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EADS: Gallois gegen Einstieg französischer Regionen

Der Airbus-Chef Gallois hält eine finanzielle Beteiligung französischer Regionen an EADS für nicht erforderlich. Als neuer Vertreter von Frankreich soll der Präsident der Großbank BNP Paribas das Management reformieren.

Paris - Der Airbus-Mutterkonzern EADS braucht in den kommenden Jahren "mindestens fünf Milliarden Euro" externer Finanzmittel. Eine Kapitalerhöhung sei aber "nicht dringlich", denn die Kassen seien noch voll, sagte Airbus-Chefs Louis Gallois im französischen Rundfunk. "Der Verwaltungsrat schließt aber eine Kapitalerhöhung nicht aus". Die privaten Großaktionäre Lagardère und Daimler-Chrysler wollen sich an einer Kapitalerhöhung nicht beteiligen; der französische Staat und acht französische Regionen sind dazu bereit.

Konzernkreise beziffern den externen Finanzbedarf auf fünf bis sieben Milliarden Euro. EADS/Airbus will für zehn Milliarden Euro das Langstreckenflugzeug A350 entwickeln. Der Hauptteil der Kosten soll in den Jahren 2010 bis 2013 anfallen. "EADS hat kein Finanzproblem" und "verfügt bis 2010 über ausreichende Barmittel", erklärte der französische Wirtschaftsminister Thierry Breton. Experten schätzen, dass EADS derzeit zwei Milliarden Euro in der Kasse hat. Das von einem Auftrags- und Produktionsrekord profitierende Unternehmen genießt zudem hohe Bonität und könnte sich problemlos weitere Fremdmittel aufnehmen.

BNP-Präsident soll Management auf Vordermann bringen

Breton bestätigte, dass der französische Staat den Präsidenten der Großbank BNP Paribas, Michel Pébereau, als seinen Vertreter in den EADS-Verwaltungsrat schicken wird. Dieser Platz ist vakant, seit Gallois Airbus-Chef wurde. Der Verwaltungsrat soll an diesem Donnerstag in Amsterdam die Bilanzzahlen 2006 billigen. Franzosen und Deutsche haben je vier Aktionärsvertreter im "Board".

Dem "Figaro" zufolge hat Pébereau die dezidierte Aufgabe, den Aktionärspakt sowie das bisher duale Führungssystem von Grund auf zu reformieren. Breton sagte, Pébereau werde sicherlich beitragen, das Management "klarer und einfacher zu machen". Der Bankmanager hat Erfahrungen in deutsch-französischen Kooperationen (BNP-Dresdner-Bank) und hatte vehement für ein Bündnis der Börsen von Frankfurt und Paris gekämpft.

Bundesregierung erwartet Umsetzung von "Power 8"

Unterdessen betonte die Bundesregierung, dass Änderungen am Aktionärspakt, der die deutsch-französische Machtbalance festschreibt, nur mit Zustimmung der Anteilseigner erfolgen könnten. Der Grundgedanke der Partnerschaft sei jedoch das Erfolgsrezept und solle beibehalten werden, sagte Vize-Regierungssprecher Thomas Steg in Berlin. Steg wies Spekulationen zurück, das gerade erst beschlossene Airbus-Sanierungsprogramm "Power 8" könnte wieder aufgeschnürt werden. "Wir gehen davon aus, dass jetzt dieses Konzept weiterverfolgt und umgesetzt wird", sagte Steg. Das Programm biete bei allen Härten die Chance, Airbus so am Markt zu positionieren, dass der Flugzeugbauer zukunftsfähig sei.

Gallois nahm Lagardère gegen den Vorwurf in Schutz, nur Jahr für Jahr hohe Dividenden zu kassieren, sich aber nicht um EADS zu kümmern. Arnaud Lagardère verteidige im Verwaltungsrat aktiv die französischen Interessen. Zum Vorschlag des Premierministers Dominique de Villepin, EADS solle auf Dividenden verzichten und das Geld lieber investieren, sagte Gallois, eine solche Entscheidung sei Sache der Aktionäre. Es sei "nicht anormal", dass sich die Politik für Airbus interessiere, denn das Unternehmen sei "durch politischen Willen entstanden". Doch Airbus dürfe nicht "Geisel des Wahlkampfes" werden. (tso/dpa)

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