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Wirtschaft: EADS ist an Elektronikfirmen interessiert

Vorstandsmitglied Zoller: Gelegenheiten für Zukäufe in der Verteidigungssparte werden wir nutzen

Berlin - Der Luft- und Raumfahrtkonzern EADS will sich in der Rüstungssparte durch Übernahmen – insbesondere von Elektronik- und Technologiefirmen – weiter verstärken. Stefan Zoller, der für den Bereich zuständige Vorstand des europäischen Unternehmens, sieht Nachbesserungsbedarf. „In einigen Bereichen wollen wir noch weiter wachsen, um die zunehmende Komplexität der Bedrohungslagen zu beherrschen“, sagte Zoller dem Tagesspiegel auf der Internationalen Luft- und Raumfahrtausstellung (ILA) in Berlin.

EADS ist schon heute einer der größten Verteidigungs- und Sicherheitskonzerne weltweit. Im vergangenen Jahr hatte EADS die Nokia-Sparte für digitalen Bündelfunk und den Marine-Ausrüster Atlas – diesen in Kooperation mit Thyssen-Krupp – gekauft. „Die Integration aller Komponenten von Sicherheit in Gesamtsysteme – das ist es , was wir leisten können. Wenn sich Gelegenheiten bieten, uns dort weiter zu verstärken, werden wir sie nutzen. Da gibt es aber keine festen Vorgaben. Wir entscheiden von Fall zu Fall“, sagte der Verteidigungsvorstand. Am Panzerhersteller Krauss-Maffei Wegmann sei EADS definitiv nicht interessiert, sagte Zoller. „Man muss Fahrzeuge nicht selber herstellen, um sie vernetzen zu können.“

Wegen der neuen Bedrohungen durch den internationalen Terrorismus stiegen auch die Anforderungen an die Vernetzung der Rüstungsgüter. „Niemand kann beispielsweise mehr verantworten, Truppen in einen Auslandseinsatz zu schicken, ohne dass er dort auch den Luftraum beherrscht“, sagte Zoller.

Bei der inneren Sicherheit werde die bessere Kommunikation – etwa durch einen sicheren Polizeifunk – und eine engere Grenzüberwachung immer wichtiger. „Wenn man wie beim Terrorismus vom Gegner nicht weiß, wer er ist, was er vorhat und wann er kommt, baut man Burgen: Man will dann wissen, wer und was sich über die Grenzen bewegt“, sagte Zoller. Pro Jahr investierten die Länder weltweit etwa 35 Milliarden Euro in diesem Bereich, etwa die Hälfte davon die USA.

In Deutschland habe sich die Verteidigungssparte von EADS stabilisiert, sagte Zoller. Heute arbeiten in dem Bereich für EADS fast 13000 Menschen. „Jetzt stellt sich die Frage, wie wir wieder stärker wachsen können.“ Eine Reihe von Großprojekten stehe noch an – darunter die Bestellung der dritten Tranche beim Eurofighter, das unbemannte Aufklärungsflugzeug „Eurohawk“ sowie die Entwicklung künftiger Lenkflugkörper.

Zoller erwartet sich viel von unbemannten Flugzeugen. Erst kürzlich hat EADS die erste Testphase für seinen neuen Demonstrator, den so genannten „Barracuda“, erfolgreich abgeschlossen. „Dies ist ein Quantensprung, mit dem wir den europäischen Streitkräften zeigen, was in Europa technologisch machbar ist“, sagte Zoller. Doch die Entwicklung solcher Projekte könne die Industrie künftig nicht allein finanzieren, auch das nationale deutsche Budget reiche nicht aus. Deshalb sei die momentan stabile Lage der Sparte keine Garantie für die Zukunft.

Unterdessen vermeldete die Ila zur Halbzeit gute Zahlen: Geschäftsabschlüsse in dreistelliger Millionenhöhe und mehr Besucher als vor zwei Jahren. An den drei Fachbesuchertagen hätten 72 000 Gäste die Ila besucht – fünf Prozent mehr als 2004, sagte der Projektdirektor der Messe Berlin, Stefan Grave. Ab diesem Freitag ist die Schau für die Öffentlichkeit zugänglich.

INTERNATIONALE LUFT- UND RAUMFAHRTAUSSTELLUNG

16. – 21. Mai

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