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Wirtschaft: Ebay verteidigt Arbeitsbedingungen

Online-Auktionshaus wirft Gewerkschaft gezielte Kampagne vor/Verdi: Klima der Angst

Berlin (mot). Dicke Luft beim OnlineAuktionshaus Ebay: Nach Angaben der Gewerkschaft Connex.av arbeiten die 680 Beschäftigten in der Berliner Europa-Zentrale in einem „Klima der Angst“: Elektronische Überwachung, Überstunden ohne Ausgleich, Bezahlung unter Niveau und Einschüchterungen durch die Geschäftsführung verübelten den Mitarbeitern den Berufsalltag bei einer der erfolgreichsten Internetfirmen der Welt.

„Die Vorwürfe sind aus der Luft gegriffen“, kontert Ebay-Sprecher Nerses Chopurian. Allenfalls „eine Hand voll“ von Angestellten sei unzufrieden. „Das ist normal.“ Connex.av, ein Ableger der Dienstleistungsgewerkschaft Verdi, versuche vielmehr, „dem Ruf von Ebay als integrem Arbeitgeber zu schaden, um uns anschließend einen Tarifvertrag aufzuzwingen“. Connex sei eine „erfolglose Gruppe bei Verdi“, die händeringend in der New Economy Mitglieder werben müsse.

Zum Beweis präsentierte das Management Dokumente, die dem Tagesspiegel vorliegen und die belegen sollen, dass die Gewerkschaft gezielt Unfrieden bei Ebay stiften will – um Werbung in eigener Sache zu machen. Aus den Papieren geht hervor, dass Connex für 40000 Euro die Kommunikationsagentur Q-Mindware beauftragte, um eine Mitarbeiter-Umfrage bei Ebay zu organisieren und im Internet unter www.epay.tv zu dokumentieren. Das Ergebnis ist für das Auktionshaus vernichtend. Chopurian: „Die Kampagne wurde professionell gesteuert und die Ergebnisse standen vorher fest.“

Entzündet hat sich der Konflikt am so genannten Activity-Manager, einer virtuellen Stechuhr, die die Arbeitseffizienz der Beschäftigten messen soll. Das Computerprogramm kontrolliert die Arbeitszeiten sowie die pro Tag bearbeiteten E-Mails und Telefonate. Selbst Zigarettenpausen werden angeblich dokumentiert. Die Gewerkschaft spricht von „katastrophalen Arbeitsbedingungen“. Proteste würden systematisch vereitelt.

Nachdem Versuche scheiterten, über einen Haustarifvertrag zu verhandeln, und der Betriebsrat sich nicht kooperativ zeigte, habe man zu „ungewöhnlichen Methoden“ gegriffen und ohne Wissen der Geschäftsführung die Mitarbeiter online befragt. „Bei Ebay gibt es ja kein Werkstor, wo man die Beschäftigten ansprechen kann“, sagt Goldschmidt. Connex.av-Chef Wille Bartz rechtfertigt das Vorgehen. „Man kann in unserer Branche nur etwas bewegen, wenn wir die Beschäftigten unkonventionell organisieren.“ 40000 Euro seien für das Ebay-Projekt in Ordnung. Der Vorwurf, die Umfrage sei manipuliert worden, nennt Bartz „albern“. Erfolglos sei die Mitgliederwerbung indes nicht: 1800 bis 2000 Mitglieder aus dem Bereich New Media, privater Rundfunk und Film seien heute bei Connex organisiert.

Ebay-Sprecher Chopurian zeigt sich unbeeindruckt: „Wir setzen weiter auf individuelle und flexible Vereinbarungen mit dem Betriebsrat statt auf starre Verträge mit Connex.“ Der Ebay-Betriebsrat war am Montag für eine Stellungnahme nicht erreichbar.

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