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Wirtschaft: Eichels Hoffnung

Offiziell endete die letzte Rezession in Deutschland vor einem Jahr. Doch um das wirtschaftliche Wachstum seitdem erkennen zu können, bräuchte man ein Mikroskop.

Offiziell endete die letzte Rezession in Deutschland vor einem Jahr. Doch um das wirtschaftliche Wachstum seitdem erkennen zu können, bräuchte man ein Mikroskop. Im vierten Quartal des vergangenen Jahres fiel der Wert auf gerade einmal null Prozent. Nun wird – wie immer – vorausgesagt, dass das Wachstum sich im laufenden Jahr bald erholt. Die Bundesregierung rechnen mit einem Prozent in diesem Jahr.

Damit würden immerhin die Werte aus den vergangenen beiden Jahren von 0,2 Prozent und 0,6 Prozent übertroffen. Doch leider müssen diese Vorhersagen angezweifelt werden. In Europa wird grundsätzlich so lange ein höheres Wachstum angekündigt, bis sich optimistische Prognosen nicht mehr halten lassen und in enttäuschte Rückblicke verwandeln. Nun ist ein Prozent Wachstum keine besonders rosige Aussicht, doch viele Konjunkturexperten halten selbst dies noch für übertrieben.

Zugegeben, auch die Gewinnprognosen der Unternehmen und Analysten für die private Wirtschaft werden in der NachEnron-Ära spöttisch beargwöhnt. Aber müssen übertriebene Regierungsprognosen deswegen mehr Respekt bekommen, als sie verdienen? Das deutsche Finanzministerium glaubt, dass die anziehende Wirtschaft im Ausland das deutsche Wachstum im Jahr 2003 wieder stärken wird. Und tatsächlich stieg der Ifo-Geschäftsklimaindex im Februar bereits zum zweiten Mal in Folge. Doch das Verbrauchervertrauen erreicht immer neue Tiefstände, die Konsumenten sind in den Streik getreten und die Regierung tut gleichzeitig so, als ob kein anderes Problem zu lösen sei als der andauernde, die Wirtschaft belastende Irak-Konflikt.

Man kann das Problem angehen, indem man darauf wartet, dass der Rest der Welt Deutschland aus der wirtschaftlichen Klemme hilft. Doch diese Art der Geduld ist wohl kaum das, wofür Bundeskanzler Gerhard Schröder und seine Regierung bezahlt werden. Einer von neun Deutschen ist arbeitslos, und ein nennenswertes Wachstum ist nicht in Sicht. Uns scheint, dass Deutschland nicht länger auf Godot warten, sondern lieber damit beginnen sollte, etwas gegen die Stagnation zu unternehmen. Eine Arbeitsmarktreform könnte zum Beispiel der Anfang sein.

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