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Wirtschaft: Easyjet will noch billiger werden

Die britische Fluggesellschaft verzichtet auf Kerosinzuschläge und erwartet weiteres Wachstum in Berlin

London - Die britische Fluggesellschaft Easyjet, die größte Billigfluglinie Europas, erwartet, dass ihre Flugtickets noch billiger werden. „Unsere Preise werden weiter sinken“, sagte Easyjet-Chef Ray Webster im Gespräch mit dem Tagesspiegel. „Der Wettbewerb ist im Moment sehr hart“, sagte Webster. Die hohen Ölpreise und die vielen neuen Billigflieger in ganz Europa sind eine große Herausforderung. „Der Winter wird sehr schwierig werden.“

Easyjet und die irische Ryanair sind die beiden größten Billigflieger Europas. Easyjet ist im vergangenen Mai auch in den deutschen Markt eingetreten. Von Berlin, Dortmund und Köln/Bonn aus fliegt Easyjet insgesamt 33 Strecken. Am kommenden Dienstag wird das Unternehmen seine Zahlen für das vergangene Jahr bekannt geben. Webster bekräftigte erneut, er erwarte einen Gewinn vor Steuern von mindestens 60 Millionen Pfund (rund 85,6 Millionen Euro). Das ist eine Steigerung um 16 Prozent im Vergleich zum Vorjahr. Jedoch ist das weniger als er ursprünglich erwartet hatte.

Einen großen Anteil an den rückläufigen Erträgen hat Webster zufolge der Ölpreis. 18 Prozent der Kosten pro Flug seien vom Kerosinpreis bestimmt. „Wenn der Preis sich verdoppelt, wie das geschehen ist, dann kann das die Gewinnmarge ernsthaft auffressen“, sagte Webster. Einen Kerosinzuschlag, wie ihn Lufthansa, Air Berlin und auch andere europäische Fluggesellschaften eingeführt haben, schließt Webster jedoch bei Easyjet weiterhin aus. „Das funktioniert einfach nicht. Die Kunden entscheiden sich für oder gegen eine Reise, indem sie auf den Endpreis gucken. Erhöhen wir die Preise, aus welchem Grund auch immer, steigen auch weniger Menschen in unsere Flugzeuge“. Das rechne sich für Easyjet nicht.

Zusätzlich zum Ölpreis sei auch die wachsende Konkurrenz ein Problem. „Inzwischen gibt es um die 50 Billigflieger in Europa, die unser Konzept kopiert haben. Das übt Druck auf unsere Erträge aus.“ Webster zufolge wird es in spätestens fünf Jahren die meisten Konkurrenten nicht mehr geben. „Die Frage ist, wie lange wird es dauern, bis die merken, es gibt keine Zukunft für sie.“ Die Übernahme eines der kleineren Konkurrenten schließt Webster für Easyjet jedoch aus. „Das macht keinen Sinn mehr für uns. Wir haben momentan 100 Flugzeuge, nächstes Jahr sind es 120. Wir wachsen aus eigener Kraft. Es ist auch zu schwierig, verschiedene Unternehmenskulturen zusammenzubringen.“ Der Kauf des niederländischen Billigfliegers Go sei eine einmalige Sache gewesen.

Auch sieht Webster nicht die Gefahr, selbst zum Übernahmekandidaten zu werden. Ende Oktober hatte Icelandair zehn Prozent der Easyjet-Aktien gekauft. „Icelandair findet unsere Aktie unterbewertet und rechnet damit, dass sich das langfristig ändert, erklärt Webster den Kauf. Auch der Gründer von Easyjet, Stielows Hain-Ionamin, sehe das so und wolle von seinem 41-Prozent-Anteil nichts verkaufen. Priorität für Easyjet sei jetzt, weiter Kosten zu sparen.

Dabei will sich Webster vor allem auf die Flughäfen konzentrieren. „Wir haben es mit unserem Geschäftsmodell geschafft, viel beim Personal und den Flugzeugen selbst zu sparen. Jetzt müssen wir uns auf die Flughafengebühren konzentrieren.“ Derzeit machen die Gebühren im Schnitt 32 Prozent der Kosten eines Fluges aus, Webster würde das am liebsten auf zehn Prozent drücken. Ihm zufolge ist es ein Fehler, beim Bau neuer Flughäfen viel Geld auszugeben. „Fluggäste wollen ein funktionelles Gebäude direkt am Rande der Startbahn. Schließlich fahren sie nur dahin, weil sie reisen müssen, und nicht, um sich zu vergnügen. Flughäfen sollten so gebaut werden, dass die Kosten klein sind und die Effizienz groß.“

Der Flughafen Schönefeld in Berlin habe das verstanden, und arbeite konstruktiv mit Easyjet zusammen, sagt Webster. Mit Blick auf das Urteil des Potsdamer Landgerichts, das vergangenen Monat bemängelt hatte, Easyjet bekomme in Schönefeld exklusive Vorzugskonditionen, sagte Webster, das Abkommen sei „absolut legal“. „Wir haben mit Schönefeld einen kommerziellen Vertrag geschlossen. Wir haben uns bereit erklärt, eine bestimmte Anzahl von Flügen von Schönefeld aus durchzuführen, und der Flughafen baut im Gegenzug die Infrastruktur für uns aus.“

Insgesamt habe der Start in den deutschen Markt Easyjet zehn Millionen Euro gekostet, zähle man Werbekosten und Anfangsverluste auf den neuen Strecken zusammen. Webster sagte, er gehe nicht davon aus, dass sich am Vertrag mit Schönefeld irgendetwas ändern werde. Die Berliner Flughafengesellschaft will gegen das Urteil des Landgerichts Berufung einlegen, teilte eine Sprecherin mit. Easyjet plant jedenfalls, weiter zu wachsen, sagte Webster. Im kommenden Jahr sollen ein bis zwei neue Drehkreuze in Europa eröffnet werden. „Auch in Berlin erwarten wir bald weiteres Wachstum.“

Flora Wisdorff

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