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Wirtschaft: EADS steigt bei den Russen ein

Beteiligung an dem Flugzeugbauer Irkut soll nur der Anfang einer engen Zusammenarbeit sein

Berlin - Nach Bundeskanzler Gerhard Schröder hat nun auch der Luft- und Raumfahrtkoordinator der Bundesregierung, Ditmar Staffelt, eine stärkere Öffnung des Luft- und Raumfahrtkonzerns EADS nach Russland gefordert. „Die Luft- und Raumfahrt ist ein Feld, auf dem Russland über enormes Wissen und Erfahrungen verfügt. Es kann daher nur von Vorteil sein, wenn EADS mit russischen Luft- und Raumfahrtunternehmen zusammenarbeitet. Solche Kooperationen sollten erweitert und vertieft werden“, sagt Staffelt, der auch Parlamentarischer Staatssekretär im Wirtschaftsministerium ist, dem Tagesspiegel.

Schröder hatte vor vier Wochen bei der feierlichen Vorstellung des Großraumflugzeugs Airbus 380 in Toulouse gefordert, Russland stärker in die Arbeit der European Aeronautic Defense and Space Company (EADS) einzubinden. Airbus ist eine Tochter der EADS. „Das Boot ist noch nicht voll“, hatte Schröder gesagt. Erst im Dezember 2004 waren Abkommen über eine intensivere Zusammenarbeit in der Luft- und Raumfahrt getroffen worden. Die Beteiligung an dem russischen Flugzeugbauer Irkut, der Kampf- und Amphibienflugzeuge herstellt, ist laut Staffelt nun unter Dach und Fach: „Am russischen Luft- und Raumfahrtkonzern Irkut wird sich EADS mit fünf bis zehn Prozent beteiligen.“ Das Unternehmen wird dann im Aufsichtsrat der börsennotierten Irkut mit einem Sitz vertreten sein. Präsident Putin hat nach Angaben der EADS bereits zugestimmt.

Für 50 Millionen Dollar wurden bereits Kooperationen vereinbart. So hat Airbus etwa Titan und Aluminium im Wert von 18 Millionen US-Dollar bei russischen Firmen bestellt. Im Forschungs- und Entwicklungszentrum RTO bei Moskau tüftelt man gemeinsam an der Entwicklung unbemannter Raumtransporter, und im Moskauer Airbus-Konstruktionszentrum ECAR bearbeiten 100 russische Ingenieure EADS-Aufträge von acht Millionen Dollar. „Wir schätzen die IT-Kompetenz der russischen Wissenschaftler“, sagt EADS-Sprecher Gregor von Kursell. Sie unterstützten die EADS bei der Modernisierung von Computerprogrammen, viele Airbus-Maschinen fliegen mit russischer Bordelektronik. 22 Millionen Dollar gibt EADS allein für die Fertigung russischer Komponenten aus.

Mehr als 30 Forschungs- und Technologieverträge sind schon unterzeichnet, 40 weitere Projekte werden zurzeit sondiert. „Wir können nunmal kein Interesse daran haben, dass Russland eines Tages neben Boeing und Airbus als dritter Wettbewerber ebenfalls große Zivilflugzeuge baut und am Weltmarkt anbietet. Da ist es ein intelligenter Weg, die Russen bei der Produktion von Airbus-Flugzeugen mit einzubinden“, sagt Luft- und Raumfahrtkoordinator Staffelt. Außerdem werde die Zusammenarbeit beim Flugzeugbau bei neuen Flugzeugbestellungen russischer Airlines „sicher berücksichtigt werden“.

Sinn macht die Partnerschaft nach Einschätzung von Ben Fidler, Analyst für Luftfahrtindustrie bei der Deutschen Bank, aber auch, weil in Russland die Arbeitskosten wesentlich günstiger seien. Das kritisieren auch russische Wirtschaftskreise: In dem Technologiebüro der EADS in Moskau würden die gut ausgebildeten russischen Mitarbeiter von den Europäern zu Dumping-Preisen ausgebeutet.

Aber Russland schützt auch seinen Markt: „Einfuhrzölle von 40 Prozent in der Luftfahrtindustrie erschweren die Kooperation“, sagt EADS-Sprecher von Kursell. Zudem darf eine ausländische Firma nicht mehr als 25 Prozent der Aktien einer russischen Luftfahrtfirma erwerben. Dabei müssten die Russen selbst großes Interesse an mehr Zusammenarbeit haben, glaubt Staffelt. „Viele Ressourcen liegen dort brach, weil das nötige Geld fehlt.“

Bei der Kooperation setzt aber auch die europäische Seite Grenzen. An eine Beteiligung der Russen an dem Gemeinschaftsunternehmen von Deutschland, Frankreich, Großbritannien und Spanien denkt vorerst keiner: „Eine Kapitalbeteiligung Russlands an der EADS schließen wir grundsätzlich nicht aus, aber es besteht derzeit kein Bedarf“, sagt von Kursell.

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