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EADS: Wechsel an der Airbus-Spitze

Führungswechsel in der Krise: Der erst vor drei Monaten ernannte Konzernchef Christian Streiff wird vom langjährigen Chef der französischen Staatsbahn SNCF, Louis Gallois, abgelöst.

Paris/Berlin - Streiff hatte freie Hand bei der Umsetzung des milliardenschweren Sparpakets wegen der A-380-Krise verlangt und damit den jahrelang fein austarierten deutsch-französischen Konsens im Konzern in Frage gestellt. Als er dies nicht bekam, sandte er vergangene Woche ein Rücktrittsgesuch an die EADS-Führung. Die Entscheidung über konkrete Einschnitte in den Airbus-Werken in Deutschland und Frankreich wurde verschoben.

Aus Sicht von Streiff erlaube die Unternehmensstruktur bei EADS keine industriell ausgerichtete Führung von Airbus, hieß es aus dem Umfeld des Managers. Gallois traf am Nachmittag mit Frankreichs Premierminister Dominique de Villepin zusammen, der noch am Sonntag gesagt hatte, er sehe «überhaupt keinen Grund», warum Streiff abgelöst werden sollte. Die Zustimmung des französischen Staates für die Personalie war notwendig, weil dieser mit 15 Prozent an EADS zweitgrößter Anteilseigner ist.

Gallois war im Juli als Ko-Chef zum Airbus-Mutterkonzern EADS gewechselt. Diesen Posten wird er den Angaben zufolge auch in Zukunft neben seiner Tätigkeit als Pilot bei Airbus ausfüllen. Das grüne Licht für Gallois' Doppelfunktion wurde nach dem Treffen mit Villepin nun offenbar erteilt. Auf diese Lösung, durch die eine Entscheidungsebene entfernt werde, hätten die französischen Aktionäre gedrängt, hieß es in Paris. Gleichzeitig sei aber Streiffs Sparplan, der auch eine neue Aufgabenverteilung zwischen den Airbus-Werken vorsieht, nicht in Frage gestellt worden und werde umgesetzt.

Der französische Finanzminister Thierry Breton erklärte vor dem Treffen der Eurogruppe in Luxemburg, der Sanierungsplan von Airbus werde ohne Verzögerung umgesetzt. Bundesfinanzminister Peer Steinbrück (SPD) sagte: «Wir legen Wert darauf, dass die deutschen Standorte bei dem jetzigen schwierigen Prozess sehr fair, sehr gleichmäßig behandelt werden.»

Bund prüft Einstieg bei EADS

Die Bundesregierung schloss unterdessen einen vorübergehenden Einstieg der Staatsbank KfW bei EADS grundsätzlich nicht aus. Es werde über Situationen nachgedacht, in denen es sinnvoll sein könne, über die KfW Anteile vorübergehend zu halten, sagte ein Sprecher des Bundesfinanzministeriums in Berlin. Mit einem Einstieg bei EADS könnte die Regierung ein Gegengewicht zu dem Anteil des französischen Staates schaffen und ihren Einfluss auf Standortentscheidungen des Konzerns erhöhen.

Die «Süddeutsche Zeitung» berichtete, als Nachfolger Streiffs sei auch der Vorstandschef der Deutschen Bahn im Gespräch gewesen. Führende Airbus-Manager hätten sich dafür ausgesprochen, Mehdorn mit der Sanierung zu beauftragen. (tso/AFP)

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