen in Italien und der Schweiz entschieden. „Bei der Expansion werden wir künftig offensiver agieren“, kündigte Braesecke an. „Insbesondere, wenn es darum geht, Unternehmen mit speziellem Dienstleistungs-Know- how zu erwerben.“ Die Finanzierung sei kein Problem, die Eigenkapitalquote liege bei 43 Prozent.

Hand-Scanner als Zugangskontrolle

Wachstum sehen Dussmann und Braesecke in diesem Jahr vor allem in der Schweiz und Italien, wo der Konzern traditionell stark vertreten ist, aber auch im Nahen und Mittleren Osten. Die Scheichs seien sehr anspruchsvoll und wollten immer die neueste Technik, darauf stelle sich der Konzern ein, unter anderem mit Hand-Scannern als Zugangskontrolle, die derzeit an der Bürotür von Frau Dussmann selbst getestet werden. „Die kann man in Banken, Krankenhäusern und Royal Palaces brauchen“, sagte Catherine Dussmann.

6000 Mitarbeiter in Berlin-Brandenburg

Alles in allem kam der Konzern mit seinen 63 500 Mitarbeitern in 16 Ländern, davon rund 6000 in Berlin und Brandenburg, im vergangenen Jahr auf eine Bruttoumsatzrendite von 5,8 (Vorjahr: 5,9) Prozent. Mit gut 1,7 Milliarden Euro (plus 1,8 Prozent) stammen fast vier Fünftel der Erlöse aus der Gebäudereinigung und -technik. Mit den Altenheimen und einem halben Dutzend Kindergärten setzte Dussmann gut 400 Millionen Euro (plus 4,1 Prozent) um. Den Umsatz des Kulturkaufhauses an der Friedrichstraße gibt der Konzern mit 35 Millionen und damit auf dem Niveau der Vorjahre an. „Netflix und Streamingdienste tun uns weh“, sagte Dussmann zur Situation des frisch modernisierten Kaufhauses.

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