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Wirtschaft: „Eigentlich hätte es nichts kosten dürfen“

Datenbanken für Online-Stellenbörsen müssen nicht teuer sein

Das Ziel war ehrgeizig: Die Bundesagentur für Arbeit (BA) wollte mit dem Virtuelle Arbeitsmarkt einen „Meilenstein“ bei der Stellenvermittlung über das Internet setzen und die größte JobDatenbank Europas schaffen. Ganz einfach per Mausklick – schneller und kostengünstiger als bisher – sollten Stellensuchende und Unternehmen zusammenfinden. Zentrales Element des Vermittlungsportals: Ein System, das die Qualifikationen der Bewerber mit den Stellenangeboten präzise abgleicht. Zudem greift die Datenbank auf frei zugängliche Stellenangebote im Netz zu, um den Stellenpool der Arbeitsvermittler zu vergrößern.

Das Projekt stößt schon früh auf die Kritik privater Online-Stellenbörsen. Sie beschweren sich vor allem darüber, dass die BA versuche, „mit ihrem zentralistischen Ansatz ihr Vermittlungsmonopol auf virtueller Ebene wieder zurückzugewinnen“, wie es beim Online-Personalvermittler Monster Deutschland heißt. Außerdem kritisieren die Dienstleister, dass der Aufbau eines gut funktionierenden Online-Stellenmarktes wesentlich kostengünstiger zu haben sei, als von der BA veranschlagt. „Der reine Aufbau einer Datenbank kostet ein bis zwei Millionen Euro“, sagt Monster-Geschäftsführer Kai-Uwe Deininger. Andere Wettbewerber sprechen von bis zu 15 Millionen Euro – immer noch wesentlich weniger als die ursprünglich von der BA eingeplanten Kosten von 65,5 Millionen Euro für Aufbau und Betrieb über fünf Jahre.

„Eigentlich hätte das gar nichts kosten dürfen“, sagt Wolfgang Steinle, Vorstand der Münchner Wimmex AG. „Die Datenbank gibt es nämlich bereits: das Internet.“ Wimmex hat eine Suchmaschine namens „Wimmi“ entwickelt, die ähnlich wie die Internetsuchmaschinen Google oder Yahoo Stellenangebote im Internet findet und die Daten aufbereitet. Das Münchner Arbeitsamt hat die Software in einem Pilotversuch getestet – musste den Betrieb aber mit dem Start des Virtuellen Arbeitsmarktes der BA einstellen. Zum Preis von 500.000 Euro im Jahr für die Software-Lizenz einschließlich Weiterentwicklung, Wartung und Service habe Wimmex der BA sein Produkt angeboten. Doch die BA habe abgelehnt. Anders die Arbeitsverwaltung der Schweiz: Die setze Wimmi inzwischen erfolgreich ein, sagt Steinle.

„Das Problem ist, dass hier ganz unterschiedliche Dinge verglichen werden“, sagt dagegen ein Sprecher der Nürnberger Bundesagentur. Der Virtuelle Arbeitsmarkt habe schon von Beginn an mehr umfasst als nur die Erstellung einer Datenbank und den Aufbau einer Internet-Jobbörse, auch wenn das Onlineangebot immer im Mittelpunkt des öffentlichen Interesses gestanden habe. Bei der Ausschreibung des Projekts sei es aber auch darum gegangen, die bestehenden und völlig veralteten Computersysteme der örtlichen Arbeitsagenturen im ganzen Bundesgebiet in das neue System zu integrieren. „Dafür war ein Großteil der Kosten von 65,5 Millionen Euro veranschlagt“, sagt der Sprecher. vis

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