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Wirtschaft: Dussmann strahlt – und tritt ab

Der Dienstleister meldet Rekordumsätze. Zum Jahresende soll eine Stiftung den Konzern übernehmen

Berlin - Mit einem Umsatzrekord und einem weiteren Gewinnsprung will sich der Unternehmer Peter Dussmann Ende dieses Jahres aus der Führung der Berliner Dussmann-Gruppe zurückziehen. „Ich bin jetzt 68 und habe keine große Lust mehr, noch im operativen Geschäft tätig zu sein“, sagte der alleinige Eigentümer am Dienstag bei der Jahrespressekonferenz in Berlin. Das Unternehmen solle in eine Familienstiftung eingebracht werden. „Ich hoffe, zum Ende des Jahres sind wir so weit“, sagte Dussmann.

Die Dussmann-Gruppe, zu deren Kerngeschäftsfeldern Gebäudemanagement, Catering und Seniorenheime gehören, hat ihren Umsatz im vergangenen Jahr um 5,7 Prozent auf rund 1,3 Milliarden Euro gesteigert. Für das laufende Jahr peilt Peter Dussmann ein etwas langsameres Wachstum auf rund 1,35 Milliarden Euro an. Das Betriebsergebnis (Ebitda) soll dagegen stärker steigen als bisher. 2006 war es um 14 Prozent auf rund 78 Millionen Euro gewachsen. Im laufenden Jahr sollen es mindestens 15 Prozent sein.

Peter Dussmann hatte in den vergangenen Jahren schon mehrmals öffentlich über seinen Rückzug aus dem operativen Geschäft nachgedacht. Da seine Tochter das Unternehmen nicht übernehmen will, war die Idee der Familienstiftung ins Spiel gekommen. Wer der Stiftung vorstehen soll, ist noch unklar. An einen Verkauf des Unternehmens denke er nicht, sagte Dussmann – obwohl er monatlich ein bis zwei Briefe von Finanzinvestoren bekomme. „Die Heuschrecken sind sehr aktiv.“

Die Dussmann-Gruppe ist mit ihren Dienstleistungen in 27 Ländern aktiv und beschäftigt weltweit knapp 50 000 Mitarbeiter. Sie betreibt eine Großwäscherei in Vietnam, verpflegt die Patienten im größten litauischen Krankenhaus und reinigt die preußischen Schlösser in Berlin und Brandenburg. Im vergangenen Jahr hat vor allem das Deutschlandgeschäft zum Wachstum beigetragen. Hier stieg der Umsatz um elf Prozent auf 826 Millionen Euro – das sind knapp zwei Drittel des Gesamtumsatzes. „Auch wir merken die gute Konjunkturlage“, sagte Peter Dussmann. Das schlug sich auch bei der Zahl der Mitarbeiter nieder, die im Inland um 530 auf 24 072 stieg. Etwa 5500 davon arbeiten in Berlin und Brandenburg. Der Auslandsumsatz sei im vergangenen Jahr vor allem wegen des Verkaufs der defizitären US-Tochter zurückgegangen, berichtete Dussmann.

Mit den Geschäften des Kulturkaufhauses an der Berliner Friedrichstraße zeigte sich Peter Dussmann zufrieden. Der Umsatz sei 2006 im neunten Jahr in Folge gestiegen – auf 33 Millionen Euro. „Wir schöpfen unser Wachstum auch aus den verlängerten Öffnungszeiten“, sagte Dussmann. Das Kulturkaufhaus hat seit der Liberalisierung der Ladenöffnungszeiten im vergangen Jahr montags bis samstags bis 24 Uhr geöffnet. Ab Oktober sollen die Türen, wie schon im vergangenen Weihnachtsgeschäft, sogar wieder bis zwei Uhr nachts offen sein.

Unternehmer Dussmann sprach sich für die Einführung eines Mindestlohnes in Deutschland aus. So könnten schwarze Schafe in der Dienstleistungsbranche bekämpft werden, sagte Dussmann. Der Mindestlohn solle bei fünf bis sechs Euro pro Stunde liegen und müsse regional unterschiedlich sein, forderte Dussmann.

Stefan Kaiser

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