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Wirtschaft: Ehemaliges Ministerium in Mitte zu verkaufen

Die Bundesanstalt für Immobilienaufgaben gibt Top-Grundstück im Regierungsviertel ab.

Auf dem Berliner Immobilienmarkt wird so ziemlich alles angeboten, was es nur geben kann: von der Würstchenbude bis zum Millionen-Loft. Dass ein ehemaliges Ministerium zum Verkauf steht, ist selten geworden. Es ist der Erweiterungsbau des einstigen Preußischen Ministeriums für öffentliche Arbeiten. Geschichtspuristen setzen gern noch ein „Königlich“ vor die Bezeichnung, Technik-Fans wissen, es war das berühmte Eisenbahnministerium der Preußen. Die Berliner von heute hingegen sorgen sich schon seit 17 Jahren, ob denn doch noch etwas aus dem ansehnlichen Gebäude Leipziger Straße 125 wird. Bisher endet der Blick über die Neorenaissance-Fassade an den perfekt gesicherten Fensterhöhlen.

Es ist eines der wenigen noch verfügbaren großen Grundstücke im östlichen Teil der Innenstadt „mit Bebauungspotenzial“, wie sich Stephan Regeler von der Bundesanstalt für Immobilienaufgaben (BImA) freut: Etwas mehr als 10 000 qm Grundfläche, in bester Lage. Regeler ist BImA-Chef von Berlin-Brandenburg und hat nicht alle Tage so etwas in seinem Angebot. Er rechnet mit bester Nachfrage, mit einem „erheblichen Run“ auf sein Ministerium. Es wird wohl der letzte große Deal in der Leipziger Straße sein.

Das polygonal geschnittene Grundstück umfasst das östliche Eck im Karree zwischen Leipziger Straße, Wilhelmstraße und Voßstraße und umschließt auch Grundflächen in fremdem Besitz. Immerhin verbleiben verwertbare 98 Meter Straßenfront an der Voßstraße, 124 Meter an der Wilhelmstraße. Als Schmuckstück erhalten ist aber die 22 Meter breite, denkmalgeschützte Gebäudefront an der Leipziger Straße. Der Architekt Paul Kieschke hatte 1894 diesen Erweiterungsbau als noblen Zugang zu den übrigen Gebäuden des Preußischen Ministeriums entworfen, mit einer stattlichen Nutzfläche von 2260 qm allein hier an der Leipziger Straße. Die Sandsteinfassade ist dem Stil der norditalienischen Stadtvillen nachempfunden, sie trägt noch die Wappen der seinerzeit zwölf preußischen Provinzen. Ein aus Kupfer getriebener Adler über der Mittelachse des Hauses war jedoch nach dem Krieg entsorgt worden – als Buntmetall.

Mit der gegenwärtigen Diskussion, doch alle Bundesministerien nach Berlin zu holen, hat die Verkaufsorder nichts zu tun, versichert Regeler. Das Preußische Ministerium steht seit 1994, seit der Übernahme in Bundesbesitz, leer. Der gegenwärtige Zustand ist zwangsläufig nicht mehr der beste. All die Jahre habe man sich die Entscheidung offengehalten, aber jetzt sei man zu der Ansicht gekommen, dass das Anwesen „für Bundeszwecke entbehrlich ist“, sagt Regeler.

Von der Lage her würde es zum Regieren schon taugen. In der Leipziger Straße gegenüber vom ehemaligen Preußischen Ministerium für öffentliche Arbeiten liegt das Bundesministerium der Finanzen, vormals bekannt als Reichsluftfahrtministerium. Die Straße hinunter tagt der Bundesrat, in der Wilhelmstraße residieren Minister, Botschafter und Parteifürsten – bestes Regierungsviertel also. BImA-Experte Regeler glaubt eher an eine Zukunft als Hotel, Geschäfts- oder Wohnhaus, entlang der Voßstraße verlangt der Berliner Bebauungsplan ohnehin eine Quote an Wohnraum von 30 Prozent. Regeler erwartet, dass ein Investor „auf die Belange der Stadt eingeht und sein Projekt ins Umfeld einpassen wird“.

Die Leipziger Straße war einmal „die“ Einkaufsstraße von Berlin, bedeutend wie eine 5th Avenue, ausgestattet mit allem, was schick, teuer und edel war – und mit der damals hundsmodernen Elektrischen Straßenbahn. Vieles kommt eben wieder.

Mit einigen historischen Dingen auf dem Grundstück des Preußischen Ministeriums muss sich jeder Interessent beschäftigen. Das größte Teil der Gebäude war im Krieg zerstört worden, die Ruinen wurden später abgetragen; einige Remisen sind erhalten. Die weitläufigen Kelleranlagen sind mit Bauschutt verfüllt. Die DDR-Oberen kannten keine Zurückhaltung bei unübersichtlichen Kellergängen – schon gar nicht in Grenznähe.

Unter den Kellern geht es mit den historischen Lasten erst richtig los, da liegt seit den Tagen des Zweiten Weltkriegs längs zur Wilhelmstraße ein Luftschutzbunker. 50 Meter lang, 15 Meter breit, mit einer Deckenstärke von 3,60 Meter. Da steckt einiges an bestem Beton in der Erde, und da muss man wirklich ran. Denn ohne Tiefgarage lässt sich kein großes Objekt in der Innenstadt mehr wirtschaftlich betreiben. „Der Abriss des Bunkers wäre nicht so dramatisch“, meint Stephan Regeler.

Das Objekt kommt nicht, wie andere Bundesimmobilien, einfach und schnöde bei einer Auktion unter den Hammer. Der Verkauf wird zelebriert, auf der 14. Expo Real in München vor internationalem Publikum. Diese weltweit beachtete Fachmesse für gewerbliche Immobilien (4. bis 6. Oktober 2011) sei „genau der richtige Rahmen“, so Regeler. Als bestes Gebot erwartet er: „Millionen“. Genauer gesagt, Millionen Euro im guten zweistelligen Bereich.

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