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EADS-Krise: Streichung von Aufträgen würde deutsche Standorte treffen

Im politischen Tauziehen um das Sparprogramm bei Airbus hat EADS-Ko-Chef Thomas Enders Deutschland vor einer Streichung von Rüstungsaufträgen gewarnt. Tausende Airbus-Mitarbeiter in Frankreich streiken gegen Stellenstreichungen.

Frankfurt/Toulouse - Bestellungen der Bundesregierung würden vom Airbus-Mutterkonzern "nahezu ausschließlich in Deutschland abgearbeitet", sagte Enders der "Frankfurter Allgemeinen Zeitung". Sie kämen damit "deutschen Arbeitsplätzen und auch vielen kleineren Zulieferfirmen zugute". Bundeswirtschaftsminister Glos hatte dem Mutterkonzern EADS offen mit dem Entzug von Rüstungsaufträgen gedroht.

Nach dem Aktionstag in Deutschland demonstrierten auch am zweiten großen Airbus-Standort in Frankreich tausende Beschäftigte gegen drohende Stellenstreichungen und Werksschließungen.

Die Airbus-Führung will am 20. Februar Details ihres milliardenschweren Sparplans Power 8 bekannt geben, der nach den Lieferverzögerungen beim Super-Airbus A380 aufgelegt worden war. Enders sagte zur Verteilung der Einsparungen auf die Partnerländer, er werde mit seinem französischen Kollegen Louis Gallois darauf achten, "dass das Ganze balanciert und fair zugeht". Airbus prüfe in der Tat, die Fertigung bestimmter Teile auszulagern. Deutschland habe hier aber gegenüber Frankreich keinen technologischen Nachteil, sagte der EADS-Ko-Chef. Im Bereich Flugzeugrumpf seien sowohl die französischen als auch die deutschen Standorte "attraktiv".

Entscheidungen noch nicht gefallen

Auch die Konzentration künftiger Airbus-Modelle an einem Standort sei "eine Möglichkeit" zu sparen, sagte Enders. Als "deutsche Domäne" bezeichnete er die Erneuerung der Airbus A320-Familie, die in einigen Jahren anstehe. Befürchtungen der Gewerkschaften, in Deutschland könnten 8000 bis 10.000 Stellen abgebaut werden, wollte Enders nicht bestätigen. Die Entscheidungen seien noch nicht gefallen, sagte er. Manche "Horrorszenarien" entsprächen nicht der realen Lage. Restrukturierungen hätten in der Vergangenheit immer dazu geführt, dass Airbus wettbewerbsfähiger geworden sei. In der Umsetzung seien derlei Anpassungsprozesse leider immer "schmerzhaft".

In Frankreich beteiligten sich laut Gewerkschaften fast 90 Prozent der Belegschaft, also zwischen 17.000 und 18.000 Beschäftigte, an einer einstündigen Arbeitsniederlegung am Airbus-Sitz in Toulouse und den anderen Werken. Die geplanten Einsparungen bei Airbus Frankreich hätten "drastische Folgen für die Beschäftigten", sagte Ko-Betriebsratschef Jean-François Knepper. Er sprach von Kostensenkungen in Höhe von 30 Prozent, die rund 10.000 Stellen in Europa kosten würden.

Die Arbeitsniederlegung sei "ein Warnschuss, den unser Management ernst nehmen sollte", sagte Knepper weiter. Der Widerstand der Beschäftigten habe schon gefruchtet, nachdem die Airbus-Mutter EADS eine für Dienstag geplante Verwaltungsratssitzung wegen "Spannungen innerhalb des Unternehmens" abgesagt habe. In Frankreich arbeiten rund 21.000 Menschen für Airbus; gebangt wird vor allem um die Zukunft der Werke Méaulte und Saint-Nazaire. (tso/AFP)

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