zum Hauptinhalt
Die Hausherrin Catherine von Fürstenberg-Dussmann im Kulturkaufhaus an der Friedrichstraße. Die Witwe von Unternehmensgründer Peter Dussmann wohnt selbst in dem Haus, das im kommenden Jahr einen runden Geburtstag feiert.

© Mike Wolff

Dussmann: Erstmals mehr als zwei Milliarden Euro Umsatz

Die Dussmann-Gruppe wächst um fünf Prozent. Umbau des Kulturkaufhauses soll zum 20. Geburtstag 2017 beendet sein.

Catherine Dussmann hatte diesmal Zeit mitgebracht. Anders als vor einem Jahr, als die Eigentümerin des Dienstleistungskonzerns nur ein paar Minuten zugegen war, bei der Vorstellung des Jahresberichts. Dussmann entzog sich damals Fragen nach dem Erbschaftsstreit mit ihrer Tochter. Der Ärger ist zwar noch in der Welt, doch die Mutter hat dazu nichts zu sagen. Auf die Frage nach dem Stand der Auseinandersetzung, die vor Gericht liegt, gibt es eine Kurzantwort. „Warten.“ Und dann bitte schnell das Thema wechseln.

Die Mitarbeiter im Herzen

Die Witwe des Unternehmensgründers Peter Dussmann stellte in ihrer Funktion als Vorsitzende des Stiftungsrates gemeinsam mit dem Vorstandsvorsitzenden Dirk Brouwers die Jahresbilanz 2015 vor. „Ich komme ohne Papiere, ich komme nur mit meinem Herz“, sagte Frau Dussmann mit dem ihr eigenen Pathos und bedankte sich bei den Mitarbeitern, „die alle hinter den zwei Milliarden stehen“. Erstmals in der 53-jährigen Unternehmensgeschichte erwirtschaftete Dussmann mehr als zwei Milliarden Euro Umsatz. Die Umsatzrendite vor Steuern, Zinsen und Abschreibungen lag mit 5,9 Prozent auf dem Niveau des Vorjahres. Über die Höhe des Gewinns gibt das Familienunternehmen keine Auskunft.

Die Geschäfte werden nicht leichter, die Kunden anspruchsvoller. „Man möchte mehr und mehr perfekt haben, aber man möchte nicht mehr zahlen“, beschrieb Dussmann den Trend in der Gebäudewirtschaft. In dieser Sparte erhöhte sich der Umsatz von 1,29 auf 1,37 Milliarden Euro. „Unsere Strategie ist es, alles aus einer Hand anzubieten und weniger Subunternehmen zu beschäftigen“, sagte Dussmann. Deshalb hatte das Unternehmen bereits 2013 die Dresdner Kühlanlagenbau übernommen, um auch bei der Klimatechnik Angebote machen zu können. Und deshalb hat Dussmann kürzlich das Aufzugsunternehmen Hebo im Sauerland gekauft. In beiden Bereichen biete Dussmann nun „Anlagenbau, Modernisierung, Service und Betrieb aus einer Hand“ an.

Das Geschäft wird digitaler

Und selbst bei einem Dienstleistungsunternehmen wie Dussmann, wo der ganz überwiegende Teil der Wertschöpfung von Menschen erbracht wird, hat die Digitalisierung Folgen für die Geschäftsmodelle. Gemeinsam mit dem Fraunhofer-Institut für Produktionstechnik und Automatisierung entwickelt man Roboter zur Gebäudereinigung. „Die können inzwischen den Verschmutzungsgrad von Räumen erkennen“, sagte Brouwers. In eine „Alarmempfangsstelle“ habe man einen siebenstelligen Betrag investiert, um künftig bestimmte Anlagen in Gebäuden aus der Ferne überwachen und womöglich auch warten und reparieren zu können. Bei der Pflegetochter Kursana wird derzeit eine Software eingeführt, die eine papierlose Pflegeplanung und -dokumentation ermöglicht. Kursana betreibt inzwischen 116 stationäre Pflegeeinrichtungen und „behauptet sich sehr erfolgreich an diesem von Konsolidierungstendenzen geprägten Markt“. In diesem und im kommenden Jahr sollen in Hessen und Nordrhein-Westfalen insgesamt vier weiter Pflegeheime eröffnen. Der Umsatz mit der Pflege erhöhte sich 2015 um zehn auf 388 Millionen Euro.

Der Umsatz im Kaufhaus ist stabil

Immerhin konstante Erlöse von 35 Millionen Euro konnte Catherine von Fürstenberg-Dussmann für das Kulturkaufhaus an der Friedrichstraße melden. Das Haus wird bei laufendem Betrieb für gut zwölf Millionen Euro modernisiert und wird im nächsten Jahr zum 20. Geburtstag „strahlen“, wie Frau Dussmann sagte. Man befinde sich in einem „Kampf gegen Amazon“, doch die Kunden seien treu und der Umsatz in den beiden bereits umgebauten oberen Etage sogar um sieben beziehungsweise neun Prozent gestiegen. Bis zum nächsten Weihnachtsgeschäft soll das Erdgeschoss fertig sein.

„Ich habe die alle lieb und im Herzen“, sagte die Chefin über ihre 63 224 (Vorjahr: 64 708) Mitarbeiter – mit einer Ausnahme. Hartmut Engler, der im Herbst 2014 in den Vorstand kam und für das Deutschlandgeschäft zuständig war, ist ausgeschieden. Es habe schlicht „nicht gepasst“, sagte Dussmann.

Streit mit der Tochter vor Gericht

Das lässt sich auch sagen über das Verhältnis zu ihrer Tochter Angela, das einzige Kind der Eheleute Peter und Catherine Dussmann. Die Tochter wirft der Mutter vor, den Vater zu einer Testamentsänderung veranlasst zu haben, obwohl der nach Schlaganfällen schwer pflegebedürftige und dann 2013 verstorbene Dussmann dazu nicht in der Lage gewesen sei. Die Tochter will vor Gericht die Ungültigkeit der Testamentsänderung erreichen. Das Berliner Kammergericht hat inzwischen einen Sachverständigen beauftragt, die Geschäftsfähigkeit von Peter Dussmann zum Zeitpunkt der Testamentsänderung zu untersuchen. Dieses zweite Testament sieht nur den Pflichtanteil von 25 Prozent für die Tochter vor, 75 Prozent des Vermögens bekommt demnach die Mutter. Nach dem ersten Testament war das Verhältnis 50:50.

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false