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Wirtschaft: E-Commerce: Springer, Deutsche Entertainment und Start Amadeus gründen Joint-Venture - Börsengang geplant

Anfang der 80er Jahre waren es die gelben Pullunder der Politiker, die für liberalen Fortschritt standen. Heute sind es die gelben Krawatten der Manager.

Anfang der 80er Jahre waren es die gelben Pullunder der Politiker, die für liberalen Fortschritt standen. Heute sind es die gelben Krawatten der Manager. Ganz in der Tradition, die Vorstandschef August "Gus" Fischer bei der Axel Springer Verlag AG einführte und vom designierten Finanzvorstand Ralf Kogeler fortgeführt wurde, trug auch Mathias Döpfner gestern, bei seinem ersten offiziellen Auftritt als Vorstand für elektronische Medien und Multimedia, eine gelbe Krawatte. Sozusagen als Einstandsgeschenk kündigte er gleich ein neues Engagement des Verlages an, das ein, wie er sagt, "renditeträchtiges" zu werden verspricht.

Springer, die Deutsche Entertainment AG (Deag) von Peter Schwenkow und die Lufthansa-Tochter Start Amadeus beabsichtigen - unter Vorbehalt der kartellrechtlichen Zustimmung - die Gründung eines Joint-Ventures, um eine Verkaufsplattform für Veranstaltungen, Reisen und andere Freizeitangebote zu starten, die aus einer Hand via Telefon, Internet oder Vorverkaufsstellen Verbrauchern günstige "Rundum-Sorglos-Pakete" anbietet. Die noch namenlose GmbH soll in eine Aktiengesellschaft mit Hauptsitz Berlin umgewandelt und innerhalb der nächsten zehn bis zwölf Monate an die Börse gebracht werden. Ziel ist es, mit dem "für weitere Partner offenen" E-Commerce-Geschäftsmodell Marktführer in Europa zu werden und eine mit Ticket Master in den USA vergleichbare Bedeutung zu erlangen. Deutschland sei mit einem Potenzial von rund 100 Millionen höherpreisigen Tickets für Veranstaltungen Schwenkowscher Machart (Musicals, Varieté, Konzerte) nach den USA zweitgrößter Ticketmarkt. Bezogen auf Europa, schätzt Start Amadeus-Chef Jürgen Büchny, kommen dazu weitere 250 Millionen Tickets sowie zu den 300 Millionen Übernachtungen in Deutschland mehr als eine Milliarde in Europa. Bislang würden davon lediglich zehn Prozent elektronisch abgewickelt, die Wachstumschancen seien immens, glaubt Büchy. Soweit zum Potenzial.

Aus Sicht des Springer-Vorstands und Noch-"Welt"-Chefredakteurs Döpfner zeige dieses international ausgerichtete Geschäftsmodell, dass "E-Commerce ein Erlösstrang" sei, "an dem sich Medienunternehmen künftig beteiligen müssen". Die Rollenverteilung bei dem neuen Unternehmen zeichnet sich klar ab: Während die Deag für den Content, also Veranstaltungen, sorgt und Start Ticket für das System zuständig ist, sorgt Springer für Medialeistung. Im Klartext: In den gedruckten und den Onlinemedien des Verlages wird in Form einer "Eventbox" (einer redaktionell gestalteten Anzeige) auf das Angebot hingewiesen. Mehr Details zu der dot.com-AG wird es Ende August geben. Ob das Unternehmen unter einem guten Stern steht, wird sich zeigen. Zu Beginn der Pressekonferenz fiel das Präsentationsschild über dem Podium gleich zwei Mal auf den Boden.

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