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Wirtschaft: E-Plus legt dank Billigstrategie zu

Weiterer Preisrutsch erwartet

Düsseldorf - Dank Billigmarken wie Simyo und Base wächst der Mobilfunker E-Plus schneller als die Konkurrenz. Von April bis Juni verzeichnete der drittgrößte deutsche Anbieter netto 410 000 neue Kunden, teilte das Unternehmen am Dienstag mit. „Die neuen Marken sind unsere Wachstumstreiber“, sagte der neue Vorstandschef Michael Krammer. Auch die Kooperationen mit dem Discounter Aldi und dem TV-Sender Viva hätten erheblich dazu beigetragen, dass E-Plus nunmehr 11,85 Millionen Kunden hat.

Konkurrent O2 hatte zuletzt ein Plus von 236 000 Kunden (gesamt: 10,3 Millionen) gemeldet, Vodafone D2 von 250 000 (29,4 Millionen). Marktführer T-Mobile gibt seine Zahlen erst in der kommenden Woche bekannt. Zuletzt hatte das Unternehmen 30,2 Millionen Kunden angegeben.

Seit dem vergangenen Jahr versucht E-Plus, sein Tarif-Angebot mit Flatrates und günstigen Prepaid-Karten deutlicher von der Konkurrenz abzugrenzen. Vertragskunden sollen ein Guthaben kaufen statt eine Grundgebühr zu zahlen. „Technischen Schnickschnack lassen wir weg“, sagte Krammer, der vor drei Monaten vom österreichischen Anbieter Telering zu E-Plus kam, das zum niederländischen Telefonkonzern KPN gehört.

Mit der neuen Strategie hat E-Plus in einem stagnierenden Markt Boden gutgemacht. Zwar gewinnen die Anbieter im Mobilfunk-Massengeschäft weiterhin neue Kunden, der Umsatz stagniert jedoch vielfach, da die Preise in den vergangenen zwölf Monaten unter Druck gekommen sind. Im Juni 2006 war Mobiltelefonieren nach Angaben des statistischen Bundesamtes 12,6 Prozent billiger als ein Jahr zuvor.

Den Umsatzzuwachs um 1,7 Prozent auf 722 Millionen Euro im Vergleich zum Vorjahresquartal verbuchte E-Plus daher als Erfolg. Den Gewinnsprung um 73 Prozent auf 267 Millionen Euro führte Krammer vor allem darauf zurück, dass E-Plus während der Fußball-WM seine Werbeausgaben wegen der hohen Preise für TV-Spots zurückgefahren hat.

Nach Ansicht von Analysten bestätigen die E-Plus-Zahlen die Billigstrategie. Mittelfristig jedoch könnte sich der Erfolg umkehren, glaubt Telekommunikationsexperte Torsten Gerpott von der Universität Duisburg-Essen. „Die Billigstrategie hat für E-Plus zwar Erfolg gebracht“, sagte Gerpott dem Tagesspiegel. Das Unternehmen müsse aber in Datendienste wie Handy-TV oder Musik investieren und DSL-Leitungen zum Mobilfunk anbieten, um den Anschluss an diese wachsenden Märkte nicht zu verpassen.

Der Markt für herkömmliches Mobiltelefonieren, den E-Plus jetzt aufmischt, gilt als gesättigt. Inzwischen gibt es etwa 82 Millionen Handys in Deutschland. Statistisch betrachtet hat damit jeder ein Handy. Deshalb attackieren die Anbieter sich nun stärker gegenseitig. „Es ist gut vorstellbar, dass die Preise in den kommenden zwölf Monaten noch einmal im zweistelligen Bereich sinken“, sagte Gerpott.

Nils-Viktor Sorge

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